Carl Maria von Weber an Franz Joseph Fröhlich in Würzburg
München, Freitag, 11. August 1815

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Dem Herrn Professor

Fröhlich

Wohlgebohren

zu

Würzburg

Mein lieber Freund!

Welche herzliche Freude machte mir ihr lieber Brief, als Zeichen ihres warmen Andenkens, den ich d: 2t Aprill a: c: durch meinen Bruder Friz erhielt.      Wenn ich nicht früher ihn eben so herzlich erwiederte, so rechnen Sie es nur meiner ungeheuren Last von DienstGeschäften und der seit dem 7t Juny angetretenen Urlaubsreise*, aber keineswegs einer Erkaltung meiner innigen, achtenden Freundschaft für Sie zu.      ich wollte Ihnen immer so gerne ausführlich ein Bild meines Lebens und Treibens entwerfen, Ihnen manche neue Ansicht, Erfahrung und Arbeit mittheilen, und dazu fand sich denn niemals die ruhige Zeit.

Nun will ich aber lieber weniger schreiben, als länger den Verdacht einer Saumseligkeit auf mir ruhen laßen. Laßen Sie uns künftig nie mehr so lange außer Berührung kommen, lieber wenige Zeilen, als ein so langes Stillschweigen wo man sich dann so viel zu sagen hat daß man nicht weis wo man anfangen soll.

Ich freue mich Ihrer großen Thätigkeit, und Ihres eifrigen unermüdeten Wirkens zum Besten der Kunst, indem ich Ihnen zugleich die meinen Werken geschenkte Aufmerksamkeit danke.      Manches habe ich auch in dieser Zeit gewirkt und geleistet, noch mehr würde aber ans Licht, und vor die Augen des großen Publikums getreten sein, wenn nicht meine überhäuften DienstGeschäfte /: wöchentlich 3–4 Opern :/ und eine lang anhaltende Kränklichkeit, mir alle freye Stimmung geraubt hätten.      Jezt geht es mir beßer in jeder Hinsicht und nun arbeite ich auch wieder mit erneuter Kraft.

Eben jezt bin ich mit einem größeren Werk, einer Cantate zur Feyer der Schlacht bey belle Alliance beschäftigt, welches ich Sie hier da anzuzeigen bitte*.

d: 2t gab ich hier Concert im Theater mit dem glänzendsten Erfolge, eben so d: 8t in AugsburgT. bis d: 7t September bleibe ich | nun noch hier um ungestört arbeiten zu können. dann geht es zurük nch Prag. es würde mich herzlich freuen hier noch eine Antwort von Ihnen zu erhalten, damit ich sehe daß Sie mein langes Stillschweigen nicht mit Repreßalien vergelten wollen, sondern verziehen haben.      ich habe mir seit 2 Jahren mancherley Vorwürfe in diesem Punkte zu machen, selbst meinen lieben Freund Gottfried Weber habe ich anscheinend sehr vernachläßigt, aber es zieht manchmal ein trüber Flor über einen Theil unseres Lebens der uns ganz verhüllt, und dunkel und undeutlich selbst für die Augen der Liebsten macht.

Nehmen Sie den Zuruf des fernen Freundes so gütig auf als damals den Anwesenden und erfreuen Sie bald durch einige Zeilen Ihren Sie herzlichst achtenden Freund C. M vonWeber

Editorial

Summary

hat Fröhlichs Brief durch Bruder Fritz erhalten, konnte aber wegen Arbeitslast und Urlaub nicht antworten; freut sich über Fröhlichs Wirken zum Besten der Kunst; klagt über Dienstgeschäfte; erwähnt Arbeit an “Kampf und Sieg” und Konzerte in München und Augsburg; spricht von trübem Flor in den vergangenen 2 Jahren

Incipit

Welche herzliche Freude machte mir ihr lieber

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftenabteilung (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. Aut. 1001

    Physical Description

    • 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: R. 4. MÜNCHEN | 11. AUG. 1815

    Provenance

    • Stargardt Kat. 657 (1994), Nr. 276 mit Faks (nur 1r)
    • Stargardt Kat. o.Nr. (552?) 30./31. Mai 1961 (Slg. Geigy-Hagenbach) Nr. 957
    • Henrici Kat. 70 (9./10. Mai 1921), Nr. 124

    Commentary

    • a: c:abbreviation of “anni currentis”.
    • “… 7 t Juny angetretenen Urlaubsreise”Weber verließ Prag laut Tagebuch am 8. Juni 1815 und reiste zunächst nach Hradek, dann nach München.
    • “… Sie hier da anzuzeigen bitte”Vermutlich legte Weber dem Brief seine Anzeige der Kantate zur Weiterverbreitung bei.

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