Carl Maria von Weber an Friedrich Kind
Hosterwitz, Freitag, 7. Mai 1819

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Mein lieber Freund!

Hier in der Ruhe fühle ich erst wie sehr die lezte Zeit mich angegriffen hat. ich bin noch total invalid*. Mein Herz voll der besten Wünsche für das liebe Brautpaar ist kerngesund, aber der Kopf kann sich um keinen Preiß noch der geringsten Anstrengung hingeben*. Mit fremden Federn die gar lokkend und herrlich mich anschauen – mag ich mich doch auch nicht schmükken, man würde auch gewiß den Raben erkennen. Schon diese paar Zeilen haben mich ganz erschöpft. Es thut mir recht weh, recht sehr, fehlen zu sollen im Kreise. sezt meinen Namen hin und meldet mich krank, so bin ich doch da.

Gruß von Frau an alle. die Natur ist herrlich. uns geht es im Ganzen gut, aber langsam vorwärts. Vale.

Immer Ihr
Weber.

Editorial

Summary

spüre erst jetzt, wie sehr ihn in letzter Zeit die Krankheit angegriffen habe; betr. Komposition für den Liederkreis: bittet darum, ihn dort zu entschuldigen, da er krank sei

Incipit

Hier in der Ruhe fühle ich erst wie sehr die lezte Zeit

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition in 2 Text Sources

  • 1. Text Source: Verbleib unbekannt

    Provenance

    • Liepmannssohn, Verst. 32 (24. Nov. 1902), Nr. 1192
    • Charavay, Eugène: Revue des Autographes No. 156 (Juni 1893), Nr. 255
    • Charavay, Auktion 7. März 1883, Nr. 203
    • vermutlich auf der Auktion von Puttick & Simpson in London am 26. Januar 1877 unter Nr. 1020 angeboten; vgl. den Brief von R. Musiol an F. W. Jähns vom 18. Januar 1877

    Corresponding sources

    • Friedrich Kind, Briefe von Karl Maria v. Weber an Friedrich Kind, in: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 32, Nr. 118 (19. Juni 1832), Sp. 940f.
    • MMW II, S. 197
  • 2. Text Source: Friedrich Kind, Freischütz-Buch, Leipzig 1843, pp. 150*

Text Constitution

Textwiedergabe nach dem Freischütz-Buch

    Commentary

    • “… ich bin noch total invalid”Zu Webers Krankheit vgl. seine Tagebuchnotizen ab dem 4. April 1819.
    • “… noch der geringsten Anstrengung hingeben”An dieser Stelle im Freischütz-Buch Originalfußnote von Kind: „Ich hatte W. im Namen des Liederkreises um eine Melodie gebeten, die in einem ‚Taschenbuche zum geselligen Vergnügen für Liebende‘ am 31. Mai 1819 mit erscheinen sollte. K.“ Der Band erschien zur Hochzeit von Agnes Nostitz und Jänkendorf und Julius Marschall.

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