Michael Beer an Karl Theodor Winkler in Dresden
Berlin, Donnerstag, 3. Juli 1828
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Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1825-02-19: an Winkler
- 1823-11-27: von Weber
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- 1833-01-10: an Meyerbeer
Korrespondenzstelle
Vorausgehend
- 1825-02-19: an Winkler
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Mit dem herzlichsten Dank für Ihre gefällige Sendung eile ich Ihnen, mein theurer Freund, anzuzeigen, daß gestern Abend Oberon vor dem überfüllten Opernhause mit dem größten und seltensten Erfolge dargestellt worden ist. Die Liebe, mit der sich in der That Alles beeiferte den Schwanengesang unseres verewigten Freundes wiederklingen zu lassen hatte etwas Rührendes und Erschütterndes. Das Publikum empfand es und rief alle hervor. Im Laufe der Darstellung wurde außer der Ouverture das reizende Quartett im 2ten Act und das Duett zwischen Scherasmin u. Fatime da Capo verlangt und gesungen. Der Enthusiasmus, den das Werk erregt hat, war nicht, wie man glauben dürfte, ein Erzeugniß der Ostenstation‡ u. Parteisucht. – Es war die reinste Empfindung der erheiterten Herzen die sich wenigstens des geistigen, ewigen Lebens dessen erfreuten, der uns allen leider zu früh entrissen worden. | Oberon ist, wenn Sie von mir nach einmaligen Hören ein Urtheil fordern, ein reizendes, ich möchte sagen, liebenswürdiges Werk, das vielleicht in einzelnen Theilen dem Freischütz u. Euryanthe an Tiefe und Großartigkeit nachsteht, nirgend aber an phantastischer Frische und Geistvoller Anmuth. – Die Ausstattung war so geschmackvoll u. reich und namentlich die Decorationen und Anordnungen der 1sten Scene von wahrhaft zauberhafter Wirkung.
Wenn Sie, wie ich nicht zweifle, diese Zeilen an Frau von Weber mittheilen so fügen Sie doch auch meines Bruders Meyerbeer und meine herzlichsten Grüße und Glückwünsche hinzu. UnwandelbarIhrtreuergebener
Michael Beer.
Apparat
Zusammenfassung
berichtet über die Berliner Erstaufführung des Oberon; das Werk habe „phantastische Frische und geistvolle Anmuth“; bittet, diese Zeilen bei Weitergabe an Frau von Weber ihr Grüße von ihm und seinem Bruder Meyerbeer auszurichten
Incipit
„Mit dem herzlichsten Dank für Ihre gefällige Sendung eile ich Ihnen“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler
Überlieferung
-
Textzeuge: Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. V (Mappe XIX), Abt. 5, Nr. 98Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S.)
- Kopie von F. W. Jähns mit Überschrift „Michael Beer über die erste Aufführung | von Weber’s Oberon | in Berlin | dem 2ten Juli 1828.“ und unter dem Brief Adessaten-Hinweis: „An Th. Hell.“