Caroline von Weber an Katharina Huberta von Weber in Dresden
Pillnitz, Sommer 1848

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Ihre Hochwohlgeboren

der Freyfrau Katharina v. Weber

in

Dresden

Große Plauischegaße No 9b

frey

Mein liebes Nettchen!

Mit wahrer Bedrübniß habe ich gestern von Deiner freundlichen Hausgenoßin gehört daß unser arm Marichen abermals an einen verdorbenen Magen leidet, und wieder recht unruhige Nächte gehabt hat: Was ist nur das jetzt mit dem armen kleinen Wesen? seit 6 Wochen ist daß nun schon der 4t Anfall. Sey nur um alles in der Welt mit dem Obst vorsichtig denn Marichen ist ja völlig noch ein Milchkind und darf eigendlich gar kein Obst bekomen. beßer ist’s Du bist darum zu ängstlich als daß Du hernach dafür, mit dem Kinde leiden mußt. Ich hatte Dir heute ohnehin geschrieben, auch wenn die Sorge um Marichen mich nicht veranlaßte Dich zu bitten mir gleich Nachricht von dem lieben Engel zu geben. Ich habe nehmlich hier eine ganz paßende Kinderpflegerin für Dich gefunden, welche mir ganz ausnehmend gefällt, und welche Dir, so | wie ich hoffe viel Erleichterung in Zukunft verschaffen könnte. Sie ist nicht mehr ganz jung, ohngefähr 32. Jahr, von sanften stillen Charakter, sehr bescheiden und manierlich mit dem Kinde welches sie jetzt pflegt auserordentlich gut und sorglich, und unterzieht sich dabey aller häußlichen Arbeit. Sie kann auch kochen, waschen, und pletten – kurz so viel man sehen kann, wäre sie für Dich ganz paßend. Hoffendlich hast Du, wenn Du Dir schon ein Mädchen genomen, es nur monatweise gethan, denn diese, welche ich Dir wünsche, könnte erst den 1. Sep. antreten. Der Lohn, welchen sie verlangt ist zwar höher als Du bisher gegeben, aber ich erbiete mich den Uiberschuß zu ersetzen damit ich nur die Beruhigen habe unser Marichen, und das welches nachkömt gut gepflegt und versorgt zu wißen auch wenn du abgehalten bist um sie zu sein. | Du mußt mir aber gleich schreiben ob Du gesonnen bist die Person zu nehmen, denn den Montag muß sie sodan ihren jetzigen Dienst kündigen. bey ihrer jetzigen Herrschaft muß sie Alles in allem, machen, und fährt auch ohne Wiederrede mit dem Kinderwagen. Nun, überlege Dir alles gut Nettchen, und glaube daß ich ängstlich für Euer aller Wohl besorgt bin, und zu Gott hoffe durch die Wahl dieser Person Dir erst zu zeigen daß Du bis jetzt noch keinen ordentlichen Dienstboten bey dem Kinde hattest.

Der Himmel gebe seinen Segen! man weiß freilich nicht wie so ein Wesen in anderer Umgebung ausartet, aber wenn sie auch nicht hübsch ist, so hat sie einen so guten Ausdruk, welcher Vertrauen zu ihr einflößt. Spreche aber ja gleich damit wir uns hier darnach richten können. Sonabend früh 9 Uhr kome ich zu Euch.

Gott mit Dir und unsern Marichen. Grüße Max herzlich wenn du schreibst. Und unsern alten Brauer.

Butter bringe ich Sonabend mit.

Apparat

Zusammenfassung

kündigt für Sonnabend ihren Besuch an, empfiehlt ihr ein Kindermädchen und gibt Ratschläge für die Ernährung von Marichen, die Magenverstimmung hat

Incipit

Mit wahrer Bedrübniß habe ich gestern

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Hartmut Herbst, Max Maria von Weber, Düsseldorf 2000, S. 174f.

Textkonstitution

  • „Beruhigen“sic!
  • „… Butter bringe ich Sonabend mit.“am linken Blattrand 2r quer zur Schreibrichtung

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