Adolph Martin Schlesinger an Caroline von Weber in Dresden
Berlin, Samstag, 15. Juli 1826

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Dresden Frau v. Weber
Sehr geehrte Frau Capellmeisterin!

Ihre sehr geehrte Zuschrift vom 30t v. M. erhielt ich seiner Zeit. Wie sehr ich Ihren gerechten Schmerz theile sind Sie überzeugt, aber nicht blos mit Worte, sondern ich will ihn auch in jeder Hinsicht durch Thaten bekunden, u. biete ich Alles auf was von mir abhängt um seinen Hinterlaßenen nützlich zu seyn. Das erste ist, wie ich vom Anfang an behauptete, daß aus der Partitur des Oberon Nutzen für die Hinterbliebenen geschaft wird. Der Prof. Lichtenstein sagte mir daß das Pupillen-Kollegium will daß die Partitur an einen einzeln verkauft werde, der sich dann mit den Verkauf an den Theatern zu befaßen hätte, dieß würde sehr schlecht zum großen Nach|theil ausfallen, denn die Theaterdir. würden nicht so viel einer Privatmann Handlung das nicht bezahlen, was sie an den Componisten u. besonders den Erben Weber’s geben müßten, auch sind sie es wegen des großen Nutzen den Ihnen der Freischütz verschafte, verpflichtet, gegen eine Hdlg würden sie sich auch Manches erlauben was sie gegen die Erben nicht thun dürften. Zweitens muß eine Hdlg auch auf Risiko machen und kann im Verhältniß nicht so viel geben als mit Recht für diese Oper gezahlt werden muß. Mein Vorschlag ist also folgender:

Ich will eine Summe an dem Pupilen Kollegium bieten. um dieses zu beruhigen, sodann aber diese Partitur zum Besten der Erben an die Theaterdir. verkaufen, u. so viel Vortheil als möglich zu deren Besten herauszuziehen suchen, die Briefe an den Theaterdir. u. Alles was darüber zu verhandeln ist, soll in Uebereinstimmung mit H. Prof. Lichtenstein dahier geschehen. Die Original Antw. u. die eingehenden Summen, sollen sofort nach Dresden an Ihnen u. den Vormündern gesendet werden, ich will nicht einen Pfennig Nutzen daran haben, u. werde mich noch mehr als für mein Eigenthum, dafür verwenden. Alle sodann über diese Partitur eingehenden Anfragen, adr. Sie an mir, die Abschriften laßen Sie in Dresden besorgen weil sie da wohlfeiler sind, u. müßen Sie mehrere Ex. vorräthig halten.

Herr Hofr. u. Prof. Wendt hat mir eine Biogr. Webers angeboten*, ich antwortete ihm daß ich selbige unbedingt annehmen würde, wenn ich nicht hoffte daß eine solche, aus den hinterlaßenen Handschr. v. Weber zum Besten d. Erben herauskommen dürfte, u. bis ich hierüber genaue Auskunft habe, könnte ich keinen Entschluß faßen.

Ich beziehe [m]ich auf das was ich Ihnen u. H. Hofr. Winkl. über diesen Gegenstand geschrieben u. bitte um umgehende Antwort darüber.      Die große Hitze u. die vielen | Geschäfte haben mich bis jetzt abgehalten zu Ihnen n. g. F. zu kommen um über All dieses mündliche Absprache zu nehmen, sobald es irgend möglich ist komme ich, denn Nichts liegt mir mehr am Herzen als Ihr u. Ihrer Kinder Wohl.

Ich ersuche Sie auch eine Eingabe bei der Sächs. Regier. mit der Anzeige, zu machen daß der H. Weber der Buch u. M. Hdlg. A. M. Schl. die Vortheile des Privl. der Oper Oberon citirt habe, dieses ist nothwendig da es nach dem Privilegium angezeigt werden muß, wenn dies Privilegium citirt worden sey.

Leben Sie mit den Ihrigen recht sehr wohl, trösten Sie sich, das Geschehene ist nicht zu ändern, u. der Himmel und Ihre Freunde werden gewiß alles thun um ihnen den harten Schlag zu lindern.

[ohne Unterschrift]

Apparat

Zusammenfassung

teilt ihren Schmerz, will nützlich sein, und zunächst Nutzen aus Oberon ziehen; es sei besser, wenn die Honorare direkt an Caroline gingen, da die Käufer dann bereit seien, mehr zu zahlen; schlägt vor, dass er die Oberon-Partitur pro forma kauft, um das Pupillen-Kollegium zu beruhigen und sie dann an eine Theater-Direktion weiterverkauft zu Gunsten der Erben, er will nichts verdienen daran. Im Einverständnis mit Prof. Lichtenstein wird er sich an Theaterdirektionen wenden, die ihrerseits an sie zahlen sollen. Sie solle dafür sorgen, dass genügend Abschriften vorrätig sind. Sodann hat ihm Hofrat Prof. Wendt angeboten, eine Biographie Webers zu schreiben. Er wäre daran interessiert, fragt aber erst an, ob seitens der Familie Gedanken darüber bereits bestehen. Er bittet sie ferner um eine Eingabe bei der Sächs. Regierung mit der Anzeige, dass Weber ihm das Privileg des Oberon überlassen habe

Incipit

Ihre sehr geehrte Zuschrift vom 30t v. M. erhielt

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Entwurf: Erzhausen (D), Archiv des Verlags Robert Lienau (D-ERZrl)
    Signatur: Kopierbuch Schlesinger 1826–1833, S. 35–37

Textkonstitution

  • „sehr schlecht“durchgestrichen
  • „nicht so viel“durchgestrichen
  • „Privatmann“durchgestrichen
  • s„S“ überschrieben mit „s
  • I„i“ überschrieben mit „I
  • „an“durchgestrichen
  • S„s“ überschrieben mit „S
  • „n. g. F.“unsichere Lesung

Einzelstellenerläuterung

  • „… mir eine Biogr. Webers angeboten“Zu Wendts Biographie-Projekt vgl. ausführlich Weberiana 25, S. 6–11.

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