Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin
Dresden, Dienstag, 16. April 1839

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Meine Lieben!

Lange lange habe ich wieder einmal nichts von Euch gehört! Ihr seit recht faule Leute die die arme Mutter Weber ganz vergessen.

Was macht denn meine gute Ida? ist sie wieder ganz wohl und munter? und denkt schon fleissig an Ihre Badereise? und mein kleiner Geburtstags Mann! dem eigendlich dieses Briefchen geweiht ist, und Ihm die innigsten herzlichsten Wünsche bringen soll, ist auch Er gesund und lustig? gewiss ist er nun schon dem Vater ähnlich von innen, und aussen, so, dass man fürchten muss, die künftige Generation von Mädchen werde so viel Vortrefflichkeit gar nicht ertragen können. Na, fahre nur so fort mein Sohn, habe Deiner Eltern Herz, das ist die Hauptsache.

Ich sitze schon so ziemlich im Trubel des Ausziehns* obgleich der grosse Actus erst im März vor sich geht, denn die Möbel sollen vorher alle schön gemacht werden, und da habe ich beständig das Vergnügen Tapezier, und Tischler in meinen Zimmern handtieren zu sehen. Mein künftiges Logie ist recht niedlich und wird Euch gefallen wenn Ihr wieder einmal nach Dresden komt; aber meinen Balcon werde ich recht vermissen, den kann mir nichts ersetzen. — Das schöne Thürschild kommt aber nun auch an’s Licht*, und wird gleich einen günstigen Eindruck auf die Leute machen die mich besuchen wollen

Gewiss haben Sie schon davon gehört lieber Jähns, dass Meyerbeer unsere Oper fast beendet hat?* Es ist aber eigen, dass ich mich noch gar nicht recht darauf freuen kann —. Meyerbeer ist sehr geheimnissvoll, denn noch weiss ich nicht einmal wie das Kindlein heissen wird. Nun gebe Gott dass es etwas von seines rechten Vaters Geist behalten hat.

Max und Alex werden gross, stark, gut und brav. Besonders macht mir Max viel Freude. Alex ist auch ein lieber Kerl, aber noch ein wenig flüchtig. Beide grüssen Euch herzlich und hoffen bald etwas von Bruder Jähns zu hören

Auch ich sehne mich recht nach ein paar freundlichen Worten von Euch, und hoffe bald recht viel Gutes von Euch zu erfahren. Lichtenstein hatte mir kürzlich einen jungen Studenten mit ein paar lieben gute[n] Zeilen gesendet, aber von Euch wusste der gute Mann nichts. Nun ich denke das Gewissen wird Euch nun ein wenig beissen und Ihr werdet Reue und Leid fühlen.

Gott sey mit Euch Allen Ihr lieben Leute. Behaltet uns lieb wie wir Euch stets
Eure
C. v. Weber

Editorial

Summary

Mitteilung, dass sie gehört habe, dass Meyerbeer die Pintos beendet hat, und private Mitteilungen

Incipit

Lange lange habe ich wieder einmal nicht von Euch gehört

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler, Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. App. 2097, 46

    Physical Description

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 46 des Konvoluts)
    • 2 S.
    • am Kopf die Notiz: “Empfangen den 18. Apr. 39.”

    Corresponding sources

    • Weberiana 27 (2017), S. 70 (Auszug)

    Commentary

    • “… ziemlich im Trubel des Ausziehns”Caroline von Weber wohnte noch Kleine Schießgasse 665; im Dresdner Adress-Handbuch auf das Jahr 1840 (S. 272) ist als neue Adresse angegeben „am See 10“. Im folgenden Brief vom Juni 1839 ist die Hausnummer allerdings mit Nr. 50b angegeben.
    • “… aber nun auch an’s Licht”Weihnachtsgeschenk vom Ehepaar Jähns an Caroline von Weber 1837; vgl. den Brief vom Januar 1838.
    • “… unsere Oper fast beendet hat?”Die angeblich bevorstehende Vollendung der Pintos wurde im Frühjahr 1839 von zahlreichen Zeitungen verkündet; vgl. u. a. Allgemeine Zeitung, Augsburg, Nr. 79 (20. März 1839), S. 629; Didaskalia, Jg. 17, Nr. 82 (23. März 1839); Neue Zeitschrift für Musik, Bd. 10, Nr. 27 (2. April 1839), S. 108.

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