Ankündigung der Klopstock-Säkularfeier in Quedlinburg

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Klopstock’s Säcularfeier in Quedlinburg.

Am 2. Julius dieses Jahres ist ein Jahrhundert vollendet, seitdem Klopstock, der unsterbliche Sänger, hier zu Quedlinburg geboren ward. Seine Vaterstadt erinnert sich an diesem Tage mit dankbarer Freude, daß Er ihr zuerst und zunächst angehörte, und sein Vaterland wird gern des herrlichen Lebens und Wirkens, der erhabenen und gemüthvollen Dichtungen gedenken, wodurch Er der Nation und der Nachwelt ehrwürdig und unvergeßlich ist.

In dieser Ueberzeugung wird von dem unterzeichneten Verein in Klopstock’s Vaterstadt ein Gedächtnißfest veranstaltet, welches am ersten Julius dieses Jahres, Nachmittags von drey bis sechs Uhr, mit einer musikalischen Vorfeier beginnt und am zweyten Julius, dem Säculartage seiner Geburt, Vormittags von neun bis zwölf Uhr, mit allerhöchster königlichen Genehmigung in der hiesigen Schloßkirche durch Aufführung ausgezeichneter Werke der Tonkunst begangen wird.

Der berühmte Componist, Herr Carl Maria von Weber, hat die Leitung des Orchesters zu übernehmen versprochen; treffliche Virtuosen aus der Nähe und Ferne, haben ihre Mitwirkung zu dieser musikalischen Feier bereits zugesagt, und auf den Beystand mehrerer benachbarten fürstlichen Capellen und wohlgeübter Singchöre ist mit ¦ Sicherheit zu rechnen. Anerkannte Tonkünstler, welche außerdem das Orchester unterstützen wollen, werden freundliche Aufnahme und Bewirthung finden, wenn sie vor dem 20. des künftigen Monats dem Herrn Musikdirector Bischoff zu Hildesheim oder dem unterzeichneten Verein ihren Entschluß anzeigen.

Die aufzuführenden Musikstücke und die nähere Anordnung des Festes wird eine besondere Ankündigung enthalten. Der Subscriptionspreis der Einlaßkarten für beide Tage ist auf 1 2/3 Thaler, für einen Tag auf 1 Thaler festgesetzt; nach geschlossener Subscription beträgt der Eintrittspreis für beide Tage 2 Thaler, für einen Tag 1 1/3 Thaler pr. Courant.

Der unterzeichnete Verein nimmt portofrey eingehende Subscriptionen an; außerdem werden hier und in mehreren benachbarten Städten Einzeichnungslisten eröffnet werden.

Am Nachmittage des zweyten Julius hält das hiesige Gymnasium zur Feier des Tages eine öffentliche Redeübung und am Abend desselben wir eine große Harmoniemusik in dem bey der Stadt belegenen Lustwäldchen, der Brühl genannt, veranstaltet, in welchem künftig Klopstock’s Brustbild aufgestellt werden soll. Die Kosten dieses Denkmahls werden aus dem Ertrage des Musikfestes und aus den noch einzusammelnden Beyträgen bestritten werden.

Für billiges Unterkommen zahlreicher Fremden in hiesigen Gast- und Privathäusern wird gesorgt werden, und die umlie¦gende schöne Harzgegend in der freundlichsten Jahreszeit manchen Genuß darbieten.

Der unterzeichnete Verein ladet demnach alle Verehrer Klopstock’s, alle Freunde der Musik und Dichtkunst zu dieser Gedächtnißfeier hierdurch ein. Möge sie auf eine, des großen Dichters würdige Weise begangen werden! Möge sie in den Gemüthern aller Theilnehmer die Liebe zur Kunst und die fromme, echt vaterländische Gesinnung erwecken und nähren, welche in Klopstock’s unvergänglichen Werken lebt!

Quedlinburg, den 27. May 1824.

Der Verein für Klopstock’s Denkmahl.

Nachschrift.

Die erste Nachricht von einer solchen Feier ist mir durch Reisende und durch Briefe mitgetheilt worden, und sie hat mich mit großer Freude und Theilnahme, und zugleich mit dem Wunsche erfüllt, sie möge so viele Theilnahme finden, daß dem hochverehrten Dichter ein geschmackvolles Denkmahl in seiner Geburtsstadt errichtet werden könne. Doch dieß nicht allein wünsche ich, und viele Tausende werden mir beystimmen, wenn ich noch einen zweyten Wunsch hier beyzufügen wage, nämlich ein lebendiges, immerwährendes Denkmahl mit jenem zugleich zu gründen bemüht zu seyn, etwa durch Stiftung einer Bildungsanstalt für Mädchen unvermöglicher Eltern, woran jedoch auch Töchter wohlhabender Eltern, gegen angemessene Bezahlung, Theil haben können. Das Haus, worin Kl. geboren worden, könnte zu diesem Klopstocksstift eingerichtet und eingeweihet werden. Die Städte Quedlinburg, Hamburg, als Kl.’s zweyte Vaterstadt, und Altona, wo die Gebeine des gefeierten frommen Dichters der Mutter-Erde zurückgegeben sind, werden in heiligem Wetteifer streben, in Beyträgen zu einem solchen Stifte sich zu überbieten. Aber auch entferntere Freunde der Wissenschaften, der Dichtkunst und der sittlichen und geistigen Bildung würden es als eine Ehrensache betrachten, ihre Verehrung für den Dichter und ihre Achtung für die gute Sache des Vaterlandes und der Menschheit durch ansehnliche Beyträge zu beurkunden. ¦

Ich wünsche, daß diesen leicht hingeworfenen Gedanken Männer von umfassendem Wirkungskreise und bedeutendem Einfluß ihrer Aufmerksamkeit würdigen und sich für dessen Ausführung thätig verwenden mögen. Würden einflußreiche Männer auf unsern Universitäten, Lehrer an unsern Gymnasien, und Andere in wichtigen Verhältnissen, sich theilnehmend für die Sache verwenden, so zweifle ich nicht an einem erwünschten Erfolge. Wie viel ein einzelner Mann, der sich mit warmer Theilnahme einer Sache annimmt, in seinen Umgebungen wirken kann, beweiset der damahlige Feldprediger Pflaum in Ansbach, welcher für D. Luther’s Denkmahl 395 Thlr. 5 gl. preuß. Cour. und 40 Thlr. in Gold nach und nach zusammengebracht und eingeschickt hat. Möge dieses Beyspiel viele eben so thätige als glückliche Nachahmer erwecken. – Bey dieser Gelegenheit empfehle ich noch eine kleine, mit Einsicht und Wärme verfaßte Schrift:

Klopstock und sein Verdienst. Eine Vorlesung zur Feier seines Andenkens in seiner Vaterstadt von J. Fr. Sachse. Hamburg b. Fr. Perthes 1803. 32 S. Oct.

d. Red.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Jg. 1824, Nr. 159 (14. Juni 1824), col. 1797–1800

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