Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Prag, Mittwoch, 19. April 1815

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An Mademoi[s]elle

Koch

durch Freund Kysting.

Liebe gute Koch!

Wenn Jemand das Recht hat recht böse auf mich zu sein so haben Sie es gewiß in vollstem Maaße, denn es ist abscheulich von mir daß ich so lange von Berlin weg noch keine Zeile an eine Freundin geschrieben habe die stets nur bemüht war mir die herzlichsten uneigennützigsten Beweise Ihrer wahrhaft thätigen Freundschaft zu geben. Aber Sie wißen wie das geht wenn man einmal die erste Zeit abgehalten worden ist und versäumt hat, man will dann gerne recht lang und ausführlich schreiben, dazu findet sich nun gar die Zeit nicht und somit wird die Sache immer ärger und ärger.      daß Sie aber nicht einmal mich grüßen wollten, sogar ihren Nahmen zu unterschreiben weigerten*, der ich mich doch gewiß in jedem Briefe Ihrer errinnerte, und schuldbewust nur von weitem Ihnen Zeichen meines Lebens und Andenkens gab, — dieß dreht die Sache gewaltig und vermindert mein Unrecht um ein großes.      Wahrlich Sie könnten mir Jahrelang nicht antworten, ich würde darum doch keinen Augenblik an Ihnen zweifeln, und mir scheint beynah als wären Sie etwas mehr als böse auf mich. Mein erster Blik wie ich das las, fiel, Sie verklagend auf meinen verewigten vor mir stehenden Flemming, und Er lächelte mich so an, als wollte er sagen, nimms nicht so genau, sie meints nicht so arg, sondern ist nur ein bischen schieferig und grämlich — und darauf hin ergriff ich denn die Feder und dachte daßelbe, und auch daß ichs versuchen wolle, und anklopfen, ob denn das Stillschweigen von ein paar Monaten Alles schweigen machen könne. warum konnte ich denn Stundenlang bey Ihnen im Zimmer sizzen und hatte den Freybrief des Stillschweigens?      Na! seien Sie nur wieder gut, da haben Sie meine treue Freundes Hand, die nie wankt, sich nie von dem zurükzieht dem sie sich einmal aus wahrhaft gutem Herzen entgegenstrekte. Hätten Sie so viele Briefe empfangen als ich an Sie dachte, ja, von Ihnen sprach, — wahrlich Sie hätten Folianten.

Nun basta für Heute. Sind Sie selbst erst wieder ein wenig versöhnt, so suchen Sie auch meine guten Jordans* freundlich an mich zu errinnern, denn es liegt mir schwer auf der Seele, diesen trefflichen theilnehmenden Menschen, noch mit keiner Zeile gesagt zu haben, daß ich es erkannt habe und es unvergeßlich in mir lebt. Auf Versöhnung, Ihr alter treuer Freund vWeber

Apparat

Zusammenfassung

Abbitte für längeres briefliches Stillschweigen

Incipit

Wenn Jemand das Recht hat recht böse auf mich zu sein

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A e, 10

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • ED: Virneisel (Koch), S. 75–76 (Nr. 9)

Textkonstitution

  • ß„s“ überschrieben mit „ß
  • „es“über der Zeile hinzugefügt
  • s„S“ überschrieben mit „s
  • S„s“ überschrieben mit „S

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