Carl Maria von Weber an Carl August Fesca in Wien
Dresden, Donnerstag, 27. Februar 1817
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- 1817-03-21: from Fesca
Werden Sich wundern, von mir mit gegenwärtigem belästigt zu werden, es veranlaßt mich aber hiezu eine Äußerung unsers gemeinschaftlichen verehrten Freundes H: v. Kleinwächther in Prag, in der ich zu finden glaube das E. Wohlgebohren über das verzögerte Erscheinen der von mir übernommenen Rez: der Quart: Ihres talentvollen H: Bruders sich gekränkt fühlen. Ich glaube es der Achtung die ich diesen schönen Werken zolle, schuldig zu sein, mich darüber gegen Sie zu rechtfertigen, welches vielleicht nicht nöthig wäre, wenn ich das Vergnügen hätte von Ihnen persönlich gekannt zu sein. Ich hege das lebhafteste Intereße für die Arbeiten Ihres H: Bruders, und habe daher mit Freuden die Anzeige derselben übernomen, konnte aber damals nicht voraussehen daß mein LebensPlan mit einer so ganz unvorhergesehnen Maaße von Begebenheiten und daraus entspringenden Unruhe und Geschäf[ten] überhäuft werden würde. Ich hoffte daher immer noch Ihr geehrtes Schreiben vom 20t 7b 1816 mit Uebersendung der Rez: zu[gleich] beantworten zu können. Vergebens. die Uebergabe meines bedeutenden Geschäftes in Prag, die Vorbereitungen zu einer großen Reise, die durchaus nothwendige Kontraktgemäß versprochene Vollendung mehrerer Arbei[ten] die mich in Berlin Tag und Nacht arbeiten ließen, der darauf erfolgte Ruf hieher, und der Strudel einer neuen GeschäftsOrgani[sation] wo es an Allem fehlt – alles dieses, ließ mich unmöglich die Ruhe gewinnen die eine würdige Anzeige verlangt. die innigste Vertrautheit und das Studium des Gegenstandes kann erst ein Resultat geben das mit der gehörigen Ausführlichkeit dem Leser den Bau, Geist und IdeenGang des Werkes klar macht, und ein anschauliches Bild des beurtheilten Gegenstandes in ihm erwekt. An einem Oberflächlichen Geschreibsel kann weder Ihrem H: Bruder noch mir gelegen sein, und was die Verspätung der Anzeige betrifft, so ist das leider ein nur zu gewöhnliches Schiksal vieler Werke, und es ist freilich nur ein leidiger Trost wenn ich Ihnen bemerke daß troz der freundlichen Achtung die die Red: der Allg: M: Zeit:* für mich hegt, | doch mehrere meiner schon seit einigen Jahren erschienenen Werke, noch nicht einmal flüchtig angezeigt sind. – Auch jezt kann ich vor Ostern, an die Rez: der schönen Quart: nicht denken, und muß es daher Ihrem Willen anheim gestellt sein laßen, ob ich sie an H: Puttrich in Leipz: absenden soll oder nicht. daß ich der Musik: Zeit: die Uebernahme der Rez: schon angezeigt habe, hinderte daran nichts, und ich will einer vielleicht schneller ans Licht tretenden Anzeige sehr gerne weichen, wenn Sie darin Vortheil zu gewinnen glauben. Ich habe aus reiner Achtung für das Schöne und Gute das der Welt bekannt zu machen die Pflicht jedes ehrlichen Künstlers ist mit Freuden die Anzeige übernommen und werde sie auch, wollen Sie anderß nicht auf der Absendung der Part: bestehen – nach meinen besten Kräften vollenden. Aber um einiger Wochen Zeit willen das Gute zu übereilen hielte ich für Unrecht, und hielt es zugleich für meine Pflicht Ihnen dieß auszusprechen und zugleich die Ursachen der Verzögerung.
Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Bruder aufs achtungsvollste, und glauben Sie daß ich auch recht gut fühle wie unangenehm Ihnen die Verzögerung sein muß, daß es aber außer den Gränzen meines Könnens lag, es anderß zu machen.
Mit aller Achtung
E. Wohlgebohren
ergebenster
Carl Maria von Weber
Editorial
Summary
entschuldigt Verzögerung der Rezension der Quartette von Fescas Bruder; er müsse Zeit zu entsprechenden Studien habe, die ihm seit längerem ganz fehle; rechnet erst nach Ostern mit entsprechender Gelegenheit und stellt ihm anheim, die Partitur ggf. zurückzufordern
Incipit
“E: Wohlgebohren, Werden Sich wundern, von mir mit”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition
-
Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Shelf mark: N. Mus. ep. 13Physical Description
- 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
- auf der Adressenseite von fremder Hand: “Dresden Febr 1817 | Carl Maria vWeber | erh. den 6t Marz | b[eantwortet] 21ten”
- der Brief weist am Außenrand etliche Fehlstellen auf, die Textverluste wurden in der Übertragung durch Klammer-Ergänzungen ausgefüllt