Aufführungsbesprechung Berlin: „Emma di Resburgo“ von Giacomo Mayerbeer am 11. Februar 1820
Vorgestern erschien Meyerbeer’s Oper: Emma von Resburgh zum ersten Male auf der Bühne. Die meisten Zuhörer sprachen über das Erstlingwerk des jungen Tonsetzers kein ganz ungünstiges Urtheil aus, doch war auch eine große Parthei zugegen, bestehend aus Verehrern Glucks und Mozarts und aus eifrigen Judenfeinden , die an der Composition kein gutes Haar ließen. Die Wahrheit scheint mir in der Mitte zu liegen. Die Musik hat den Character des Gefälligen, Angenehmen, aber eben hierin huldigte der Componist zu sehr dem neueren italienischen Geschmacke; viele Wendungen und Passagen erinnern an Rossini, den Hr. M. sich zum Muster gewählt zu haben scheint; dem Lieblichen ist zu oft die Wahrheit geopfert; so erinnere ich mich z. B. einer Stelle, wo bei den Worten: „O jammervolle Stunde!“ die Musik so ungemein fröhlich ist, daß man eben so gut: Freut Euch des Lebens! dazu singen könnte. Während der Vorstellung – die im Ganzen recht lobenswerth war – wurde viel applaudirt und auch etwas gezischt. So viel im Allgemeinen über den Erfolg. Eine etwas tiefer gehende Beurtheilung der Darstellung behalte ich mir bis nach der Wiederholung vor. Soviel ist gewiß, daß der Componist bei unsern Critikern, die sämmtlich gegen Rossini und den neuern italienischen Musikstyl sind, keine Lorbeern erndten wird.
Apparat
Zusammenfassung
Correspondenz-Nachrichten „Berlin, am 13. Febr. 1820“.
Entstehung
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Überlieferung
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Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 4, Nr. 63 (15. März 1820), Bl. 2v