Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater, August bis Oktober 1813 (Teil 1/2)

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Ständisches Theater in Prag.

(September, 1813.)

Am 6. September wurde unsere Gesangbühne eröffnet, und die große heroische Oper in 3 Aufzügen: | Ferdinand Cortez, oder die Eroberung von Mexico, nach dem Französischen von Castelli mit Musik von Spontini zum ersten Mal gegeben. Die Erwartung des Publikums war gespannt, aber die Aufführung dieses Meisterwerks übertraf jede Erwartung. Hr. v. Weber hätte kein glücklicheres Debüt wählen, und Hr. Dir. Liebich die großen Kosten an keinen würdigern Stoff verwenden können, als an diesen Cortez. Denn dem Musikkenner und dem Dilettanten, so wie dem bloßen Schaulustigen gab die Darstellung dieser Oper eine gleich befriedigende Nahrung, und der Beifall stieg mit jeder Wiederholung. – Aber wieviel wirkte auch hier zusammen, ein schönes Ganze zu vollenden! Die Composition eines Meisters, Kunstsänger, die den Gesang durch lebendige Darstellung der Charactere unterstützten, ein vollkommen besetztes, und mit dem genialen Geist seines Directors beseeltes Orchester, musikalisch- und mimisch wohleingeübte Choristen, zweckmäßig erfundene und (trotz dem Außenbleiben mehrerer für dasselbe engagirter Subjecte) gut ausgeführte Ballets, schöne Decorationen und eine neue blendende Garderobe – so sahen wir ein großes Süjet mit Geist, Talent, Fleiß und Pracht auf unserer Bühne behandelt, wie es wohl wenige deutsche Theater vermögen. – Groß ist der Eindruck, welchen die Ouvertüre und Introduction dieser Oper auf die unbefangene Erwartung des Zuhörers machen; sie versetzen ihn unwillkührlich in das Land der Mexikaner und stimmen ihn wildkriegerisch. Denn, so oft auch schon die Composition der Töne versucht hat, den Charakter wilder Nationen zu bezeichnen, so scheint uns Spontini’s meisterhafte Behandlung die gelungendste, wenigstens ist Alles neugedacht und zum großen Effect verbunden. – Der erste Chor der Spanier in der Einleitung ist eine wahre Gemüthsdarstellung, die von unsern Choristen sehr gut ausgeführt wurde. Hr. Grünbaum, erster Tenorist, erschien als Cortez, und gab diese, im Grunde undankbare Rolle mit Fleiß und Liebe. Die schwierige Aufgabe, diese Parthie von Anfang bis zu Ende mit gleicher Kraft durchzuführen, möchte wohl wenigen Sängern verliehen seyn, und schon die Introduction ist dazu geeignet, den Sänger zu einer Anstrengung zu verleiten, die für die übrigen Scenen nachtheilig wirken kann. – Als Amazily hatten wir das Vergnügen, unsere geschätzte, langentbehrte erste Sängerin, Mad. Grünbaum (geborne Müller) wieder auftreten zu sehen, und ihren seelenvollen Gesang zu bewundern, den sie gleich in der ersten Arie, und durch die ganze Oper hindurch mit hinreißender Innigkeit des Spiels unterstützte – und dadurch einen noch größern Enthusiasmus des Publikums gerechtfertigt haben würde. – Den Telasko¦gab der erste serieuse Bassist Hr. Kainz (neues Mitglied unserer Bühne) mit Beifall, und entfaltete zugleich in seiner Darstellung die Vorzüge eines routinirten Schauspielers, der seine kräftige sorgfältige Declamation durch zweckmäßiges Spiel zu beleben weiß. – Als Alvaro trat Hr. Morhardt, erster Tenorist, (neues Mitglied unserer Bühne) zum ersten Mal auf, und bestätigte – so weit es die untergeordnete Rolle nur erlaubte – den vorausgegangenen Ruf von seinem Talente, durch kunstvollen, einnehmenden Gesang, und durch ein Spiel, das Anstand und Lebhaftigkeit auszeichneten. – Wegen plötzlicher Krankheit des Hrn. Manetinsky mußte Hr. Siebert zu der Rolle des Oberpriesters noch die des Moralez übernehmen; er unterstützte eingreifend das Ganze, und erfreute, wie immer, durch seine schöne Stimme. —

Qdt.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Charlene Jakob

Überlieferung

  • Textzeuge: Allgemeiner Deutscher Theater-Anzeiger, Jg. 4 (1814), Nr. 2 (Fortsetzung zu Jg. 3.1813), S. 6–7

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