Feier zum 52. Geburtstag des Grafen Carl Brühl am 18. Mai 1824 in Berlin

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Berlin, den 18ten Mai.

Die Mitglieder der Königlichen Oper, des Schauspiels, des Ballets, Orchesters, kurz alles was nur zum Theater- und zum Opern-Personale gehört, hatte sich heut Morgen in dem schön dekorirten Opernhause versammelt, um dem Herrn Grafen von Brühl, Königl. Kammerherrn, Ritter, General-Intendanten und Chef des gesammten Theaterwesens, den herzlichsten Glückwunsch zu seinem Geburtstage darzubringen. Die schönsten Blumen des Frühlings wurden dem verehrten Chef, als Zeichen der aufrichtigsten Huldigung überreicht, und nach einer Composition Mozarts folgender Chor gesungen:

Zum Chore treten wir zusammen,Am heiligen Altar,Und bringen Dir die reinsten FlammenDer treusten Liebe dar.Und alle die es redlich meinen,Sie werden sich mit uns vereinen,Sie alle nehmen herzlich Theil:Heil! Unserm guten Grafen Heil!Wie in des Chores VollgesangeDie Harmonie allein regiertUnd aus der Töne WechselklangeEin Ganzes leicht zusammenführt;So führst Du, wärens noch so viele,Uns alle leicht zum rechten Ziele,Denn Alle folgen wir Dir gerne,Und rufen Heil! Dem theuren Herrn!Es tönt, Dein Fest Dir zu verschönenNicht fremde Melodie,Die Zauberflöte soll ertönen,Ihr Zauber endet nie.Und ihre sonst geheimen Worte,Sie finden Deutung hier am Orte;So höre die drei Knaben an,Die heute Dir als Boten nahn.(Die drei Knaben.)„Schon prangt den Morgen zu verkündenDie Sonn auf goldner Bahn,Bald soll der Aberglaube schwinden,Es siegt der weise Mann.O holde Ruhe steig’ herniederKehr’ in der Menschen Herzen wieder,Dann ist die Erd’ ein Himmelreich,Und Sterbliche sind Göttern gleich.“

Schon am Tage vorher wurde dem Herrn Grafen von den Sängern der Königl. Bühne eine Abend-Musik unter Leitung von Herrn Karl Blume gebracht, und der Regisseur Herr Beschort überreichte dem Hochverehrten Chef einen mit vaterländischem Traubensaft vom Rheine gefüllten silbernen Pokal mit den Worten aus Göthe’s Bundesliede: ¦ Uns hält ein Gott zusammen,Der uns hierher gebracht,Erneuet unsre Flammen,Er hat sie angefacht!

Apparat

Zusammenfassung

Bericht über die Geburtstagsfeier für Carl Graf von Brühl im Berliner Opernhaus

Generalvermerk

Brühl hatte nach zunehmenden Kontroversen mit Generalmusikdirektor G. Spontini um seine Verabschiedung aus dem Amt gebeten; die Feier sollte ihm die Solidarität des Personals signalisieren. So wurde während der Feier gerufen: „Bleiben Sie bei uns!!!“; vgl. den anonymen Bericht in Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Jg. 1824, Nr. 117 (19. Mai) sowie den darauf bezogenen Bericht von August Kuhn in Der Freimüthige oder Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser, Jg. 21, Nr. 106 (27. Mai 1824), S. 423f.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, Jg. 1824, Nr. 118 (20. Mai 1824)

Textkonstitution

  • „gerne“sic!

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