Vincent Weyrauch an Gustav Friedrich Wilhelm Großmann in Hannover
Meiningen, Samstag, 17. April 1790

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Verehrungswerther Herr Großmann

Wenn Sie diese Zeilen lesen bin ich schon auf der Reise – Ihren Brief vom 10: h: hab’ ich den 15n erhalten – ich habe die Ihrigen binnen 1/4 Stunde nach Empfang stets beantwortet und fortgeschikt. Sie müssen gewiß in Hessischen liegen geblieben seyn. Daß mein Schwiegervater nach Hannover schrieb hatt er mir erst gestanden als ich ihm es sagte daß Sie mirs geschrieben. Ich wäre, daß und wenn ich würklich ein vortheilhafters Engagement gekriegt hätte doch zu Ihnen gegangen – da ich Ihnen einmahl mein Wort gab – zudem kenne ich Sie und weis daß ich bey Ihnen am besten aufgehoben seyn werde; für mein | Weib wird sich ja wohl was mit der Zeit finden – denn Sie ist gut – und fleißig. In einem Punkte ist mirs lieb daß Sie ruhen kann – So Leidt Sie und auch Sie als Directeur nichts darunter – denn ich hoffe zu Gott daß Sie bis Michaeli mich zum glüklichen Vater machen wird.* Sie werden mich ja alsdann nicht verlassen und uns jungen Eheleuten mit Rath beistehen? Wollen Sie meine Freude dann vermehren – so – – doch das mit der Zeit mündlich. Seit ich meine Frau kenne hat sie hier vor 14 Tagen einen starken Husten bekommen – der noch sehr anhält – daß Sie kaum ordentlich zu spielen vermag. Sie empfiehlt sich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin – und bittet im voraus um Ihre beiderseitige Achtung und Freundschaft.

Ob ich als Tita oder Lubino auftrete* oder sonst in einer Rolle ist mir gleichviel | wie Sies anordnen – ich hoffe – Sie und die lieben Hℓ: Hannoveraner werden mich mit eben der nemlichen Nachsicht behandeln, wie sonsten. Nur das Tanzen im 2n Finale müßt ich erst lernen – weil ichs weder beim Böhm noch in Cassel wo ich den Lubino spielte und auch hier nie gethan. Wir liesen einige Bogen aus.

Hℓ: Paulis Einschluß hab ich abgegeben – auch gelesen – und wunderte mich wie Sie so alles treffen konnten – denn der Mann ist nicht schlecht – doch von Einbildung nicht frey – jedoch es geht mehreren so – junge Helden spielt er unter seinen Rollen am besten – an sonstige Liebhaber oder zärtlich-feuriges Fach müßen sich nicht wagen – kurz um – für Sie ist er nicht – das was er gut spielen könnte – ersezt Ihnen ja der Hℓ: Diestel – daß Hℓ: v Jasmund mir gut ist ist mir eins – obgleich ich kein Zutrauen mehr zu | Ihm wie sonsten habe – denn ich und meine jezige Frau haben auf die Lezt 50 Rtℓ: Gage einbüßen müssen auf die doch niemand Anspruch hatte – und die wir freilich besonders sauer verdienen mußten. Dadurch bin ich so zurückgekommen – daß ich noch in Cassel an ettliche 30. Rtℓ; bezahlen muß – je nun ich werds wohl zum übrigen schreiben müssen. Doch ich ermüde Sie

Leben Sie recht wohl und auf Wiedersehn – Ich bin und bleibe stets Ihrbereitwilligster Diener
Vincent Weyrauchmp

Editorial

Summary

befindet sich auf der Reise nach Hannover, berichtet von der Schwangerschaft seiner Frau und überläßt es ihm, in welchen Rollen er künftig bei ihm auftreten werde, erläutert seine Animosität gegenüber Jasmund

Incipit

Wenn Sie diese Zeilen lesen bin ich schon auf der Reise

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Leipzig (D), Universitätsbibliothek (D-LEu), Sammlung Kestner
    Shelf mark: I/C/II/444, Nr. 14

    Physical Description

    • 2 Bl. (4 b. S.)

    Corresponding sources

    • Weberiana 14 (2004), S. 59 (Auszug)

Text Constitution

  • “daß”crossed out

Commentary

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