Caroline von Weber an Gottlob Roth in Dresden
Loschwitz, Samstag 11. bis Sonntag 12. Juli 1846

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Haben Sie Dank mein lieber Rothe für die freundliche Mittheilung von den Berliner Nachrichten*. Sie haben mich aus doppelten Gründen wahrhaft gerührt; denn dass man in Berlin Webers noch so ehrend gedenkt, dass man dort Tage feiert welche hier spurlos vorübergegangen; und dass trotz allem was sich zwischen uns gedrängt, Jähns noch mit so treuer Liebe an des Verewigten Andenken hängt; das lieber Rothe sind beides so rührende Beweise für Anerkennung seines Werthes dass ich Ihn nicht lieben müsste wie ich es thue, wenn es nicht woh[l]thuend zu meinen Herzen spricht, denn es giebt ja jetzt so wenig Herzen welche fest an ihrem Ideale halten dass man sie ehren muss wo man sie findet und dass Jähns dies mit ganzer Seele, mit ganzem Gemüth thut, das erkenne ich gewiss; und wahrlich, der Bruch mit ihm ist mir nicht leicht geworden — — — Dass die arme Frau so leidend ist, thut mir recht vom Herzen leid und gewiss kan ihr Niemand vollkommene Genesung wahrhafter wünschen, als ich es thue.

Am 5. Juni ist mir auch eine Uiberraschung zu Theil geworden welche uns allen die Feierlichkeit des Tages erhöhte. Ich bekam nämlich aus Berlin eine Zeichnung des Hauses, worin Weber in Eutin geboren*. Es giebt in Berlin nur einen Menschen welchen ich diese herzliche Aufmerksamkeit zugetraut haben würde — wenn diese traurigen zwei Jahre nicht zwischen jetzt und damals lägen. — Aber sei es nun gewesen wer es wolle, er hat uns Freude bereitet, und das war ja auch wohl seine Absicht. Gern wäre ich noch selbst zu Ihnen gekommen mein guter Rothe, aber Montag den 13ten gehe ich, meiner Gesundheit wegen nach Kreischa, und hoffe, wenn ich in 4 Wochen zurückkomme über Ihr Befinden Erfreuliches zu hören.

Haben Sie bis dahin Nachricht über den Gesundheitszustand der Jähns, so bitte ich, lassen Sie mich es wissen. Leben Sie wohl und gedenken Sie mit WohlwollenIhrerWeber

Apparat

Zusammenfassung

dankt ihm für Nachrichten über das Weber‑Gedenken in Berlin und ist gerührt, dass sich Jähns nach wie vor für ihn engagiert; sie hat auch eine Zeichnung von Webers Geburtshaus in Eutin aus Berlin bekommen ohne Absender, glaubt aber, dass sie von Jähns herrühre; fährt für 4 Wochen nach Kreischa zur Kur, möchte über den Gesundheitszustand von Ida Jähns informiert werden

Incipit

Haben Sie Dank mein lieber Rothe für die

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler; Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 157

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 97F des Konvoluts)
    • 2 S.
    • am Kopf die Notiz: „Frau v. Weber: An den Kamermusikus Rothe in Dresden. Anfangs Juli 46 (den 11. 12.)“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • MJ, S. 263

Textkonstitution

  • „… mit ihm ist mir nicht“dreifach unterstrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… Mittheilung von den Berliner Nachrichten“F. W. Jähns hatte in seinem Brief an Rothe über die Freischütz-Vorstellung am 18. Juni 1826 in der Berliner Hofoper (zum 25jährigen Jubiläum der Uraufführung) berichtet. Am selben Abend gab es eine Gesellschaft im Hause Jähns, bei welcher „bis gegen Morgen [...] Webersche Briefe vorgelesen“ wurden; vgl. Jähns, Familiengemälde, S. 263.
  • „… worin Weber in Eutin geboren“Eine in Kiel lebende ehemalige Schülerin von Jähns hatte diesem eine Zeichnung von Webers Geburtshaus, angefertigt von H. Schumacher (heute D-B, Weberiana Cl. VIII, H. 2, Nr. 1), zugesandt; vgl. Jähns, Familiengemälde, S. 263: Jähns „ließ eine gute Kopie davon herstellen und sandte diese, jedoch anonym und mit einer von fremder Hand geschriebenen Adresse an Frau von Weber, so daß sie bei dieser an Carl Marias Todestage eintraf. Auch dessen Grabstätte hatte er zu diesem Tage durch einen Dresdner Gärtner schmücken lassen.“

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