Carl Maria von Weber an Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg
Dresden, Donnerstag, 26. November 1818

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Durchlauchtigster Herzog,
Gnädigster Fürst und Herr!

Wer Gutes und die Menschen Erfreuendes übt, der muß es nun schon auch darauf ankommen lassen, daß dankende Stimmen sich zu ihm drängen, und aus vollem Herzen das aussprechen, was sie gleichsam als Repräsentanten der öffentlichen Meinung mit wahrer Lust dem erhabenen Geber ehrfurchtsvoll darzulegen sich gedrungen fühlen. Wohl mir, daß ich weiß, mein gnädigster Herzog, der wahrhafte Beschützer, Befeurer und Selbsterzeugende, der da schafft, indem er aneifert, und aneifert, indem er schafft, er fühle sich’rer und erschöpfender mit die Regungen und das Walten eines rein dankerfüllten Herzens, als es irgend ein Wort geben, irgend eine Handlung auszudrükken vermag, und welches überhaupt nur von dem, der so giebt, auch wieder begriffen werden kann, wie man danken könne – sonst sähe es mit meiner Repräsentantenschaft sehr übel aus, und die Uebrigen, für die ich allenfalls das Wort unbewußt ergriffen, möchten dem ungeleckten Wortführer, oder dem Führer ungeleckter Worte, sehr schlechten Dank für sein Geführe wissen.

Ew. Durchlaucht auszeichnende Huld für den trefflichen Kind* hat große Sensation hier gemacht, und zwar durchaus gute, wenn auch hin und wieder seltsam modifizirt. Einige kleine unbedeutende Neid-Gesichtleins konnten freilich nicht ungeschnitten bleiben, aber darin vereinigten sich alle Stimmen zum schönsten Einklange, daß es erhebend, befeuernd und tröstend sey, solche Fürstengaben so wahrhaft kunstfürstlich vertheilt zu sehen. Die meisten literarischen und andern Handwerksseelen, die gewohnt sind, nur Paar- oder Ellenweise bezahlt und belohnt zu werden, fragten freilich, wie viele Ellen und Paare Kind für Sr. Durchlaucht eigenen Hausgebrauch gefertigt habe; diese guten Leute begriffen wahrhaftig nicht, daß eines Fürsten wahrhaft hoher Geist das der Welt Geleistete auch das Seine nennt, und daß das beglückende Vorrecht, Geisteskraft, er finde sie wo er wolle, hervorzuheben und zu belohnen, dadurch zu belohnen, daß er seine Aufmerksamkeit auf sie beweise und das Geleistete erkenne, eine wahrhafte Fürstenkraft ist, die sich als Stärkung und Belohnung des Guten an’s Göttliche erhebt.

Wenn es nun vollends mit dieser Milde, diesem künstlerischen Meisterwohlwollen geschieht, dann wirkt es erst vollendet, und ganz anders, als wenn die Gnade mit drückender Gewalt einem so recht fest den allenfalls aus solidem Eisen-Gusse gefertigten Lorbeer auf’s Haupt setzt, daß man fast darunter zusammenknickt, und vor freudigem Schreck und schrecklicher Freude kaum den Athem zu dem devotesten Danke finden kann.

Hier aber sprudelt er hoch und freudig empor, und schelten Ihro Durchlaucht auch ein bischen Ihres sprudelnden Maria, so weiß ich ja doch, Sie werden nicht ernstlich böse, denn der Wille ist ja gewiß gut.

Was hätte ich nicht eigentlich noch alles zu sagen und zu fragen, aber ich merke, daß ich die Geduld meines durchlauchtigsten Beschützers schon genug auf die Probe gestellt habe.

Erlauben Sie mir nur noch zu wiederholen, daß Sie zwei sehr frohe und glückliche Menschen gemacht haben; wie oft war ich Augenzeuge, daß Sie darin Ihre Freude finden, Durchlauchtigster Herr; und in so fern man immer diejenigen, denen man Gutes thut, ein bischen gern hat, schließe auch ich mit der frohen Hoffnung der Fortdauer Ihrer Huld und Gnade für den Tonweber, der sich unendlich darauf freuet, zur Zeit der Jubelhochzeit Ew. Durchlaucht persönlich die unwandelbaren Gefühle der innigsten Verehrung und Treue aussprechen zu dürfen*, mit denen er immer und immer ist

seines gnädigsten Herzogs und Herrn u. s. w.

Editorial

Summary

umständlicher Dankesbrief für die ihm und Kind gewährte Huld (Ernennung Kinds zum Hofrat)

Incipit

Wer Gutes und die Menschen Erfreuendes übt

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: HellS I (Vorwort), 1828, pp. XVI–XIX

    Corresponding sources

    • MMW II, S. 181–183

    Commentary

    • “… Huld für den trefflichen Kind”Weber hatte den Herzog laut Tagebuch während dessen Dresden-Besuch am 22. September 1818 um die Vergabe des Hofrat-Titels an Kind gebeten. Vgl. auch die Tagebuchnotizen vom 17. November 1818 bezüglich der Gewährung des Wunsches. Ernennungsurkunde für Kind vom 6. November in: D-LEu, Unterlagen von und zu Friedrich und Roswitha Kind, Rep. VI 25u/4/2.
    • “… und Treue aussprechen zu dürfen”Anlässlich der goldenen Hochzeit des sächsischen Königspaars am 17. Januar 1819 reiste Herzog August nach Dresden, wo Weber ihm laut Tagebuch am 16., 20. und 21. Januar begegnete.

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