Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Darmstadt
Dresden, Montag, 2. Dezember 1822
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das ist doch höchst traurig daß die Menschen ungestraft Diebe sein dürfen*. Eben so hat Schott an den engl: Obersten Livius die Part: meiner Oper nach England geschikt*. Wenn du überzeugt bist daß auf dem Wege Rechtens nichts anzufangen ist, so kann ich die Spizbuben doch in öffentlichen Blättern als solche erklären? schreibe mir doch darüber Bescheid. H: Schott werde ich übrigens auch meine Meynung sagen.
Mit herzinnigem Danke erkenne ich die Wärme, mit der du die Gelegenheit fest halten willst, mich in deine Nähe zu verpflanzen*. und das wäre der stärkste Magnet für mich denn ich stehe hier besonders in künstlerischer Hinsicht gar zu einsam. doch ist es auch keine Kleinigkeit einen Entschluß zu faßen, und die Wünsche, Gedanken, Hoffnungen und Gründe für und wieder kreuzen sich bunt in mir. Auf jeden Fall muß ich es an mich kommen laßen und kann selbst in der Sache nichts thun.
Ich habe hier viel gelitten, viel gekämpft. Und weiß nun wenigstens klar wie ich stehe, und hoffe nichts mehr als was mir gewiß ist. das geht nun an einem fremden Orte wieder von Vorne an. ich habe hier Zeitlebens 1800 rh: schwer Geld. vor der Hand. dieser Gehalt kann sich wohl auch noch erhöhen. der Dienst ist oft beschwerlich, aber der selige Wagner war ja unabgesezt an der Ruderbank. Einige Monate Urlaub sind hier nicht schwer zu erlangen. bei Euch wohl nicht so leicht. auf Ehre und Auszeichnungen ist bei Euch eher zu rechnen. die erstere halt ich mir selber fest, die leztere ist eine schöne Sache, wenns aber nicht ist – muß man sich mit Manchem Beßern trösten, der auch auswendig nicht ausgezeichnet ist. — kurzum, es ist schwer — | deine brüderliche Liebe und Einsicht wird thun was zu thun ist. auf jeden Fall könnte mir der ausgesprochne Wunsch des Großh: mich zu haben, nur ehrenvoll und nüzlich sein. Es hängt alles davon ab, ob er selbst sich darauf sezt, —
Der Bauernmarsch* mit 24 Violinen? !! Ganz so wie du es sagst muß er, und wird er in Berlin und hier vorgetragen — Solche Ereigniße sind keine Angelpunkte; und kann man dagegen an?
Der alte Flötenspieler hat sich also wieder gerührt. ich erkenne in Demuth die Herablaßung. Gestern hat mein Max seinen ersten Zahn bekommen. Ein Festspiel zur Vermählung des Prinzen Johann hat mich wieder von meiner Euryanthe abgezogen. ich werde also diesen Winter nicht mehr nach Wien kommen.
Grüße die Frau Baas, und meine lieben Hoffmanns herzlichst. Immer und immer
dein Freund W:
Dresd: d: 2t Xb 1822.
Editorial
Summary
klagt über Raubkopien von Schott; erwägt eher ablehnend die Idee, die Nachfolge des Darmstädter Kpm. Wagner anzutreten; über Freischütz-Bearb. und die Verzögerung der Euryanthe-Komposition durch Arbeit an einem Festspiel für Prinz Johann
Incipit
“Das ist doch höchst traurig daß die Menschen”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition
-
Text Source: New Haven (US), Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library (US-NHub), Frederick R. Koch Foundation
Physical Description
- 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
- am rechten oberen Rand der Rectoseite Bleistifteintrag von Gottfried von Weber: “22 Xbr 2”
- Durchstreichungen (Blei) aus redaktionellen Gründen für die Veröffentlichung von Gottfried Weber
Provenance
- Stargardt Kat. 630 (1983), Nr. 1005
Corresponding sources
-
Anonym, Eine Reihenfolge von Briefen C.M.v.Webers, in: Caecilia Bd. 7 (1828), Heft 25, S. 25–26
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Bollert/Lemke 1972, S. 84–85
Commentary
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“… meiner Oper nach England geschikt”Weber erfuhr dies von Livius selbst, der sich seit November 1822 in Dresden aufhielt und mit Weber laut Tagebuch am 26. November über eine Freischütz-Einrichtung für London sprach. Livius arrangierte gemeinsam mit Planché die Oper für die Aufführung am Coventgarden Theatre in London (Premiere: 14. Oktober 1824); vgl. Weberiana 18, S. 126–129.
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“… Der Bauernmarsch”Marsch aus der Introduktion Nr. 1 des Freischütz (T. 66ff.).