Aufführungsbesprechung Pyrmont: Juli – August 1823 (darunter „Freischütz“ von Carl Maria von Weber) (Teil 2 von 2)

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Aus Pyrmont.

(Beschluß.)

Ich beschränke mich nur bloß auf die Darstellung, so wie ich sie hier auf der Bühne gesehen habe. Wer mit den Erwartungen hierher kommt, diese Oper so zu sehen, wie man sie auf großen Nationaltheatern zu sehen gewohnt ist, und als unbefriedigt über das Mangelhafte der hiesigen Darstellung seiner Tadelsucht freien Lauf läßt, der gehört zu jenen Schwachsinnigen, die in jeder Dorfkirche einen Straßburger Münster sehen wollen. Es ist nicht zu läugnen, daß diese Oper auf diesem Theater in jeder Beziehung so gut gegeben wird, als man es nur, ohne unbillige Anfoderungen, erwarten kann. Dasselbe läßt sich auch mit Recht von dem hiesigen Orchester behaupten, welches, obgleich schwach besetzt, unter der geschickten Leitung des Herrn Musikdirectors Lindner seinen alten Ruhm an untadelhafter Ausführung und Präcision von neuem bewährt. Herr Pichler hat einen bedeutenden Aufwand für jene Requisiten geopfert, um das Publikum zu befriedigen und zu leisten, was nach Verhältniß seiner Kräfte und der beschränktern Lokalität möglich war; auch ist von dem bescheidenern Theile des Publikums dieses Bestreben nicht nicht unanerkannt geblieben und selbst von Vielen die Scene der Wolfsschlucht nach Verhältniß des Raumes auf mehreren großen Theatern nicht viel schöner und effectvoller gesehen worden. Wenn man berücksichtigt, wie wenig Hr. Pichler in seinen hiesigen Unternehmungen selbst von Oben herab unterstützt wird und sich nur auf die ungewisse Einnahme seiner täglichen Darstellungen, die so oft von der Laune der Witterung und andern Umständen abhängt, verlassen und nicht selten sehen muß, da der Vorhang vor leeren Bänken aufgezogen, wird; so muß man den Mann ehren, der, trotz aller Widerwärtigkeiten und Hindernisse, sich nicht abschrecken läßt, gegen das Publikum seine Pflichten zu erfüllen. Es ist wahrlich keine geringe Kunst, wenn ein Schauspiel-Unternehmer, der gegen so viele Elemente zu kämpfen hat, im Strudel einer Scylla und Charibdis sich aufrecht hält und als herzhafter Pilote den Muth nicht veliert, in Stürmen der Zeit zu laviren und unerschrocken einer endlichen Näherung des festen Landes entgegen zu sehen. Diese Kunst hat Herr Pichler seit einigen Jahren zu Pyrmont in hohem Grade beiwesen; er hat sie nicht weniger in Bremen bewiesen, wo man ebenfalls mit karger Unterstützung übermäßige Anstregung verlangte, ohne sich darum zu bekümmern, ob der Unternehmer dabei bestehen konnte oder nicht.

Herr Pichler kann indeß, in seinem Bewußtseyn, treu und redlich geleistet zu haben, was in seinen Kräften stand, mit Stolz und Verachtung auf jenen anonymen Scribler herabsehen, der, von Bremen aus, in der Zeitung für die elegante Welt No. 97, vielleicht von Animosität und Gallsucht aufgeregt, in einem platten, hämischen Tone durch Unwahrheiten und gemeine Ränke ihn verunglimpfen und herabzuwürdigen sucht. […]

T.....l.

Apparat

Zusammenfassung

Beschluß Pyrmont, gezeichnet: T.....l.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 7, Nr. 237 (3. Oktober 1823), S. 948

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