Aufführungsbesprechung Wien: “Euryanthe” von Carl Maria von Weber am 5. Dezember 1823

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Correspondenz.

[…]

Im Kärnthner[thor]theater war neuerlich Euryanthe zum neunten Male* – leer wie immer, und wie immer mußte der herrliche Jägerchor, das einzige Musikstück der ganzen Oper, bei welchem das Publicum da Capo ruft, wiederholt werden. An der Aufführung liegt das Mißlingen dieser Oper nicht. Schönere Chöre sind in der Welt nicht zu finden, als auf dieser Bühne; die Sonntag ist himmlisch von Gestalt, Wesen und Stimme; die Grünbaum vortrefflich als Eglantine, Forti deßgleichen, der König gut, Haizinger ein wackerer Sänger, nur für seine Rolle nicht geschaffen. Aber diese Ausdehnung der Behandlung durch Recitative, diese Künstelei und Mangel an durchgreifender Melodie lassen kaum die Hand erkennen, welche die Kugeln des Freischützen versandte, und die gelungenen Stellen sind nur Einzelnheiten, so durchaus incohärent mit dem nach allen Seiten abspringenden, eckigen Ganzen, daß sie nicht damit versöhnen; auch sagt keins dieser Musikstücke, außer dem Jägerchor, dem Publicum vollständig zu. Kreuzer’s Libussa war neulich bei der 38sten Vorstellung nicht so leer, wie die Euryanthe | es schon einige Male gewesen ist. Schon beim dritten Male mußte die Direction der Sängerin Sonntag, der diese Vorstellung zu ihrem Benefiz mit 1200 Fl. garantirt war, zuschießen, obschon die Vorstellung unter Weber’s persönlicher Leitung geschah. Die Dichterin der Euryanthe, die noch gegenwärtig in Wien ist, beißt sich mit den Critikern herum, die das Mißgeschick der Oper ihrem Texte vorwerfen, und excipirt, daß sie denselben nicht einmal völlig für den ihrigen erkenne, so habe ihn Weber umgewandelt*. Nächstens wird ihr kleines Drama, der neue Narciß, unter dem Titel: der Wunderquell, auf dem Burgtheater gegeben, und auf der Wien von ihr Rosamunde, ein Schauspiel mit Musik von Schubert.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Bandur, Markus

Tradition

  • Text Source: Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode, Jg. 39, Nr. 13 (Februar 1824), pp. 101f.

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