Caroline von Weber an Ida Jähns in Berlin
Dresden, erhalten Donnerstag, 25. August 1842

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Ich wollte Dir meine liebe Ida heute gern einen recht langen langen Brief schreiben, aber grade heute hat mein böses Kopfweh mir schon fast alle Gedanken weggewischt und da Leonhardi* morgen ganz früh abgeht so musst Du Dir schon die paar Worte genügen lassen in denen ich Dir sage dass ich Euch herzlich lieb habe und mich innig freue dass es mit Wilhelm wieder besser geht. Die entsetzliche Hitze mag wohl an den Andrang des Blutes nach dem Kopfe schuld sein, aber hoffendlich werden endlich die trüben Wolken, die so eben in Masse aufsteigen den lang ersehnten Regen bringen. Max war gestern hier aber höchst betrübt weil er auf lange von seinem lieben Dresden Abschied nehmen musste, indem er die andere Woche nun nach Altenburg geht um einiges dort vorzubereiten was ihn doch wohl 3 Wochen dort fesseln wird. Der arme Max fühlt sich in Leipzig recht einsam und verlassen und nur die Stunden die er hier zubringen kann, sind ihm Erholung und Freude. Bedürfte Alex mich nicht auch ich würde gleich zu ihm ziehen. Ich bin auch seit einiger Zeit recht trüb und traurig gestimmt; denn es kömt auch so Mancherley was mir Sorge machen muss. Unter andern ist es nun so gut als gewiss, dass Meyerbeer die Oper nicht macht denn die Anfoderungen welchen er an das Sujet macht sind fast nicht zu erfüllen. In Gottes Namen! Er hat bis hieher geholfen und Er wird weiter helfen!! —

Für diesen Winter haben wir hier grosse Theurung zu erwarten, und schon jetzt sind die Lebensmittel kaum mehr zu bezahlen. Wie traurig sind die Aussichten für die Armen, wie beängstigend für uns alle! Schreibe mir doch ob es mit Wilhelm nun wieder ganz gut geht, und Du wieder sorgenfrey bist. Ach muss den überall Noth sein? Auch die armen Ehrhardts haben stehts Krankheiten im Hause, und ich fürchte sehr für die kleine Frau. Wundern aber wird Dich die Neuigkeit das Ema Jagemann Braut ist, und schon den 3. Oct. ihren Vetter heurathet. In dem Hause hängt jetzt der Himmel voll Geigen, gäbe nur der liebe Gott dass sie sich nicht in trübe Wolken verwandlen, denn ich fürchte, sie heurathet den Mann nur, weil sie 30 Jahr alt ist. — Nun meinetwegen! sie muss wissen was sie thut, sie ist alt genug dazu. Alle Freund und Bekante haben recht herzlichen Theil an Wilhelms Krankheit genomen, und trugen mir die schönsten Grüsse für ihn auf. Wenn Wilhelm den Herrn Schlesinger sieht so bitte ich ihn, in meinen Namen für die überschikten Musikalien zu danken. Lass mich durch Fedor recht viel von Dir hören meine Ida und sey freundlich mit dem armen Kerl der in Berlin keine bekante Seele hat. Gott schütze Euch Ihr Lieben und erhalte Euch gesund und froh.

Mit inniger Liebe stets EureMutter Weber

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass es nun so gut wie gewiss sei, dass Meyerbeer die Oper nicht vollenden werde, da er unerfüllbare Ansprüche an das Sujet stelle; Max geht von Leipzig nach Altenburg; ihr Mann Friedrich Wilhelm möchte Schlesinger für die übersandten Noten danken

Incipit

Ich wollte Dir meine liebe Ida heute gern

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 77

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 76 des Konvoluts)
    • 3 S.
    • am Kopf die Notiz: „Empfangen den 25. Aug. 42.“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • MJ, S. 201–202 (nur inhaltliche Erwähnung)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Gedanken weggewischt und da Leonhardi“Fedor Leonhardi (1818–1891), Absolvent des Dresdner Polytechnikums, später Eisenbahningenieur in preußischen Diensten.

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