Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dresden, erhalten Dienstag, 3. April 1838

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Fast, meine lieben Kinder muss ich nun über unsere Verkaufs Angelegenheit* lachen, denn die Musikstüke komen mir vor wie Kalests Pantoffeln, die er durchaus nicht los werden konnte. Es thut mir nur leid dass ich Sie geplagten Mann, damit plagen muss, aber Sie brauchen ja wohl nun weiter nichts, als den Herrn S. wissen zu lassen dass ich [auf] seine Vorschläge einging, und ihm die Vollmacht mit zu schiken. Das Sie bester Jähns nicht an der Verzögerung des Verkaufes Schuld sind, brauchen Sie mir nicht zu versichern, dass Sie böser Mann aber, auf meine wiederholten Bitten, mir die Sachen, zur weiteren Disposition nicht schicken, das verdient ein bischen Haue und die sollen Sie auch tüchtig bekommen, wenn wir uns wiedersehen. Die Vollmacht sende ich Ihnen hier in verlangter Form. Aber Sie werden sehen dass Herr S. daraus wieder Stoff zu Weitläufigkeiten schöpft. Nun, meint Wegen! Mags nun werden wie es will.

Gesund bin ich nun Gott lob! wieder, und schickt der liebe Gott nun ein bischen freundliches Wetter so dass man hinaus ins Freie kann, dann wirds mit dem Humor wohl auch wieder besser werden. Die Hugenotten füllen fortwährend das Haus*, so, dass sie immer den 3t Tag wieder gegeben werden müssen. Der Beifall ist gross, und hier fast unerhört.

Schade dass Meyerbeer nicht hier sein kann um sich daran zu freuen. Die Devrient und der neue Tenor sind ausserordentlich brav in ihren Rolle, alles Andere aber nur leidlich* — — — — Unsere Oper wird bald keine mehr sein. Ach wenn nur Meyerbeer den Gedanken aufgäbe hier die Pintos, (oder wie die Oper nun heissen wird) zuerst aufzuführen! wenn er mir nur glauben wollte, dass sie dann verlohren ist* —. Hier eine komische Oper!! wo eigendlich gar nichts komisch ist, als dass die Leute sich einbilden komisch zu sein. Wenn hier die Devrient nicht in ihren Fache wirken kann; wenn sie in einer Oper nicht mit Lust singt, dann kann man auch das Kreuz darüber machen, dann ist sie so gut als begraben. Villeicht lässt er sich noch erbitten seinen Plan zu ändern, denn sonst ist all seine Mühe vergebens.

Gott lob, dass bey Euch das liebe Hauskreuz vorüber ist! Heute habe ich endlich auch mein neues Mädchen bekomen, und nun wird ja wohl wieder Ordnung und Ruhe werden, ich brauche sie nöthig denn ich habe mich in dieser letzten Zeit tüchtig geplagt.

Gott sei mit Euch Ihr Lieben und lasse es Euch gut, recht gut gehen dies wünscht aus Herzensgrund
Eure          Caroline v. Weber

Editorial

Summary

macht Jähns Vorwürfe, dass er trotz ihrer Bitten, die Manuskripte nicht zurückgeschickt habe, will aber nun, da die Angelegenheit erledigt ist, nichts mehr davon hören; lamentiert über die Opernzustände und die Absicht Meyerbeers, die Pintos in Dresden zuerst aufzuführen, berichtet über den Erfolg seiner Hugenotten

Incipit

Fast, meine lieben Kinder muss ich nun

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. App. 2097, 35

    Physical Description

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 35 des Konvoluts)
    • 2 S.
    • auf S. 1 Vermerk “Empfangen den 3. April. 38.”

    Corresponding sources

    • Weberiana 27 (2017), S. 67 (Auszug)

Text Constitution

  • “0.”sic!

Commentary

  • “… nun über unsere Verkaufs Angelegenheit”Bezüglich der geplanten Herausgabe ungedruckter Werke Webers vgl. den Kommentar zum Brief vom Januar 1838.
  • “… Hugenotten füllen fortwährend das Haus”Dresdner Erstaufführung am 23. März 1838.
  • “… alles Andere aber nur leidlich”W. Schröder-Devrient sang die Valentine, Joseph Aloys Tichatschek den Raoul. Außerdem waren besetzt: M. Schneider (M. de Valois), A. Zezi (St. Bris), J. M. Wächter (Nevers), Eduard Abler (Tavannes), A. von Böhme (Cossé), Gustav Otto (Thore), W. Fischer (Meru), Johann Carl Stelzig (Retz), Wilhemine Proksch (Urbain), C. G. Risse (Marcel), M. Schuster (Bois Rose) und Gioachino Vestri (Maurevert).
  • “… dass sie dann verlohren ist”Caroline von Weber war im eigenen bzw. dem Interesse ihrer Kinder an einer Uraufführung in Paris interessiert, weil das dortige Urheberrecht damals schon einen 30 Jahre währenden Autorenschutz gewährte, der sich auch auf die Erben übertrug.

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