Wolf Adolph August Freiherr von Lüttichau an Carl Maria von Weber in London
Dresden, Freitag, 12. Mai 1826

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Mit inniger Freude habe ich Ihre Zeilen v. 14. v. Mts. erhalten, verehrtester Freund, und gewiss brauche ich Ihnen nicht zu versichern, welch’ aufrichtigen, herzlichen Antheil ich an dem glücklichen Erfolg Ihres Oberon nehme. Der Zweck Ihrer Reise ist auf das Herrlichste gekrönt und nächstdem wird es, was ich gewiss hoffe, von dem wohlthätigsten Einfluss auf Ihre Gesundheit sein, so dass wir die Freude haben werden, Sie recht wohl und zufrieden bei uns zu sehen. Se. Majestät dem König habe ich Ihren Wunsch um Verlängerung des Urlaubs vorgetragen und dass er es genehmigt und mir zugleich von Ihnen mit wirklicher Theilnahme und Interesse gesprochen, wird Ihnen angenehm sein. Verbannen Sie also den Gedanken, dass Sie sich zu Hause unbeachtet glauben, wie Sie schreiben, und leben Sie mit mir der Hoffnung, dass die Gelegenheit kommen wird, wo Sie Beweise vom Gegentheil überzeugen werden. Dass ich Alles aufbiete, was in meiner Kraft steht, dessen rühme ich mich nicht, denn ich halte es für meine Pflicht und in der Pflichterfüllung selbst nur blüht und lebt das eigene Glück, aber ich erwähne es, damit Sie wissen, dass man Ihrer hier thätig gedenkt und Sie um so freundlicher auch unserer gedenken mögen. — Die am 13. v. M. erfolgte glückliche Entbindung meiner Frau von einer gesunden Tochter werden Sie schon erfahren haben, ich schmeichle mir mit dem Gedanken, dass Sie Theil an meiner Freude und an meinem häuslichen Glück nehmen und als neu geschenkt vom Himmel betrachte ich nun meine gute Frau, die Gott sei Dank recht schnell und glücklich Alles überstanden hat und hoffentlich mit Ende dieses Monats, wo sie nach Ullersdorf zu gehen gedenkt, ihre Gesundheit, so weit es die Stadtluft hier gestattet, wieder erlangt haben wird. — Hier leben wir in der gewohnten, Ihnen bekannten Einförmigkeit. Ihre Frau habe ich ein paarmal besucht und jederzeit recht wohl gefunden. Die Devrient hat in Blaubart sehr gefallen, sie scheint ihre Stimme trotz dem wiederholten Wochenbett möglichst erhalten zu haben*, was mich für uns und für sie sehr freut. — Wegen Marschner’s muss auch Entschluss gefasst werden, sein zweijähriger Contract geht mit August d. J. zu Ende, der Zeitpunkt ist zu nahe, um eine Aenderung zu treffen, auch sind Sie jetzt nicht gegenwärtig, um Ihren Rath dazu geben zu können; ich halte es daher für das Beste, ein Jahr mit ihm zu prolongiren, wenn er es zufrieden ist, denn in die Länge geht es, scheint mir, nicht, und wohl möchten Sie die Güte haben, und sich darauf vorbereiten, vielleicht bietet sich auf Ihrer Reise die Gelegenheit, ein gutes Subject ausfindig zu machen. Da der König dieses Jahr das gewöhnl. Oratorium zu Ostern nicht gewollt hat, und wie es scheint für immer, so habe ich darauf angetragen, solches künftig alljährl. am 1. Osterfest zur Stiftung einer Wittwenversorgungskasse für die K. Kapelle aufführen zu lassen, habe aber noch keine Resolution. Gewiss sind Sie mit dem Zweck einverstanden und werde ich Ihnen den Plan dazu nach Zurückkunft zur Begutachtung mittheilen, um es dann zweckmäßig einzurichten, im Fall K. M. die allerh. Genehmigung dazu giebt. Meine Frau empfiehlt sich; wir sehen mit Freuden den Augenblick entgegen, der Sie uns wieder zurückführt.

Mit der aufrichtigsten Freundschaft und Hochschätzung bin ich unverändert Ihr herzlichst ergebener Lüttichau.

Editorial

Summary

Anteilnahme an Webers Erfolg in London; Urlaubsverlängerung für Weber bewilligt; Lüttichaus Tochter geboren; Pläne für Dresden und Nachfolge Marschners, Ersatz des gewöhnlichen Oster-Oratoriums durch Konzert zur Stiftung einer Witwenversorgungskasse für die königl. Kapelle angeregt

Incipit

Mit inniger Freude habe ich Ihre Zeilen

General Remark

Dieser Brief wurde mit eigenem Anschreiben von Caroline von Weber am 16. Mai 1826 ihrem Ehemann nach London nachgesandt.

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Robert Prölss, Beiträge zur Geschichte des Hoftheaters zu Dresden in actenmässiger Darstellung, Erfurt o.J., pp. 3–4

Text Constitution

  • “Ullersdorf”sic!

Commentary

  • “… Wochenbett möglichst erhalten zu haben”Tochter Sophie Charlotte war 1825 als zweites Kind des Ehepaars Devrient geboren worden, danach scheint Wilhelmine Schröder-Devrient zunächst gesundheitliche und anschließend auch stimmliche Probleme gehabt zu haben; vgl. die Briefe von Caroline von Weber vom 17. Februar, 28. Februar bis 2. März, 8./9. März und 25. April 1826. Sie pausierte daraufhin bis in den April, erste Auftritte sind für den 24. und 30. April gesichert. Am 2. und 7. Mai hatte sie die Marie in Grétrys Blaubart gesungen und war herausgerufen worden; vgl. auch die Briefe von Caroline von Weber vom 3./4. und 10./11. Mai 1826 inkl. Kommentar.

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