Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig
Berlin, Samstag, 28. Dezember 1816

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S. Wohlgebohren

dem Herrn Hofrath

Fried: Rochlitz.

zu

Leipzig.

Es ist billig und mir ein höchst erfreuliches Geschäft, Ihnen mein theurer so hochverehrter Freund, sogleich von dem Nachricht zu geben, an dem Sie Ihre herzliche Theilnahme, so schön wieder in Ihrem lezten Briefe vom 27t No: ausgesprochen haben.      S. Majestät der König von Sachsen haben mich zu Ihrem KapellMster ernannt, und somit ersteht durch die Errichtung einer deutschen Oper in Dresden, eine neue KunstEpoche daselbst, bei deren Wirksamkeit es wenigstens an meinem höchsten Eifer nicht fehlen soll.

Ich kann wohl sagen daß mir dieses Ereigniß durch den Umstand besonders werth und theuer ist, daß es mich in der Nähe so mancher trefflichen Menschen die ich liebe und achte, und namentlich in der Ihrigen erhält. die Hoffnung sich zuweilen zu sehen und einen lebendigen Ideen Austausch zu erhalten wird durch die Nähe gestärkt, und durch die Anwesenheit Ihrer liebenswürdigen Tochter wohl zur Gewißheit erhoben. Ich bitte schikken Sie mir doch ja bald derselben Adresse.

Mit wahrhafter freudiger Rührung habe ich in Ihrem Briefe gesehen, wie Sie so ganz mit ächter Freundes Wärme zu meinem Glüke mitzuwirken sich erboten, und so etwas thut so wohl in der meist kalten Egoistischen KünstlerWelt.      Herzlichen Dank dafür.      Ihrer Meinung vom Grafen Vizthum stimme ich vollkomen bei. und es ist mir ein großer Trost und Beruhigung unter seinen Befehlen zu stehen.

Er dringt sehr auf mein baldiges Eintreffen in Dresden, und ich werde also in der ersten Hälfte des Januars [18]17 dahin abreisen. die Anstellung Schneiders in Leipzig begreiffe ich sehr gut*, und er wird auch unter so mannichfach höherer Leitung gewiß sehr brav seinen Plaz ausfüllen.      Während ich dieses schreibe, habe ich die schöne Gewißheit Sie froh und glüklich im Kreise der Ihrigen zu wißen. Möge mein Brief Sie noch vereint finden, und des Freundes Gruß in Ihre Reihen tönen.

Da mein ganzer Lebens Plan so schnell eine andere Richtung bekommen hat, so liegen mir eine Menge Kleinigkeiten in veränderter Besorgung auf dem Halse. Auch muß ich mich mit der ganzen Idee erst recht vertraut machen. Es ist etwas ganz eignes. Man erwarte irgend eine Begebenheit noch so gewiß und überdacht und gefaßt, doch kömt sie immer noch mit einer Art Ueberrumplung an, und stets unerwartet.

Gott behüte Sie und alle Ihre Lieben, mein theurer Freund und Nachbar, Gesundheit und Zufriedenheit begleite Sie im Neuen und allen folgenden Jahren, und gedenken Sie dabey Ihres Sie herzlich unveränderlich liebenden Freundes CMvWeber.

Apparat

Zusammenfassung

teilt Rochlitz seine Ernennung zum sächsischen Kapellmeister mit; freut sich, dass er dadurch in Rochlitz’ Nähe kommt und für die deutsche Oper wirken kann; stimmt Rochlitz’ Meinung über Vitzthum bei; über die Anstellung des Kpm. Schneider in Leipzig; über seinen durch die Anstellung veränderten „Lebensplan“

Incipit

Es ist billig und mir ein höchst erfreuliches Geschäft

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Jena (D), Universitätsbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität (D-Ju)
    Signatur: Auto.-Slg. W. M. v. Goethe, Nr. 641a

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)

Textkonstitution

  • s„S“ überschrieben mit „s

Einzelstellenerläuterung

  • „… Leipzig begreiffe ich sehr gut“Ursprünglich hatte man Weber den Musikdirektorenposten am Leipziger Theater angeboten, den nun F. Schneider erhieltT.

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