Ernst Pasqué an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Darmstadt, Dienstag, 18. Oktober 1864

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Mein lieber Herr und Freund!

Ich erwiedre Ihre Anrede so herzlich als sie mir von Ihrer Seite geworden. Es kann mich nur freuen, wie nur ehrenvoll sein von einem Manne wie Sie Freund genannt zu werden! — In Eile nun noch eine Mittheilung um Sie zu beruhigen. Die Weimarer Archive kenne ich durch und durch. Von der Partitur des „Waldmädchens“ ist keine Spur dort zu finden. Entweder hat sie Anno damals Kirms dem alten Weber wieder zurückgesendet, oder, war sie vorhanden, so ist sie bei dem großen Theaterbrande (1821 oder 25, ich weiß es in diesem Augenblick nicht genau), zu Grunde gegangen, mit andern Schätzen. Die W. Theater-Bibliothek besitzt ein Exemplar der Partitur der Silvana, jedoch in Copie wie W. damals an alle Theater sandte*. Ich habe diese Partitur zu Hause und es passirte mir sogar ein kleines Mahleur damit. Ich erinnere mich nicht mehr genau ob Weimar die Silvana aufgeführt hat, gewiß aber weiß ich daß das Waldmädchen nie aufgeführt worden ist, denn bei Abhaltung jener Episode aus Goethes Theaterleitung, den alten Weber betreffend, sah ich nach, genau nach und fand obiges Resultat. Es ist also nichts dort zu wollen und zu haben. Wünschen Sie aber etwas von Weimar, so geben Sie mir nur einen Wink; ich habe dort Freunde die mir Alles zu Gefallen thun. Also verfügen Sie über mich, ich stehe gerne, wie immer zu Diensten.

Die Canon-Frage hoffe ich auch zu Ihrer Zufriedenheit zu lösen — in irgend einer entscheidenden Weise. Sie müssen nur etwas Geduld haben. Künftige Woche hoffe ich Ihnen darüber schreiben zu können.

Im Falle Sie die Partitur* von Frankfurt nicht mehr gebrauchen bitte ich Sie mir solche anherzusenden. Ungemein hat es mich gefreut zu vernehmen daß Ihnen dieselbe zwei Fragen beantwortet hat.

Die Briefe des alten Webers an Kirms sind doch recht interessant; sie enthalten sogar Details die der Sohn in seinem Lebensbilde nicht benuzte, und doch habe ich demselben einen ersten Abdruck des Artikels (erschien in den Wiener Recensionen vor einigen Jahren) unter Xband nach Dresden gesendet, erhoffend daß ihm die Mittheilung nicht ungelegen käme!

Jezt behüte Sie Apoll, oder die heilige Caecilia und gebe Ihnen Muth und Ausdauer Ihr schönes aber schwieriges Unternehmen weiter und zu glücklichem Ende zu führen!

Mit herzlichstem Gruß und der Bitte mir meine flüchtigen Briefe vergeben und zu Gute halten zu wollen, verbleibe ich wie immer Ihr Sie hochschäzender und ergebenster
Ernst Pasqué

Noch halb im Vertrauen die Mittheilung daß die Original-Urkunden worin Goethes Theaterleitung, die ich sämtlich in Weimar an den verschiedensten Orten als Maculatur kaufte und erwarb, sich nunmehr wieder in Weimar befinden. Ich habe sie dem Großherzog* übermacht und — — kaum einen Dank dafür erhalten! — So gehts!

EP.

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass sich in Weimar keine Partitur zum Waldmädchen befindet, die dortige Theaterbibliothek besitzt eine Silvana-Abschrift, er hat sie gerade zu Hause; das Waldmädchen ist nie dort aufgeführt worden; bittet um Rücksendung der Frankfurter Silvana-Partitur; bemerkt, dass Max Maria von Weber die Briefe Franz Anton v. Webers an Kirms, die Pasqué ihm zugänglich gemacht habe, nicht genügend ausgewertet habe in seiner Biographie

Incipit

Ich erwiedre Ihre Anrede so herzlich

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 485

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)
    • Am oberen linken Rand Bl. 1r Briefnummerierung von Jähns

    Einzelstellenerläuterung

    • W.Abk. von „Weimarer“.
    • „… damals an alle Theater sandte“Partiturkopie mit autographen Eintragungen, D-WRdn, Bestand Deutsches Nationaltheater Weimar DNT 116.
    • „… Im Falle Sie die Partitur“D-F, Mus Hs Opern 609 (1).
    • „… Ich habe sie dem Großherzog“Carl Alexander Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach (1818–1901).

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