Carl Maria von Weber an Friederike Türcke in Berlin
Prag, Mittwoch, 19. April 1815

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An

Madame

Friederike Türke

Wohlgebohren

zu

Berlin

durch Güte

Liebe Freundin!

Obwohl Kysting und als ein lebendiger Brief von mir anzusehen ist*, so kann ich doch nicht umhin wenigstens ein paar Worte hinzuzufügen. Ihren lieben Brief vom 13t März habe ich richtig erhalten und mich daran wie immer sehr ergözt, wenn ich nicht ein so fauler Antworter wäre würde ich Sie bitten mir oft, recht oft zu schreiben, aber so, — Sie müßten denn barmherzig sein und immer mit 1 Briefe für 2 oder 3 vorlieb nehmen.      Zudem ist es auch schwer Ihnen von hieraus etwas für Sie intereßantes zu schreiben, da Sie die Menschen nicht kennen die mich umgeben, und mein Leben eine so große Einförmigkeit hat, daß ich immer mein Tagebuch zu Hülfe nehmen muß, um etwas bemerkenswerthes heraus zu fischen oder in mein Gedächtniß zurükzurufen.

Es ist brav das Riekchen Stunden giebt, Sie selbst wird dadurch auch lernen und zum Nachdenken über ihr Spiel gebracht werden.

Mosern habe ich seit jener Zeit nicht wieder gesehen. was die Fürstin Radzivil und Romberg gesagt haben, hätten Sie boshafte Frau wohl schreiben können, es mag aber nicht viel Gutes gewesen sein, sonst hätten Sie es doch wohl gethan. alles ist von mir still. — — — Der Vogel* und die Kolbe? Das ist ein kurioses Paar, da wird Er fürchte ich binnen kurzem verlohren gehn.

Den Rabe grüßen Sie recht schön von mir wieder.

Und nun liebe Türkin weiß ich nichts mehr zu sagen, als daß ich Ihnen Gesundheit und Geduld wünsche und daß Sie zuweilen denken mögen an Ihren Freund
Weber
Prag d: 19t Aprill 1815.

Apparat

Zusammenfassung

über Berliner Bekannte

Incipit

Obwohl Kysting und als ein lebendiger Brief von mir anzusehen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: 55 Ep 1993

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • von fremder Hand Zählung als „Nro 9
    • bis 2021 überliefert im Passepartout, gemeinsam mit einer kolorierten Porträt-Graphik Webers von Friedrich Fleischmann aus dem Jahr 1825 (in der Bibliothek aus konservatorischen Gründen getrennt, Signatur: 55 P 701); auf der ehemaligen Passepartout-Rückseite (jetzt als Beilage) eine eine „Certification of Authenticity“ von Charles Hamilton Autographs Inc., New York City, in der es heißt: „This original autographic material was examined by me before framing and is guaranteed to be genuine. Together with the art work, it was carefully selected for dramatic interest and decorative beauty, then customatted and handsomely framed by an expert craftsman. If not exposed to direct sunlight, or to excessive heat and damp, it will remain an admired heirloom for many generations.“

    Provenienz

    • 2021 Ankauf durch die Staatsbibliothek zu Berlin
    • Juli 2020 bis Januar 2021 bei Ebay (angeboten durch schubertiade_music_and_arts) inkl. Faksimile
    • Charles Hamilton Autographs, Inc. New York

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Signatur: Weberiana Cl. II B, 1. k., Nr. 9, S. 651–652

      Quellenbeschreibung

    • Hirschberg 77, S. 59–60 (Nr. 10)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Brief von mir anzusehen ist“Heinrich Kisting hielt sich laut Tagebuch vom 15. bis 20. April 1815 in Prag auf und reiste von dort zurück nach Berlin.
    • „… — — — Der Vogel“Möglicherweise jener Herr Vogel (Candidat) gemeint, der von 1812 bis 1816 Mitglied der Berliner Singakademie (Tenor) war.

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