Caroline von Weber an Minna Meyerbeer
Dresden, Dienstag, 16. August 1842
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Absolute Chronologie
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- 1842-08-03: an Jähns
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Korrespondenzstelle
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- 1845-04-12: an Meyerbeer
Geehrte Frau
Durch Ihre so freundlichen, und herzlichen Zeilen haben Sie mich zu innigen Danck verpflichtet weil Sie mir dadurch den Muth geben, mich Ihnen mit vertrauender Herzlichkeit zu nahen und offner mit Ihnen zu sprechen als es wohl sonst geschehen sein würde. Durch Ihren Wunsch veranlaßt habe ich bey Herrn Hofrath Winkler mein Gegenstant berührt, welcher gerwiß allen dabey Betheiligten gleich peinlich ja, ich mögte sagen, schmerzlich sein muß weil bey dem besten Willen, und der redlichsten Bestrebung, sich kein günstiges Resultat herausstellen will -. Leider erhielt ich vom Winkler den traurigen Auftrag, Sie, verehrte Frau, zu bitten, Ihren Gemal mitzutheilen, daß er nun schon mehrere Monate keine Nachricht von der Birch-Pfeiffer habe, und er jetzt nicht einmal wiße wo sie sich aufhalte, und‡ folglich gänzlich behindert sey irgend etwas in der Sache zu thun - Ja ich mußte aus mehreren Andeutungen schließen | daß er wegen des Erfolgs, der angeknüpften Unterhandlung, völlig hoffnungslos sey -. Wohl habe ich mir es immer gesagt daß das Opfer, welches der edle Freund den Hinterlaßenen des Freundes zu bringen willens war, zu groß und mit zu vielen Schwierigkeiten verknüpft sey; wohl habe ich mich bestrebt mich keinen angenehmen Hoffnungen hinzugeben, aber, gegen meinen Wunsch, und Willen, hatte doch das genügsame Pflänzchen, was ja so wenig Nahrung bedarf um zu keimen, in meinem Herzen Wurzel gefaßt, und ich fühle jetzt, daß ich es nur mit Schmerzen heraus werde vertilligen können. Doch mir sagt die Vernunft daß ich es muß, mir befielt mein Gefühl es zu thun, und ich hoffe, es, wie schon so viel Schmerzliches im Leben zu vollbringen. Ich muß mir sagen daß es nicht Recht ist daß wir jahrelang Ihren Gatten mit unserm Anliegen quelen, daß wir unsere Bitten Ihn wie eine schwere Bürde auf das Herz gelegt haben; daß wir das fast Unmöglich von Ihm gehofft, und | diese Gedanken müßen mich bestimmen ihn zu bitten nun endlich diese Bürde abzuwerfen und offen und frey der Welt zu sagen, daß wir das Unmöglich[e] von ihm gehofft, und daß der beste Wille es nicht zu vollbringen vermögte. Zu jeder öffendlichen Beystimmung bin ich erbötig damit auch nicht ein Schatten auf den Charakter Ihres edlen Gatten falle. Meine Kinder denken gewiß ganz so wie ich, und werden lieber jeden zeitlichen Vortheil entsagen und sich durch ihre schwachen Kräfte Bahn im Leben brechen, als zudringlich und indiskret erscheinen. Gewiß werden Sie diesen Schritt schon längst von mir erwartet haben, aber gewiß haben Sie es auch verzeihlich gefunden wenn ich sehnlich wünschte den Schwanengesang meines Gatten durch den Freund verherrlicht zu sehen -. Ach nur Er konnte es! nur der verwante Geist konnte ihn verstehen und ergänzen - Es war ein schöner Traum, er fahre hin!! |
Grüßen Sie Ihren Gatten herzlich, recht herzlich von mir, und sagen Sie ihm, die getäuschte Hoffnung solle kein bitteres Gefühl in meinem Herzen zurück laßen, es wohne nur Verehrung, und herzliche Liebe für den Freund meines Gatten darin.
Ihnen wünsche ich recht von Herzen den vollen Genuß Ihrer Gesundheit, damit keine Blume in dem Kranze Ihres Glückes fehle. Meine innigen, herzlichen Wünsche werden stets bey Ihnen sein, und ich bitte Sie uns Ihr Wohlwollen zu erhaltenIhre
Carolina von Weber.
Verzeihen Sie die Freyheit die ich mir nehme, diese Briefe an Fr. Schmieden einzuschließen
Apparat
Zusammenfassung
verleiht ihrer Enttäuschung über die Stagnation in Sachen Pintos Ausdruck, die Schriftstellerin Charlotte Birch‑Pfeiffer sollte einen neuen Text schreiben, ist aber seit Monaten unerreichbar. Sie bittet Frau Meyerbeer ihren Mann zu bewegen, die Sache aufzugeben. Sie begibt sich damit zwar einer großen Hoffnung, aber es wäre ihr lieber, wenn sie wisse, woran sie ist. Nichts sollte dennoch ihre freundschaftlichen Gefühle gegenüber Meyerbeer trüben.
Incipit
„Durch Ihre so freundlichen, und herzlichen Zeilen...“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. Caroline von Weber 34Quellenbeschreibung
- 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)
Provenienz
- J. A. Stargardt, Katalog Nr. 187 (1893), Nr. 324
- Liepmannssohn, Kat. 208, Nr. 715