Carl Maria von Weber an Johann Gottlieb Rhode in Breslau
Breslau, Montag, 25. November 1805

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P: P:

Auf Ew: Wohlgebohren Verlangen habe ich hiemit die Ehre ihnen die treue Erzählung des unangenehmen Vorfalls am 22t huj: im Theater zwischen Herrn Schüler und mir, vorzulegen*. – Vor der an denselben Tage statt gehabten Probe des Geheimnißes sagte mir H: Schüler, s daß Sie so gütig gewesen ihm einen 4t Vers zu der bekanten Romanze, „Weiber euch sezt die Zeit ein Ziel“ zu machen*, und daß er ihn zu singen wünsche wogegen ich natürlich nichts einzuwenden hatte, sagte mir aber weder von einer Pause die er zwischen seinen und den übrigen Versen zu machen gesonnen wäre, noch weniger von etwas Dialog der dazwischen gesprochen werden sollte. – Bey der Aufführung Abends, machte ich daher nach einander fort wie es die Sache mit sich bringt. vermuthlich hatte sich H: Schüler durch das End Ritornell der Flöte irre führen laßen, und fieng daher nicht an, ich dachte er wollte vielleicht etwas dazwischen sprechen und war diskret genug Stille zu gebieten um ihm Zeit zu laßen sich zu sammeln, und fieng nachdem er einige Worte über die Schlauheit der Weiber gesprochen, und ich glaubt die Musik paßte, wieder an. – Da nun H: Schüler noch nicht wieder anfieng, | sondern Sich so gegen mich betrug, daß das Publikum glauben muste ich hätte gefehlt, ich auch immer noch glaubte, ein Schauspieler von so vieler Routine und Gegenwart des Geistes wie H: Schüler, würde Sich leicht wieder finden und nach anfangen, so machte ich die Musik zu Ende. –

dies ist getreue Erzählung eines Vorgangs der nicht anderst als sehr unangenehm sowohl für die beyden dabey interesirten Theile als auch für eine löbl: Direktion und Publikum seyn muste. mit aller Hochachtung Ew: Wohlgebohrn ergebener Carl Marie von Weber
Musikdirektor

Apparat

Zusammenfassung

berichtet über die Schwierigkeiten, die durch eine nicht genau abgesprochene Zusatzstrophe zur Romanze in Soliés „Geheimnis“ mit dem Sänger Schüler entstanden sind

Incipit

Auf Ew: Wohlgebohren Verlangen, habe ich hiemit

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Krakau (D), Biblioteka Jagiellońska (PL-Kj)
    Signatur: Slg. Varnhagen, MS. 273

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
    • Berechnungen auf verso-Seite

Textkonstitution

  • „s“durchgestrichen
  • „Weiber“über der Zeile hinzugefügt
  • „glaubte“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • P: P:Abk. von „praemissis praemittendis (nach Vorausschickung des Vorauszuschickenden / man nehme an, der gebührende Titel sei vorausgeschickt)“.
  • „… Herrn Schüler und mir, vorzulegen“Bezieht sich auf die Aufführung von Le Secret (Das Geheimnis), Oper auf ein Libretto von François-Benoît Hoffman von Jean Pierre Solié, am 22. November 1805 in Breslau.
  • „… ein Ziel “ zu machen“In den Berliner Textmaterialien zur Herklots-Übersetzung von Soliés Geheimniß, die auch in Breslau gespielt wurde, ist dieses Solo (Nr. 7) der Partie des Hofrath Döring (in Breslau gespielt von Friedrich Gehlhaar) zugeordnet; vgl. den Berliner Textdruck (Arienbuch) von 1803 sowie die beiden handschriftlichen Textbücher (D-B, Mus. ms. TO 483, 1 und 2). Schüler, der in Breslau den Bedienten Thomas gab, erhielt demnach offenbar eine Zusatzstrophe, die das Solo des Hofraths aufgriff; vgl. Frank Ziegler, Carl Maria von Weber und das Musiktheater in Breslau zwischen 1804 und 1806 – Fakten, Legenden, Irrtümer.
  • nachrecte „noch“.

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