Helmina von Chézy an Adolph Müllner in Weißenfels
Wien, Samstag, 8. Juli 1826

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Sr Wohlgeboren

Herrn Hofrath Adolf

Müllner.

Weissenfels

fr: Gränze.

Heugasse an der Wieden No 126.

Verehrter Herr Hofrath!

Ich lege Ihnen einige Worte bey welche mir der Unwille über eine hämische die Berliner Theaterdirektion beschuldigende Aufforderung in der Allg. Zeitung entrissen, es hieß darin: der Freyschütz z. B. sey in Berlin so gering honoriert worden u habe so viel eingetragen. Ich weiß durch Weber selbst, wie edel sich Brühl gegen ihn benommen hat, u was nicht blos für den Freyschütz, auch für die Euryanthe geschehn, für die auch mir Graf Brühl 50 Dukaten geschicktT. Nun aber habe ich in den anliegenden Worten das nicht berühren können, auch das nicht, daß der Dichter des Freyschützen gar nichts bekommen, das gehörte eigentlich auch in das Capitel, denn wenn die Dankbarkeit von ganz Deutschl. in Anspruch genommen werden soll, u zwar durch das Medium der Theater, weil u durch diese weil der Freyschütz diesen viel getragen, so kann die Dankbarkeit sich nicht auf den Componisten beschränken. Kurz ich lege die Anlage zur beliebigen Disposition bey. Wollen Sie sie lassen, ist Ihnen dabei mein Name lieb, so bekenne ich mich dazu gern, es ist meine Art nicht anonym zu schreiben, der einzige Grund wäre, daß nunmehr Sachen anspruchsloser da stehn, wenn kein Name darunter steht. Wollen Sie jene Worte blos als Material nehmen, davon nur die Essenz, oder nur das Gefühl, u selbst die Sache vertreten, so stehe ich herzlich gern zurück. Der Anwalt ist gut u besser, als der Kläger! Kurz, ich bitte Sie, sich überzeugt zu halten daß hier keine Eigenliebe u keine persönliche Absicht im Spiel ist, u diese Mittheilung als einen Beweis meiner Achtung anzusehn.

Es wäre mir lieb, wenn Sie Gedichten u kl. Erzählungen von mir bisweilen im Mitternachtblatt eine Stelle gönnen wollten, ich bin aber so eigennützig mir dagegen ein Exemplar auszubitten, die Erlaubniß von der Censur darf ich hoffen*.

Inständigst ersuche ich Sie um schnellmöglichste Benachrichtigung über das anliegende Blatt, u ob Sie einen Brief von mir mit dem 3. Th. der Stundenblumen bekommen? – In 8 Tagen geht Grillparzer nach Norddeutschland u wahrscheinlich wird er Weissenfels besuchen, er ist mir wahrhaft theuer. Mit aufrichtiger Gesinnung der Hochachtung Ihre Ergebenste HvChzy

Apparat

Zusammenfassung

schickt ihm ihre Reaktion auf Bemerkungen in der Allg. Zeitung über das Honorar von Berlin für Freischütz und Euryanthe

Incipit

Ich lege Ihnen einige Worte bey welche mir der Unwille

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (D-Bbbaw)
    Signatur: NL H. von Chézy 830, Nr. 60

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)

Textkonstitution

  • „weil“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… der Censur darf ich hoffen“In dem dreimal wöchentlich von Müllner in Braunschweig herausgebrachten Mitternachtblatt für gebildete Stände konnte 1826 nichts von der Chézy nachgewiesen werden.

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