Hans Heinrich von Könneritz an Friedrich August I., König von Sachsen in Dresden
Dresden, Mittwoch, 29. August 1821

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An

Sr: Königl. Majestät

von Sachsen.

Noch vor seiner Abreise überreichte Ew. Königl. Mejstät Kapellmeister Francesco Morlacchi das beiliegende unterthänigste Gesuch um eine GehaltsZulage und bat mich wiederholt, es der hohen Gnade Ew. Königl. Majestät dringend zu empfehlen.

Die Gründe, mit welchen er es motivirte, waren seine mehrjährigen Dienstleistungen, sein Fleiß während einer langen Zeit, wo er allein als Kapellmeister gestanden, und endlich die Theurung des hiesigen Lebens, bei welcher er mit einem Gehalt von 1500. rh. – unmöglich bestehen könne.

So wahr und empfehlungwürdig mir nun auch dieses Ansuchen erschien, so habe ich doch Anstand genommen, sofort Ew: Königl. Majestät darüber zu berichten, weil ich von mehreren Orten her in Erfahrung brachte, daß dem Kapellmeister Carl Maria von Weber bedeutende Anträge von Caßel aus gemacht worden waren und daher voraus sah, daß auch von diesem ähnliche Anträge eingebracht werden würden.

Dieses ist nun auch geschehen, Ew: Königl. Majestät geruhen aus den ehrerbietigst beigelegten zwei Original Briefen zu ersehen, daß der Kapellmeister von Weber zu einer Stelle mit 2500. rh – Gehalt, folglich 1000 rh – mehr als er hier hat, berufen worden ist. In mehreren Gesuchen, die ich deshalb mit ihm geführt, hat er sich eben so wie in seinem Briefe dahin ausgesprochen, daß er sein hiesiges DienstVerhältniß zu hoch stelle und sich zu glücklich preise, um selbst ein so vortheilhaftes Engagement sofort anzunehmen; von der andern Seite dürfe er nicht vergeßen, daß er FamilienVater sei und für die Zukunt mit einer Besoldung von 1500. rh. – ohne sein Vermögen dabei zuzusetzen, nicht wohl leben könne, nur dieses bewege ihn, seine Lage der Gnade und Huld Ew. Königl. Majestät ehrerbietigst vorzulegen.

Auf meine Vorstellung, daß eine so hohe Besoldung von 2500. rh. – mit denen der übrigen hiesigen Staatsdiener in keinem Verhältniße stehe, auch bis jezt noch von keinem Kapellmeister bezogen worden sei, erklärte mir derselbe, daß wenn er nur wenigstens die Zusicherung erhielte, künftig einmal vier bis 500. rh – Zulage zu bekommen, er dankbar und zufrieden der Hoffnung entgegen sehe, sein Leben dem Dienste Ew. Königl. Majestät zu widmen.

Ich glaube mich enthalten zu dürfen, etwas über die Verdienste der beiden Kapellmeister hinzuzufügen und beschränke mich lediglich darauf, sie der Gnade Ew: Königl. Majestät zu empfehlen, indem ich nur noch ehrerbietigst hinzufüge, daß früher schon einige Kapellmeister und zwar zuletzt noch der Kapellmeister Naumann mit 2000. rh. – Besoldung von Ew. Königl. Majestät beglückt waren, und daß allerdings in ganz Deutschland der Werth der Künstler, bei welchen wohl überhaupt nicht derselbe Maaßstab wie bei andern Dienern anzulegen ist, immer höher geschätzt wird, so daß es schwer seyn möchte, bei eintretender Vacanz noch ein anderes brauchbares und mit einigem Ruf begleitetes Subject für einen Gehalt von 1500. rh – zu finden.

Hans Heinrich v. Könneritz
Nebst 2. Orig: Briefen.

Editorial

Summary

trägt dem König (gleichzeitig mit Morlacchis Bitte) auch Webers Gesuch um Gehaltszulage (angesichts des Rufes nach Kassel) vor; Weber habe in Gesprächen geäußert, er wolle in Dresden bleiben, müsse aber auch an seine Familie denken; K. erinnert daran, dass früher auch Naumann höher bezahlt wurde und der Wert der Künstler in Deutschland steige

Incipit

Noch vor seiner Abreise überreichte Ew. K. M. Kapellmeister

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsisches Hauptstaatsarchiv (D-Dla)
    Shelf mark: 10026, Geheimes Kabinett Loc. 15146 (Bd. 21), fol. 303r-304v

    Physical Description

    • 2 Bl.
    • Randbemerkung auf 303r oben: “prs. am 29. Aug. 1821”.
    • Randbemerkung auf 304v zu der Erwähnung Naumans: “Naumann hatte zuerst 1200 rh. – – , bekam aber im J. 1786. eine Zulage von 800 rh. -

    Accompanying Material

    Corresponding sources

    • Draft: Berlin (D), Freie Universität, Bibliothek des Instituts für Theaterwissenschaft
      Shelf mark: Dresdner Hoftheaterakten o.Sign., No 3 Administration I, fol. 11–13

      Physical Description

      • 3 Bl. (3 b. S.)
    • MMW II, S. 337 (nur Auszüge)
    • Arne Langer, Dokumente zu Webers geplanter Anstellung in Kassel 1821, in: Weber-Studien 3, Mainz 1996, S. 91f.

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