Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Darmstadt
Amorbach, Sonntag, 13. Mai 1810

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S: Wohlgebohren

dem Herrn J: Gänsbacher.

Compositeur

dermalen

zu

Darmstadt.

Liebster Freund und College!

Meine Fatas habe ich umständlichst unserm Theuren Lehrer mitgetheilt, und verweise Sie dahin, um sie hier nicht noch einmal zu wiederhohlen. bloß um Sie meiner Freundschaft zu versichern, und daß ich mich recht herzlich nach unserer Zelle zurüksehne*, ergreiffe ich die Feder.      Mit Simrok habe ich gesprochen*, der alle seine Musik schon eingepakt hatte daher ich nichts für Sie mitbringen kann, er wird es Ihnen aber nach seiner Rükkunft von der Leipziger Meße schikken, von den Haydnschen Meßen hat er nur die Kleine. Einen Brief habe ich in Aschaffenburg erhalten* und die andern* bitte ich nun nach Mannheim spazieren zu laßen. so wie auch meine Wäsche die ich sehr nothwendig habe, alles an H: Schauspieler Berger* in Mannheim. aber gleich nach Empfang dieses Briefes, denn ich hoffe längstens in 4 Tagen in Manheim zu seyn, von wo aus ich Ihnen das weitere schreiben werde. die 60 ƒ* die für mich nun angekommen seyn müsten, heben Sie mir auf. bis ich nach Darmstadt, oder Sie nach Mannheim kommen.      ich befinde mich ziemlich wohl und mein Halsweh ist beynah ganz verschwunden. wie geht es unserm armen […] mit seinen leidenden Umständen? hat er noch kein […] erhalten? grüßen Sie ihn von mir. so wie auch unsre stumme Hausfrau, und die gelehrte Gouvernante.* auch Mlle Janitsch. und Potenius.

Schreiben Sie mir auch ein paar Zeilen nach Mannheim, damit ich sehe daß Sie mnicht vergeßen haben, Ihren Sie herzlich liebenden Freund Weber.

Editorial

Summary

wegen seiner Erlebnisse verweist er auf seinen Brief an Vogler; Simrock werde ihm nach Rückkunft Noten zusenden; bittet, ihm Wäsche nach Mannheim zu senden und angekommenes Geld aufzubewahren; Grüße an Bekannte

Incipit

Meine Fatas habe ich umständlichst unserm Theuren Lehrer

Responsibilities

Übertragung
Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Wien (A), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bibliothek (A-Wgm)
    Shelf mark: Weber an Gänsbacher 1

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: MILTENBERG R 2
    • Siegel
    • Echtheitsbestätigung von F. W. Jähns am linken Rand der Adressenseite (Tinte): “Eigenhändig von C. M. v. Weber.”

Text Constitution

  • illegible text
  • illegible text
  • “kein ”Eine Zweidrittelzeile ist hier offenbar durchgestrichen und mit einem Streifen unkenntlich überklebt.

Commentary

  • “Zelle zurüksehne”Gemeint ist die gemeinsame Wohnung bei dem Ochsenmetzger Leonhard Klein in der Kleinen Ochsengasse B 40; vgl. Karl Esselborn, Carl Maria von Weber und Darmstadt, in: Darmstädter Blätter für Theater und Kunst, Heft 36/36 (24. Mai und 1. Juni 1926), S. 209–216.
  • “… Mit Simrok habe ich gesprochen”Laut Tagebuch am 8. Mai 1810.
  • “Einen Brief habe … in Aschaffenburg erhalten”Im Tagebuch ist lediglich am 10. Mai ein Brief von Hertling vermerkt.
  • “die andern”Nach der Rückkunft in Mannheim am 16. Mai sind im Tagebuch am 19. Mai Briefe von Gänsbacher genannt; außerdem hatte Weber am 15. Mai noch in Heidelberg einen Brief Gänsbachers erhalten.
  • “Schauspieler Berger”Vgl. dazu Beginn des Briefes Webers an Gänsbacher vom 20. Mai 1810.
  • “die 60 ƒ”Vgl. Brief Webers an Simrock vom 5. Mai 1810 .
  • “unsre stumme Hausfrau … gelehrte Gouvernante .”Gänsbacher schreibt in den Denkwürdigkeiten (Senn, S. 31/32): „Die Wohnung und Kost nahm ich bey einer 50jährigen Feldwebelswittwe. [...] Weber, dazumahl 23 Jahr alt, dessen finanziellen Umstände ihn zwangen, ökonomisch zu leben, nahm gleichfalls bey meiner Hausfrau Wohnung und Kost. Wir verzehrten jeder 16 kr. mittags und 9 kr. abends; für das Zimmer samt Betten bezahlten wir zusammen 8 fl. monatlich. Ein Frühstück zu nehmen, erlaubten unsere Finanzen nicht.“ Einige Zeilen danach berichtet Gänsbacher (Senn, S. 33): „Mein Zimmer, ein Durchzimmer, stand zwischen zweyen, wovon das eine von meiner geschwätzigen, garstigen Hausfrau, das andere von einer 46jährigen Exgourvernante, zugleich unsere Tischgenossin, die seit kurzem wieder eine Anstellung erhielt, bewohnt war; die erstere war lutherisch, die andere kalvinisch, ich katholisch [...].“ Nach der Anekdote, die Gänsbacher im gleichen Zusammenhang erzählt, unterzeichnete sich die Gouvernante mit Fr. Kempfer.

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