Aufführungsbesprechung Berlin, Königliche Schauspiele: „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber am 4. August 1821 (Teil 1 von 2)

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Aus Berlin.

(Fortsetzung.)

[…]

Das erste, was wir auf der hiesigen Bühne sahen, war am 4. August Maria v. Weber’s Freischütz. So oft diese Oper gegeben wird, ist das Haus gedrängt voll, und wir wissen Musikkenner, die die Oper nie versäumt haben. Seit Mozart’s Tode ist außer dem Fedelio im Gebiete der romantisch-musikalischen Welt kein Werk herausgegangen, das sich eines so durchaus allgemeinen Beifalls erfreuet hätte. Kurz nach seinem Erscheinen sind schon einzelne Lieder in das Volk übergegangen, und auf öffentlichen Spaziergängen hört man mehrere Melodieen wiederholen.

Wenn das recitirende Schauspiel uns auch so allgemein einnehmen wird, als die Aufführung dieser Oper, so können wir uns auf manchen Genuß freuen, aber leider! haben wir auf allen Bühnen mehr gute Sänger, als gute Schauspieler gefunden.

Mad. Seidler als Jägerbraut haben wir mit Entzücken zum Erstenmale gehört und durch den wunderlieblichen Klang ihrer Stimme und das Liebliche ihres ganzen Wesens hat sie auch uns so ganz für ihre Kunst eingenommen, daß wir es recht gern unterschreiben wollen, daß sie zu den ersten Sängerinnen gehört, die die deutsche Bühne überhaupt jetzt aufweißt. Mlle. Eunicke als Annchen war ganz das heitere, fröhliche Wesen in Spiel und Gesang, und erinnert mit ihrem Gesang zum Theil an die Beßten ihrer Zeit, während uns jedoch eine etwas sentimentale Manier unangenehm berührte. Hrn. Stümer’s Tenorstimme (er sang den Jägerburschen Max) ist höchst angenehm und im weichen Vortrage mit wenigen uns bekannten Tenoristen zu vergleichen, auch seine Recitation verdient Lob und es ist nur zu bedauern, daß ihm die eigentliche künstlerische Fertigkeit der Kehle fehlt, welche, ohne die Hauptsache des Gesanges allein auszumachen, doch eigentlich unentbehrlich ist, um ein Künstler genannt zu werden.

(Der Beschluß folgt.)

Apparat

Zusammenfassung

Correspondenz-Nachrichten: „Aus Berlin“, Fortsetzung

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 5, Nr. 245 (12. Oktober 1821), Bl. 2v

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