Carl Graf von Brühl an Wilhelm zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein in Berlin
Berlin, Mittwoch, 28. Februar 1827

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Abschrift.

Ew: Durchlaucht verfehle ich nicht, hierdurch ganz gehorsamst anzuzeigen, daß nach einer gestern Abend bei mir eingegangenen offiziellen schriftlichen Anzeige, H: p Lichtenstein und H: Beer die Partitur der Oper Oberon an die Direction der Königsstädter Bühne verkauft haben. Jenes Theater hatte durch seinen Director, den gegenwärtig sich auf Reisen befindenden p Blum, so vortheilhafte Nachrichten, von Leipzig ausT, über dieses Werk erhalten, daß es keine Kosten scheuen zu müssen glaubte, um sich dessen Besitz zu sichern.

Die Bedingungen, welche ich noch nicht offiziel, sondern nur vorläufig unter der Hand erfahren, sind auch in der That so vortheilhaft für die von Weberschen Erben und die von der Kgl: Bühne ihnen gemachten Anerbietungen einer […] Zahlung bis auf die 50. Vorstellung hinaus, schienen ihnen so wenig annehmbar, daß nach ihren Aeußerungen, sie als Bevollmächtigte nicht verantworten zu können glaubten, den Abschluß mit der Königsstädter Direction länger zu verzögern.

Der Verlust dieser Oper ist für die Kgl: Theater Kasse von allergrößtem Nachtheil und glaube ich nicht zu irren, wenn ich denselben wenigstens auf 50.000 rh: anschlage, welche Summe nämlich bis jetzt der Freischütz als reinen Gewinn, nach Abzug aller Kosten, gebracht hat. Auch hier bewährt sich abermals, was ich schon früher so oft zu wiederholen nicht unterlassen konnte, daß eine solche Concurrenz, wie die mit der Königsstädter Bühne dem Königl: Theater, einen fortlaufenden, tödtenden Nachtheil bringt; theils wegen Erhöhung der Honorare bei aus/gezeichneten Stücken und Opern, theils weil selbst die Gastrollen Honorare und die Gehalte der zu engagirenden bedeutenden Künstler, dadurch […] werden.

Die einzige Hoffnung, welche mir gegenwärtig bleibt, ist daß vielleicht durch die schiedsrichterliche Commission die vorerwähnte Oper für die Königl: Bühne erhalten werden könnte, und muß ich daher Ew: Durchlaucht ganz gehorsamst ersuchen, erwähnter Commission die nöthige Weisung deshalb bald hochgeneigtest zukommen zu lassen.

Berlin 28 Februar 1827 gez. Brühl S: Durchlaucht dem Herrn Fürsten zu Wittgenstein.

Apparat

Zusammenfassung

nach einer gestern eigegangenen Anzeige Lichtensteins u. Beers sei Oberon an die Königsstädter Bühne verkauft u. zwar unter besten Bedingungen; den dadurch entstehenden Verlust für die königl. Bühne veranschlagt Brühl auf 50.000 rh; seine einzige Hoffnung sei, dass die schiedsrichterliche Kommission die Oper für die Königl. Bühne erwürbe

Incipit

Ew: Durchlaucht verfehle ich nicht, hierdurch ganz gehorsamst anzuzeigen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Oliver Huck

Überlieferung in 2 Textzeugen

  • 1. Textzeuge: Kopie: Berlin (D), Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz (D-Bga)
    Signatur: (Hausministerium, Rep. 100, Nr. 1119, fol. 5–6)
  • 2. Textzeuge: Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ms. theor. 1018, Bl. 24

    Quellenbeschreibung

    • Kopisten-Abschrift für Brühls Acta Privata zum Oberon

Textkonstitution

  • unleserliche Stelle
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