Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Dresden, Montag, 14. April 1817

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An

unsere gute Koch.

Meine liebe gute Koch!

Ihren lieben Brief vom 16t März erhielt ich d: 2t Aprill hier, als ich eben von Prag zurük kam, wohin ich d: 22t gereißt war, um meine geliebte Lina zu überraschen, und der langen TrennungsZeit bis zum 8br einen kleinen Abschnitt zu geben. die Freude können Sie sich denken, und ist so etwas wohl nicht zu beschreiben. 1000 Grüße von da, wo aller Lieben in Berlin oft gedacht wurde, und wo Sie dann gewiß ins erste Glied gehören. von Prag kam ich nur auf einen Tag wieder hieher, und gieng nach Leipzig, dieß alles aus Lichtensteins Brief. Ihnen nur herzlichen Gruß, Dank, und Antwort einiger Punkte Ihres Schreibens. Vor allem freute es mich daß Sie den Gedanken noch fest halten mich in meiner Häuslichkeit zu besuchen, und da eine recht still frohe sorgenlose Zeit zu verleben, und uns wieder einmal auf ein Jahrzehend voraus auszuplaudern.

Was Sie über die Faschsche Meße gehört haben, ist nichts mehr und nichts weniger, als eine gewöhnliche Klatschgeschichte müßiger Mäuler, die ganz und gar grundlos ist, und sein muß, weil sie Unsinn ausspricht*. Erstlich ist die Meße bei mir so vergraben, und solche Verfügungen getroffen, daß es so gut ist, als hätte ich sie gar nicht. 2t bin ich nicht der Einzige der sie besizt. und kann Ihnen Pölchau darüber genauere Nachricht [geben]. Endlich, und 3tens bin ich erbötig wenn es zu Ihrer Beruhigung nöthig ist, selbe wieder zurükzugeben mit der heiligen Versicherung das keine Note davon verbreitet worden.

Liebe Freundin, wann werden Sie aber endlich aufhören sich selbst so erfinderisch zu peinigen? glauben Sie mir, es ist damit so, wie Sie selbst schon sagen, einige unbedeutende Worte, hat Ihre Phantasie gehörig grau in grau ausgearbeitet. übrigens hoffe ich, daß obige Gründe Sie auch beruhigen werden.

Sie haben recht wenn Sie mich in einem unendlichen Geschäftstroubel glauben, immer mehr und mehr Anfoderungen macht die Kunstwelt an mich, und manchmal glaube ich wirklich erliegen zu müßen, wenn nicht das frohe Bewußtsein, thätig zu wirken mich erhielte.

Haben Sie Zeit so schreiben Sie mir doch öfter, können Sie denn gar nicht ein bischen großmüthig gegen den geplagten Freund sein?

Die Türk hat einen recht schönen Stuhl geschikt, inliegend der Dank dafür. diesen Sommer hoffe ich auch auf den Ihrigen, und Seebalds, herzliche grüße an leztere nebst Schwester und Schwager, versteht sich.

     Gott behüte Euch alle gesund und heiter. Ihnen vor allem schenke er frohen Sinn. dieß wünscht aus treuer Seele Ihr immer gleicher
wahrer Freund Weber

Editorial

Summary

berichtet von seinem Besuch in Prag; betr. Gerücht über die 16-stimmige Messe von Carl Fasch, die sich in seinem Besitz befinde; Privates

Incipit

Ihren lieben Brief vom 16t März erhielt ich

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. II A e, 16

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)

    Corresponding sources

    • Virneisel/Hausswald, S. 80–81

    Commentary

    • “… muß, weil sie Unsinn ausspricht”Weber hatte 1814 aus Flemmings Nachlass dessen Abschrift der Fasch-Messe (komponiert 1783) bekommen; vgl. seinen Brief vom 30. April 1814. Offenbar gab es Befürchtungen, er könne das Werk, das die Berliner Singakademie vermutlich als exklusiven Besitz betrachtete, an Dritte weitergeben. Eine Publikation kam erst 1938 zustande.

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