Aufführungsbesprechung Dresden: Konzerte in den letzten zwölf Monaten. (Teil 1 von 2)

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Dresden. Kurze Uebersicht des Bemerkenswerthesten in den Leistungen der deutschen und italienischen Oper, und der Concertmusik, in den letzten zwölf Monaten.

[…]

Den 26sten Januar [1822], zum erstenmale: Der Freyschütz, Oper in drey Akten von C. M. von Weber. Der Ref. kann über diese vortreffliche deutsche Oper nur kurz seyn, weil er sonst genöthigt wäre, zu wiederholen, was seit ihrem Erscheinen öffentliche Blätter bereits darüber vielfältig ausgesprochen haben. Auch bey uns verfehlte sie ihren Eindruck nicht, und der geniale Tonsetzer genoss den verdientesten Dank und Beyfall des Publikums. Die Ausführung war sehr gelungen zu nennen: Dem. Funk als Agathe, Mad. Haase als Aennchen, Hr. Bergmann als Max und Hr. Meyer als Caspar, waren sehr lobenswerth. Decorationen und Maschinerie waren, trotz des engen Raumes des Theaters, sehr gut. Möchte uns doch Hr. Kapellmeister von Weber bald mit einer oder der andern seiner frühern Opern erfreuen, namentlich mit seiner Silvana, die hier noch so gut als ganz unbekannt ist! –

[…]

Noch ist der Concertmusik und der Leistungen fremder Künstler und Künstlerinnen in Gastrollen und Concerten zu gedenken.

Den 16ten März 1821 gab Hr. Vimercati ein Concertino und Variationen auf der Mandoline ¦ und bewiess grosse Fertigkeit; da aber die Mandoline keinen angenehmen Ton hat, so kann man sich nicht erwehren, die Zeit und Mühe zu bedauern, die der Künstler auf ein so undankbares Instrument verwendet hat. Dem. Funk und Hr. Cantù sangen, erstere eine Arie von Paer und letzterer eine Arie aus Otello von Rossini; auch bliess Hr. Kammermusikus Dietze ein Concert von Kummer für die Oboe. Den 30sten März [1821]: Hr. Kammermusikus Peschel gab mit Unterstützung der königlichen Kapelle Concert. Die Jubel-Ouverture vom Hrn. Kapellmeister von Weber eröffnete es; hierauf bliess der Concertgeber ein Fagottconcert von Joseph Schubert und ein Andante und Ongaroise von C. M. von Weber mit vollem schönen Tone: eine Composition, die sich durch eigenthümliche Erfindung auszeichnet. Mad. Reicherdt sang eine Arie von Paer und mit Hrn. Bergmann ein Duett. Hr. Kammermusikus Fürstenau bliess mit Hrn. Kressner ein Doppel-Concert für zwey Flöten, und Hr. Carl Krägen spielte das schöne Rondo brillante in A dur für Fortepiano von Hummel mit viel Fertigkeit und Geschmack. Am 3ten April Vormittags gab Hr. Alex. Boucher mit seiner Gattin ein Concert, worin er seine Vorzüge und auch seine Geschmacklosigkeit auf der Violine beurkundete; seine Gattin gefiel mit ihrer Duett-Concertante für Harfe und Fortepiano weit mehr. Beyde erregten übrigens nicht den Enthusiasmus, der ihnen in der Folge in Berlin zu Theil ward. Hr. Gerstäcker sang in diesem Concerte noch ein paar Arien von Righini und Mozart. Den 9ten April: Zum Besten der hiesigen Blindenanstalt hatte Hr. Kapellmeister von Weber ein sehr interessantes Concert veranstaltet, worin, nach der originellen Ouverture zum Freyschütz, Hr. von W. sein schon früher (1809) componirtes und hier gespieltes Fortepiano-Concert in C dur mit vieler Fertigkeit vortrug. Hr. Kammermusikus Dotzauer spielte ein von ihm componirtes Concertino für Violoncell. Dem. Funk sang die Arie aus den Jahreszeiten von Haydn: „Willkommen jetzt, o dunkler Hain“ etc. ganz vortrefflich, und zum Schluss ward der Frühling von Haydn gegeben, worin Dem. Funk, Hr. Bergmann und Hr. Toussaint die Solo’s hatten und das königliche Theatersingechor die Chöre sang. Das Concert war sehr besucht. […] Den 12ten October gab Herr Kammermusikus Fürstenau ein Concert. Nach der Ouverture zum Freyschütz, sang Mad. Unzelmann eine Arie von Nasolini. Hr. F. bliess ein von ihm componirtes Flötenconcert mit seiner gewohnten Fertigkeit und Delikatesse. Er gab ferner ein Concertino für zwey Flöten, von ihm und seinem Schüler Hrn. Kressner geblasen, und zum Schluss ein Potpourri für die Flöte von seiner Composition. Hr. Bergmann sang noch eine Arie und mit Madam Haase ein Duett. Den 15ten October: Dem. Canzi aus Wien, Schülerin des Hrn. Kapellmeister Salieri, besuchte uns auch, und sang im deutschen Schauspiel zwischen den Akten die Cavatine von Rossini: una voce poco etc. eine dergleichen von Caraffa* und eine Scene mit Chor von Rossini. Eine jugend|liche frische Stimme, gute Gesangsmethode, verbunden mit einem gefälligen Aeussern, erwarben ihr viel Beyfall. Man bedauerte, dass sie uns so schnell verliess, und dass wir sie nicht in einer Oper hören konnten! Den 16ten November gab Hr. Kammermusikus Kummer Concert. Nach einem Fagottconcert, welches er bliess, spielte sein kleiner Sohn ein Fortepiano-Concert von Dussek und Klengels Promenade sur mer; auch sang Mad. Unzelmann noch eine Arie von Nicolini. Den 23sten November gab Hr. Kapellmeister Hermbstedt, welcher uns lange nicht besucht hatte, ein Concert. Nach der effektvollen Ouverture zu Egmont von Beethoven, bliess er ein neues, für ihn componirtes, Klarinetten-Concert von Spohr. Die Composition war höchst interessant, und wurde mit dem schönen Tone, der Kraft und Fertigkeit vorgetragen, die man an Hrn. Hermbstedts meisterlichem Spiele schon gewohnt ist. Ein gleiches gilt von den darauf folgenden Variationen, ebenfalls von Spohr componirt. Dem. Willman sang eine Scene aus Adelaide di Borgogna von Rossini, und Variationen über: oh dolce concento, beyde mit grosser Fertigkeit und geschmackvollem Vortrag. Hier, bey einer ihr günstigen Composition, wo sie ihre Stimme in die Höhe gehen lassen konnte, gefiel sie weit mehr als im Theater. – In den folgenden Tagen* bliess noch Hr. Hermbstedt einmal im Theater ein Concertino von Max Eberwein und Adagio und Variationen von Ebendemselben.

(Der Beschluss folgt.)

Editorial

Summary

Aufführungsbesprechung Dresden: Kurze Uebersicht des Bemerkenswerthesten in den Leistungen der deutschen und italienischen Oper, und der Concertmusik, in den letzten zwölf Monaten. darunter Der Freischütz von Weber

Creation

Responsibilities

Übertragung
Mo, Ran

Tradition

  • Text Source: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 24, Nr. 18 (1. Mai 1822), col. 287–293

Text Constitution

  • “fà”sic!

Commentary

  • “… etc. eine dergleichen von Caraffa”Laut Theaterzettel Bolero aus dessen Oper Elisabetta in Derbyshire ossia Il castello di Fotheringhay (UA Venedig 26. Dezember 1818).
  • “… – In den folgenden Tagen”Am 28. November 1821.

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