Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Dresden, Sonntag, 21. und Montag, 22. Februar 1819

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An

Mademoiselle

Friederike Koch.

Wohlgebohren

zu

Berlin

Jägerstraße 7.

Meine gute liebe Koch!

Es ist eigentlich von uns beiden recht sündlich daß wir Sie so lange ohne Nachricht laßen, denn Sie ängstigen sich gewiß. Aber, wie das so geht. die edle Gattin wollte schreiben, recht ausführlich schreiben, das kann ich nun in der Regel nicht, also überließ ich ihr’s gerne, da kam aber das noch stete Schwanken Ihrer Gesundheit dazu, welches sie bei ihrem reizbaren Wesen, sehr trübe und traurig macht, und so verschob sich es wohl von einem Tag zum andern, weil sie gerne heiter schreiben wollte. das Kind gedeiht zusehends und wird ein lebendiges rasches, aber doch ziemlich frommes Wesen. Wir haben viel Jammer und Sorge mit Ammen ausgestanden, nachdem meine Frau 14 Tage unter den unsäglichsten Schmerzen selbst gestillt hatte. Erst die 3te schlug ein, aber nun auch recht gutT. mein alter Stern.      Ich habe viel getragen, – viel gearbeitet, das sizt mir aber auch ein bischen zwischen den Rippen. die deutsche Oper geht ihren Gang ruhig und wachsend fort. ich habe eine neue Meße geschrieben die d: 17 und 23t Januar gegeben wurde. Nun bin ich beauftragt zum 7b dem VermählungsFeste unseres Prinzen Friedrich eine große deutsche FestOper zu schreibenT. mehrere Dichter sollen bei dem Texte konkurriren*.      Seit Vollendung meiner Meße, kann ich mich noch nicht wieder zum arbeiten entschließen. Es wird aber wohl wieder kommen. Mein Gemüth ist allerdings nicht das rein heiterste jezt. dabey dauert mich hauptsächlich Schleßinger mit denen ihm noch schuldigen Werken*. Wegen einem neuen Kontrakt sind wir noch nicht einig, und etwas weit auseinander. übrigens muß ich wirklich es erkennen, daß er jede Gelegenheit ergreifft mir Aufmerksamkeiten zu erzeigen.

Nun gute Nacht liebe Koch, es ist schon spät, habe ich Morgen noch Zeit, so suche ich fortzusezzen.

d: 22t Kaum habe ich die Zeit, ihn zuzumachen, das nächste mal gewiß mehr, von meiner Frau die herzlichst grüßt.

     Immer und immer Ihr alter treuer Freund CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

berichtet über Gesundheit u. Gedeihen von Mutter (Caroline) und Kind (Auguste); habe den Auftrag erhalten, zur Vermählung des Kronprinzen eine Festoper zu schreiben; habe seit der Vollendung der Messe nicht arbeiten können, was ihm vor allem wegen der noch ausstehenden Kompositionen für Schlesinger leid tue; sei über einen neuen Kontrakt mit Schlesinger noch nicht einig

Incipit

Es ist eigentlich von uns beiden recht sündlich, daß wir

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A e, 25

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: DRESDEN | 22. Feb. 19.
    • von F. W. Jähns am unteren Rand der Rectoseite mit Bleistift ergänzt: „21. 22. Febr. 1819.“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Virneisel/Hausswald, S. 89–90

    Einzelstellenerläuterung

    • „… sollen bei dem Texte konkurriren“Am 1. März erhielt Friedrich Kind den Auftrag, das Libretto zu schreiben.
    • „… denen ihm noch schuldigen Werken“Zu den dem Verleger zugesagten Werken vgl. Webers Brief an Schlesinger vom 14. Dezember 1818.

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