Georg Joseph Vogler an Carl Maria von Weber in Stuttgart
Darmstadt, 12. Juni 1809
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- 1810-05-03: to Beer
- 1809-06-18: from Weber
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- 1811-10-26: to Weber
- 1809-06-18: from Weber
Daß ich im Dezember 1808 nach Stuttgart kam, ohne, Sie, Bester! zu besuchen, fiel Ihnen auf? – o Ja! ich begreiffe es.
Allein, ich war diese‡ 24 Stunde[n] nicht in Stuttgart, sondern im Umkreis. Den ersten Abend muste ich dem k. baierschen Minister* und der Frau Kronprinzessin* die Briefe, womit mich‡ der baiersche Kronprinz beauftragt hatte überreichen, den andern Morgen wegen dem, auf dem Oberamt in Cantstadt mit dem Orgelbauer Knecht geschlossenen, noch nicht erfüllten, Contract, dahin und zurück reisen. Durch die Nachricht, daß Sie dabey dort‡‡ Table d’hôte im König von Engelland speisen, ward ich unglükweiser‡ Weise getäuscht; Sie kamen nicht,‡ warten konnt ich nicht, und — Mittwoch war’s, den 21sten Dez. Samstag den 24sten muste ich mich bei der Großherzogl HofTafel in Amorbach einfinden und den nämlichen Tag noch in Darmstadt ankommen. Sehen Sie, (l’article des accidens) wir sahen uns nicht, was ich sehr bedauerte. |
Inter arma musae silent.
Ich arbeite zwar immerfort im theoretischen und praktischen Fach — aber für die Nachwelt.
Da meine Orgel in München, wobei ich durch Unregelmäsigkeiten 2000 fl verliere, nicht fertig*, die hiesige von Knecht die mich 3000 fl kostet‡ nicht aufgesezt und, die Hessische Normal Orgel, wofür ich auch 1807 200 fl vorgeschossen habe, eben so wenig spiel- und hörbar ist; so habe ich die 4te Orgel (mein Orchestrion wär die fünfte) unternommen, die (Wills Gott?) höchst wahrscheinlich in diesem Jahre noch fertig wird. In einer transportablen kubischen Figur nicht einmal von 12 Schuh, will ich mit‡ nur 672 Pfeifen 44 klingende Stimmen, und einen Untersatz 32 Fuß Ton erzielen. Das eine und einzige Klavier muß 3 Klavier und 6 Hände dem Zuhörer vorspiegeln*.
Adieu! Halten Sie mich werth und antworten Sie baldigst Ihrem Sie
so zärtlich liebenden
AbGJVogler
Editorial
Summary
bedauert, ihn im Dez. 1808 in Stuttgart nicht getroffen zu haben; schildert die Gründe, warum sie sich verpassten; über seine Orgelumschaffungspläne und Verschuldungen; war auf dem Rückweg in Amorbach; er arbeite theor. u. praktisch weiter; über die Orgeln in München, mit Knecht und das Orchestrion sowie eine transportable Orgel; bittet um baldige Antwort
Incipit
“Daß ich im Dezember 1808 nach Stuttgart kam, ohne Sie, Bester!”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition
-
Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Shelf mark: Weberiana Cl. II A i, Nr. 1Physical Description
- 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
- auf der Rectoseite oben links von F. W. Jähns: “Handschrift des berühmten Kirchencomponisten Abts | Vogler, Lehrer von C. M. v. Weber, Meyerbeer etc | Brief an C. M. v. Weber | Umstehende 2 Zeilen oben rechts am Rande | sind von der Hand C. M. v. Weber’s.”
Text Constitution
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“er”supplied by the editors
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“… Juni 1809 in Ludwigsburg .”Beantwortungsvermerk am oberen Rand der Rückseite
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“diese”added above
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“mich”added above
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“dabey dort”crossed out
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“dabey dort”uncertain transcription
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“unglükweiser”uncertain transcription
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“Sie kamen nicht,”added above
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“die mich 3000 fl kostet”added below
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“mit”added above
Commentary
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“… ich dem k. baierschen Minister”Johann Baptist von Verger (1762–1851), von 1807 bis 1812 bayerischer Gesandter in Württemberg.
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“… 2000 fl verliere, nicht fertig”Das Orgelbauprojekt in der Münchner Peterskirche wurde noch im Jahr 1809 abgeschlossen (erstes Probekonzert am 16. Oktober 1809); vgl. u. a. AmZ, Jg. 12, Nr. 10 (6. Dezember 1809), Sp. 155.
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“… 6 Hände dem Zuhörer vorspiegeln”Das Triorganon-Projekt wurde in der Münchner Michaelskirche umgesetzt und führte zu einer hohen Verschuldung Voglers.