Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: Gastrollen und Debüts zwischen 5. März und 7. Juni 1816

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Theater.

Prag. – (Gastrollen und Debuts.) Nach Mad. Rogmann aus Breslau, die in: Welche ist die Braut? die Marie als erste und letzte Gastrolle gab, kamen Herr und Mad. Fries aus Nürnberg hier an, und gaben mit wechselndem Beyfalle mehrere Gastrollen. Herr Fries ist ein recht schätzenswerther Bassist, der den Wasserträger und den Seneschall in Johann von Paris mit vielem Beyfalle gab; minder glückte ihm Don Juan und der Herzog in Paers Camilla, welche er leider zwar recht brav sang, aber wozu es ihm an Schauspielertalent denn doch gebricht.

Die glücklichsten Rollen der Mad. Fries waren Louise in Cabale und Liebe und die Jungfrau von Orleans. Die Fürstinn in Elise von Valberg, Bertha im verbannten Amor und Gräfinn Orsina in Emilia Galotti gelangen ihr minder. Es ist sehr Schade, daß die Vorzüge dieses talentvollen Ehepaars durch eine etwas kleinstädtische Haltung in Costüme, Gang und Betragen verdunkelt werden.

Herr Karsten gab hier mehrere Gastrollen, unter andern auch den Aubri de Mont Didier (sein eigener Hund war es, welcher den Dragon vorstellte). Als Graf von Savern im Fridolin wollte er dem Publicum durchaus nicht behagen; glücklicher war er als Fritz Böttcher im Kind der Liebe, welche Rolle er mit viel Wahrheit und Gefühl darstellte.

Mad. Gervais, erste Sängerinn des Theaters zu Carlsruhe. Da Mad. Grünbaum eine Kunstreise unternommen hat, und wahrscheinlich sechs bis acht Wochen abwesend bleiben wird, so sind wir dem Zufall viel Dank schuldig, der diese brave Sängerinn hierher führte, um einstweilen die Stelle jener zu vertreten. Mad. Gervais hat eine schöne Stimme von bedeutendem Umfange, und wenn sie gleich in den hohen Tönen ihrer Vorgängerinn an Kraft und Festigkeit nicht gleich kommt – die überhaupt so wenig Sängerinnen zu erreichen vermögen – so hat sie dagegen eine recht schöne Tiefe. Sie besitzt übrigens viel Methode und gehört auch als Schauspielerinn unter die bedeutendern Erscheinungen am Horizont der Oper. Bisher gab sie Emmeline in der Schweizerfamilie (zwey Mahl), Sophie in Paers Sargino, Agnes Sorel in der Oper gleiches Nahmens, von Gyrowetz, Susanne in Mozarts Figaro, und Aline, Königinn von Golkonda. In allen diesen Rollen ließ man ihrem ausgebildeten Kunsttalent Gerechtigkeit wiederfahren, aber der rauschendste Beyfall ward ihr in der ersten zu Theil, was in der ¦ That viel sagen will, da Mad. Grünbaum noch vor Kurzem diese Partie wieder gab, welche auch unter ihre glänzendsten Darstellungen gehört. Mad. Gervais hatte den Vorzug vor ihrer Vorgängerinn, daß sie, dem Geist der idyllischen Dichtung getreu, den Gesang minder als jene verzierte.

[…]

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 8, Nr. 91 (30. Juli 1816), pp. 376

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