Haslinger an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Wien, Samstag, 4. April 1874

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Sr. Wohlgeboren

Herrn F. W. Jähns

K. Musikdir. und Prof. der Musik

Markgrafenstrasse, 24

Berlin, S. W.

Herrn F. W. Jähns P. F. Berlin!

Entschuldigen Sie, verehrtester Herr, daß Ihr w. Schreiben vom 8. vor. Mts. mehrere Wochen hindurch unbeantwortet geblieben. – Die Ueberbürdung an dringenden Arbeiten, welche sich alljährlich in den letzten Wochen vor der Ostermess= Abrechnung einstellt, nebstbei die länger andauernde Erkrankung eines unserer Gehilfen, – endlich auch der Umstand, daß sich absolut nichts Positives auf Ihre w. Anfragen berichten ließ, tragen die Ursache der verzögerten Beantwortung.

Es fehlen uns bereits seit Decennien sowohl Exemplare der ersten Orig. Ausgabe von der Euryanthen=Ouverture à 2mains, als auch Ihres 4händ. Arrangements der Es-Messe. – Daß Letzteres vorzeitig eingeschmolzen worden ist, bekennen wir offen; es war dieß ein arger Mißgriff, der aber nicht uns sondern einer früheren Generation zur Last fällt! Die Möglichkeit, gelegentlich doch noch in den Besitz irgendwo auftauchender Exemplare zu gelangen, bleibt noch immer offen; bisher blieben alle Bemühungen leider fruchtlos. In allen Fällen werden wir Ihres Wunsches eingedenk bleiben und denselben zu erfüllen trachten.

Vom Neu=Stich und Druck der Weberschen Es Messe glauben wir hauptsächlich deßhalb absehen zu sollen, weil ohne Zweifel über kurz oder lang Peters (vielleicht auch Litolff) Ausgaben im Klav: Ausz. m. Text und do à 4ms bringen werden. Materieller Nutzen würde daraus für uns kaum erwachsen – im rein künstlerischen Interesse der Sache förderlich zu sein, ist uns nach Lage der Verhältnisse nicht vergönnt.

Im Betreff der uns bereits im vor. Jahre gütigst offerirten Original=Manuscripte stellen sich die Chancen gegenwärtig nicht günstiger. – Die enorme Ueber-Production einerseits, der alljährlich auffallend sich vermindernde Consum an Musik=Novitäten andererseits lähmen jede verlegerische Thätigkeit in recht fühlbarer Weise.

Schubertsche Autografen dürften sich etwa 3 oder 4 Stück im Besitz der verw. Frau Josefine Haslinger befinden (darunter Op. 78. Fant.=Sonate in G); verkäuflich wären dieselben wohl – nachdem aber die Anforderungen der Eigenthümerin ziemlich hoch gestellt sind (für Op. 78 mindestens F 300 ). könnte man die Autografen ebenso gut als im festen Besitz befindlich betrachten.

Genehmigen Sie, hochverehrter Herr, die Versichrung der ausgezeichnetsten Hochachtung Ihrer ganz ergebenen
pp:Carl Haslinger q m Tobias
C Schubert J. Türmer

Apparat

Zusammenfassung

teilen ihm mit, dass die Original-Ausgabe der Euryanthen-Ouverture zu 2 Hdn vergriffen ist, ebenso das vierhändige Arr. von J., letzteres ist sogar eingeschmolzen. An Neudruck ist nicht zu denken, da über kurz oder lang Peters oder Litolff Neuausgaben herausbringen werden. – Drei oder vier Schubertsche Autographen dürften sich im Besitz der verw. Frau Josefine Haslinger befinden, darunter op. 78 Fantasie-Sonate G-Dur. Sie verlangt jedoch sehr viel dafür.

Incipit

Entschuldigen Sie, verehrtester Herr, daß Ihr w. Schreiben

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 271

    Quellenbeschreibung

    • PSt.: Rundst.: 6. 4 7 - 9 V
    • 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)

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