Friedrich Wilhelm Jähns an Ernst Pasqué in Darmstadt
Berlin, Sonntag, 30. Oktober 1864
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Mein hochgeehrter und werther Herr und Freund.
Herzlichen Dank für Ihr Schreiben. Wie bedaure ich, daß es mit Weimar wegen des „Waldmädchens“ nichts ist. Jetzt ist meine letzte Hoffnung gescheitert. Ihre Mittheilungen in Ihrem Werke sind mir jetzt doppelt unschätzbar und werde ich Ihres großen Verdienstes darum in würdiger Weise gedenken bei dem, was ich darüber zu sagen habe. Der Theaterzettel ist vollständig unbezahlbar. Ad acta „Theaterzettel“ komme ich mit einer neuen Bitte, zu der Sie mir in Ihrer Güte die Erlaubniß wiederum ertheilt haben; Wo die ganze Partitur der Silvana sich gefunden, da findet sich wohl auch der Zettel der ersten Aufführung. Wären Sie so gütig mir zu gestatten, dort, mich auf Sie bei Kapellmstr. Lachner beziehend, anzufragen danach, oder wollen Sie die Liebenswürdigkeit haben, nochmals mit ihrem Zauberstabe dort für mich anzuklopfen? Es ist eigentlich ein gar sehr hoher Grad von Unbescheidenheit, Sie in dieser Weise immer in einer gewissen Haft zu verfolgen | und immer aufs Neue zu beladen; aber was soll ich anfangen? Jedenfalls – u. welch ein glänzender Lohn für Sie – melde ich Ihnen doch wenigstens die Ankunft Ihrer Nachrichten an mich! – – Wunderbarer Weise schreibt mir M. M. v. W. aus Dresden, daß er erst jetzt (also durch mich?) die Briefe an Kirms kennengelernt, was er sehr bedaure. – Der am 16. September 1810 aufgeführten Silvana (in Frankfurt a/M) ist mir von großer Wichtigkeit, da ich alle ersten Theaterzettel (d.h. der 1sten Aufführung) vollständig (bis auf den Theaterschluß) abgedruckt bringen muß, wie dies Köchel und jetzt Thayer in seinem Beethoven Katalog thut. Sie sehen, diese Literatur gewinnt immer mehr Boden u. wied sich unbezweifelt aller großen Meister, nach u. nach bemächtigen; Haydn wird von einem Görlitzer Musiker seit vielen Jahren vorbereitet; auch Gluck ist von anderer Seite in Angriff genommen.
|Ist es Ihnen angenehm, so schicke ich Ihnen mein gutgeschriebenes Manuscript, was freilich nur 25 piècen aus den verschiedensten Zeiten bis jetzt umfaßt u. auch nur geschrieben wurde als Probe für Breitk. u. Härtel. Ich habe aber kein Brouillon davon und es enthält, so wenig es ist, doch eine Menge schwerer Arbeit u. die normale Gestalt für das Ganze. Ginge es verloren, müßte ich von vorn anfangen. Ihnen aber schicke ich es, wenn Sie es wünschen; außerdem wird mir Ihre Ansicht darüber in hohem Grade schätzbar sein. – Ich bitte Sie um Ihre Bestimmung, wobei ich bemerke, daß ich das Ding allerdings so schnell, als es Ihnen möglich sein könnte, zurück erwünschen müßte, da ich es fortgesetzt nöthig habe. –
Nun aber allerhöchsten Dank für die Frankfurter – Partitur der Silvana die hiebei zurückerfolgt und wofür ich auch dem Herrn Kapellmstr. Lachner meinen verbindlichsten Dank aussprechen zu wollen, Sie schönstens bitte. Ich glaube mich ein ganz klein wenig verdient um das Exemplar gemacht zu haben, indem ich es mit einem würdigen Haupttitel nebst Anmerkungen versah u. durch die Partitur, wo Webersche (handschriftliche) Bemerkungen sich vorfinden, dies mit Bleistift bemerkte. Auch mehrfältige Bemerkungen in Bezug auf Weglassungen des KlavierAuszugs habe ich mit Bleistift zu machen erlaubt. Zum Schluß jedes Stückes ist die Tactzahl von mir verzeichnet. Bei der Ouverture u. bei den Arien N. 4 u. 10 steht aber mit Tinte u. meiner Unterschrift das betreffende Wichtige über diese alten Arien. Ich glaube, daß man diese allerdings eigenmächtige Zugabe meinerseits als nichts anders ansehen wird, als den guten Willen, mich einigermaaßen ein ganz klein wenig nützlich machen u. dankbar bezeigen zu wollen.
Indem ich also schließlich nochmals um eine diplomatisch
genaue Copie des ganzen
Theaterzettels der Silvana vom 16.
Sept. 1810 hiedurch ganz gehorsamst bitte, drücke ich Ihnen für alle
erwiesene u. mir noch zugedachte Güte u. Freundlichkeit herzlich die Hand. Vielleicht
könnten Sie mir, wenn der Theaterzettel erreicht werden kann, mit demselben schon
eine Nachricht über die Canons-Angelegenheit, wenn auch nur andeutend und nicht ganz hoffnungslos, senden; fast fürchte ich, ist die Sache
schwieriger, als wir uns gedacht, und alle Ihre große Mühe ist umsonst gewesen für
den Zweck, denn mir würde und
wird als Beweis aufopferndster Collegialität gelten u. eingedenk bleiben, der ich
mich von Herzen nenne
Ihren
dankbar ergebensten
F.W.Jähns.
Apparat
Zusammenfassung
dankt für Nachricht über Waldmädchen, wenn sie auch negativ ist, bittet sich um Kopie des Theaterzettels Silvana zu bemühen, ist bereit, sein Ms, das bisher nur ca 25 Werke umfaßt, ihm zur Ansicht zu senden, das aber schon in der von ihm gedachten Gestalt sich befindet als Probe für Breitkopf & Härtel
Incipit
„Herzlichsten Dank für Ihr Schreiben“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit