Caroline von Weber an Carl Maria von Weber in London
Dresden, Samstag, 22. April 1826

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erhalten London d: 1t May 1826.
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durch Nr. 24.

Mein Theurer lieber lieber Carl! Eben erhalte ich Deine beiden Briefe No 18 u 19t daß ich den letzten zuerst laß, wirst Du wohl natürlich finden — O mein Gott! was soll ich sagen? wie soll ich Dir meine Freude beschreiben? Gott sey gepriesen der Dich wieder so sichtlich beschützt und alle Wiederwärtigkeiten besiegt hat. Er gebe ferner seinen Segen. Ich habe lange mit den Brief in der Hand geseßen, und vor Thränen nur den Anfang lesen können, ach von so einen Gefühl kann sich Niemand einen Begriff machen. Doch Du hast’s gewiß schon in meiner Seele empfunden und wirst mir auch großmüthig meine Angstlichkeit verzeihen. besonderst in meinen vorletzten Brief war ich unartig, aber bitte bitte! verzeihe mir, der Gedanke an meine Dumheit könnte ein bitterer Tropfen in meine Freude werden wenn ich nicht auf Deine Nachsicht rechnete. Dem Lüttigau hatte ich gestern versprochen ihm gleich Nachricht zu senden ich schikte eben den Rothe zu ihm — dieser Brief muß heute fort! er soll aber auch nichts enthalten als die Ausdrüke meiner unentlichen Freude. Um sie noch zu erhöhen muste ich gestern auf eine dume Weise erfahren ein Theater in London sey abgebrant — oh ja! ich habe auch mein Stern. Mein geliebter guter guter Carl! schone Dich nur ja recht! daß Du | die 12 Vorstellungen dirigieren willst, ist wohl ein bischen viel, aber die arme Männe will nun einmal Geld verdienen — oh wie freue ich mich auf die Zeit wo Du ruhig bey uns sitzen wirst — nun es wird auch dahin kommen, die Zeit vergeht. Gewiß werden sich auch Feinde und Neider gegen Dich erheben, aber ärgere Dich nur ja nicht mein Leben, ohne Schatten, kein Licht. Meine Stube wird nicht leer – Winkler Keller, Zaahlhas, Feldheim Schütz — alle nehmen Antheil. Winkler brachte die Zeitung mit die aber nach, meiner Idee nicht von einen Entusiasten geschrieben ist — doch das schadet nichts, wenn sich die Sache nur selbst lobt. Böttiger ist nach Leipzig, dem muß ich gleich ein paar Zeilen nachschiken, er hat darum gebeten. Nun haben die Leute wieder einmal was zu reden, heute spricht man von nichts anderen. — Doch nun will ich doch so gut ich kann Deine Briefe beantworten aber zanke nicht wenn’s nicht ortendlich ist, denn mein Kopf ist mir ganz schwer und drehend.

Du armer Mann! was sind das noch bis zum letzten Augenblik für Sorgen gewesen! ja wohl, ich wäre krank geworden — daß Dich gott so erhält ist ein halbes wunder. Tausendmal sey ihm dafür gedankt. Ja gelt, daß ist die letzte Trennung? bitte bitte mein Alter! laß uns lieber Kartoffeln miteinander eßen, nur nicht mehr trennen. gesund sind wir alle, ich bin es sogar mehr als je. Die Unpäßlichkeit die Rothe meint war nur der | Husten und ein Anfall von ein H[ae]morrital Uibel von dem ich Dir mündlich erzählen werde. Seit der Zeit bin ich aber kreuz wohl auf, und schlafe auch wieder beßer. Jetzt will ich nun vollens erst recht schlafen nun die Angst auch von Herzen ist. Was Du mitbringen sollst? ach das muß ich überlegen und das kann ich heute nicht. Wie meine Schaals aussehen sollen? wie Du willst! nur keine auffallenden Farben solche, die man zu allen Kleidern tragen kann. Ach welchen Schmuk bedarf ich denn wenn ich die Männe habe? wie glüklich ist Deine Lina! mir ist so leicht und wohl zu muth als wenn mir ein Stein aus der Brust genomen wäre.

Vor dem 1t  May werde ich aber doch wohl nicht nach Hosterwitz ziehn können, denn es ist noch gar zu kald. Den ganzen Tag müßen wir noch feuren. — Zwey brave Männer sind in diesen Tagen gestorben: Der Minister Globig, und der Kapellmeister Danzi. beide am Schlag. Lüttigau sehnt sich sehr nach Dir, es geht ihm ein bischen zu bund zu, Du sollst wieder Ordnung machen. Er mag wohl einsehen daß Du immer Recht hast. Daß die Mukin sich auch nach Dir sehnt brauche ich wohl nicht zu sagen — immer immer bin ich bey Dir. Dein liebes Bild bekömt manchen Kuß von mir, aber es sieht auch manchmal ein trüb Gesicht von der Mukin.

Nun will ich aber lustig sein, und mich nicht mehr betrüben. Gott segne Dich ferner mein Theurer lieber lieber Mann + + +

Alle Freunde grüßen. behalte uns lieb, wie wir Dich lieben.

Editorial

Summary

reflektiert seine Nachricht über die erfolgreiche Premiere des Oberon und wird sie verbreiten; persönliche Mitteilungen über ihr und der Kinder Ergehen

Incipit

Eben erhalte ich Deine beiden Briefe No 18 u. 19

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ep. Caroline von Weber 18

    Physical Description

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • mit Empfangs- u. Beantwortungsvermerk Webers
    • PSt.: a) DRESDEN | 22. Apr. 26 b) F P O | MY - 1 | 1826

Text Constitution

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