Rudolf Heinrich Zumsteeg an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Stuttgart, Dienstag, 30. Mai 1876

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Hochverehrter Herr und Freund!

Mit ganz besonderer Freude habe ich nach längerer Pause einen Brief von Ihrer Hand begrüßt und daraus ersehen, daß Sie immer rüstig und munter sein müssen, da Sie Ihre Arbeiten so emsig fortsetzen. Noch größer wäre mein Vergnügen, wenn ich auf Ihre Frage mehr als blos eine negative Antwort geben könnte.

Bei Empfang Ihres Schreibens begab ich mich sogleich auf die Theaterkanzlei und erfuhr leider bald, daß Repertoire-Verzeichnisse von 1807–1810 nicht vorhanden, das Textbuch zu Jos. Haydns Oper „der Freybrief“ zwar in der Bibliothek, aber keinerlei Partitur, Clavierauszug oder Stimmen in der Musikaliensammlung befindlich seien; woraus man schließe, daß eine Aufführung vielleicht beabsichtigt, das Stück aber niemals einstudirt & producirt worden sei. Jenes Textbuch zeigt keine Spuren eines Gebrauchs, wohl aber bei der Arie des MichelWas ich da thu das fragt er mich“ eine bleistiftliche Anmerkung von Ihrer Hand (1865), daß diese Nummer von CMWeber componirt & bei Schlesinger erschienen sei.

Nachdem ich so im Theater abgewiesen worden, bat ich den Sekretär Decker* der K. öffentl. Bibliothek, dort nachzuforschen. Kein Erfolg. Es blieb noch übrig, die Theateranzeigen der Tagesblätter durchzugehen. Diesem Geschäft hab ich mich unterzogen, und daraus die Sicherheit gewonnen, daß jene Oper in den J. 1807–10 nicht in Stuttgart oder Ludwigsburg aufgeführt worden ist.

An dem Wohlergehen Ihres Hrn. Sohnes Reinhart nehmen wir den innigsten Antheil, und beklagen nur, daß ihn so schlimme Erinnerungen an seinen Aufenthalt in Schwaben sein Lebetage begleiten werden! Wir konnten so wenig beitragen zur Versüßung dieser Leiden. Wenn ich aber ihm oder Ihnen, verehrter Herr, mit irgend etwas nützlich sein kann, so verfügen Sie um so mehr über mich, als ich jetzt Zeit und Muße habe Ihren Wünschen nachzukommen; denn seit Neujahr hab ich mein Geschäft meinem jüngeren Bruder Adolph übergeben.

Ich füge die Empfehlung meiner lieben Frau bei, und wiederhole Ihnen und den Ihrigen meine freundlichsten Grüße Ihr ergebenster
Rud. Zumsteeg

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass Repertoire-Verzeichnisse 1807–1810 nicht vorhanden sind; in der Theatersammlung befindet sich auch nur ein Textbuch zur Haydn Oper Der Freibrief; es zeigt bei der Arie des Michel „Was ich da thu“ eine Notiz von J.!; auch in der öffentl. Bibliothek kein Erfolg, dann unterzog er sich der Durchsicht der Tagesblätter auf Theateranzeigen hin und gewann die Sicherheit, dass jene Oper 1807–1810 nicht in Stuttgart oder Ludwigsburg aufgeführt worden sei

Incipit

Mit ganz besonderer Freude habe ich

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 717

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „(1865)“über der Zeile hinzugefügt
  • „kann“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… bat ich den Sekretär Decker“Carl Decker, Sekretär der Bibliothek und Hofkantor.

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