Caroline und Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Dresden, Freitag 11. bis Montag, 14. Dezember 1818

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Liebe gute Koch!

Was werden Sie denken daß wir Ihren lieben guten Brief* so lange unbeantwortet gelaßen? und vor Allen, was von der undankbaren Mukin, die sich noch nicht einmal bedankt hat für den gar herzigen Stuhl*, in den die gute Hannman so sinnig Ihren Nahmen mit lieblichen Blumen schrieb. Tausend herzlichen Dank dafür liebe gute Koch! und bitte bitte, nicht böse sein über die faule Mukin die jetzt wirklich schon gar so unbeholfen und linkisch ist und über deren Korpulenz Sie recht lachen würden. Jetzt erwarten wir nun schon von Tag zu Tag den kleinen Prinzen, und villeicht begrüßt er das Licht der Welt ehr, als diese Zeilen in Ihre Hände komen, denn alle Vorboten komen anmarschiert und Sie können imerhin ein recht andächtiges Gebet für mich zum Himmel senden, und mir den Daumen halten. Gesund und heiter bin ich übrigens noch, und Muth habe ich auch, also — wirds ja wohl den Hals nicht kosten.      Mein guter Alter laboriert wieder an einen gewaltigen Schnupfen der ihn ganz grämlich macht. Auch schreibt er wieder eine Meße und solche Arbeiten greifen ihn doch immer sehr an, weil er sich Tag und Nacht nicht Ruhe gönnt, und die Dienst Arbeiten sich auch sehr häufen. Ich wollte wir wären mit dem kleinen Es schon in Hosterwitz, und mein guter Muks könnte sich wieder erholen in Gottes schöner Welt. Den Herbst wird er auch wohl auf einen Sprung zu euch komen und seine Oper geben — aber die arme Mukin kann nicht mit komen, die muß zu Haus bleiben bey dem | kleinen schrei Peter. Wahrscheinlich geht dann Weber noch nach Hamburg, und vielleicht noch weiter — .      Was meinen sie liebe Koch, was wird die Mukin für Gesichter schneiden wenn sie so allein bleiben muß? wie göttlich unausstehlich wird sie da sein! Sie haben ja einige kleine Pröbchen davon in Hosterwitz gesehen, und gönnen wohl jeden das Glük meiner Gesellschaft. Nun, es ist ja noch lange bis dahin, ich will jetzt noch gar nicht daran denken.      wie geht es denn der armen Lichtenstein? ist sie wieder hergestellt?      Ich kann Ihnen nicht beschreiben liebe Koch, wie sehr mich der Tod der guten Harlas erschrekt und betrübt hat — von den armen Bärmann haben wir noch keine Nachricht. wie wird der leiden!      Die Krankheit der Helwig hat sich in ein auszehrendes Fieber verwandelt bey dem wir sie täglich mehr schwinden sehen, obgleich sie und er wieder die beste Hoffnung haben. Der Artzt meint sie könne es noch bis zum Frühjahr so treiben.

Mad Weiß fühlt sich jetzt sehr glüklich hier, denn sie hat die Bekantschaft des Herrn Sasarolli gemacht, der sie fleisig besucht und mit ihr singt.      Wir sind einander nicht näher gekomen — denn — wir paßen nicht zusammen. — Ich hoffe der Küsting hat Ihnen die zwey Paar Strümpfe überschikt die ich in die waschmaschiene pakte*.

Nun nochmals herzlichen Dank beste Köchin, und tausend Grüße von meinen Alten und mir, an Sie und alle Bekante und Freunde. bald ein Mehreres von Ihrer Freundin Lina v Weber

Meine gute Koch!

Ein paar Zeilen wenigstens muß ich dazu geben. 1tens Ueberbringer dieses ist Herr HofSchauspieler Zwik /: ich glaube Sie haben Ihn einmal in Hosterwitz bei uns gesehen :/ der in Berlin gastrolliren wird*. Ein guter braver Mann. aber freylich könnt ihr beiden einander nicht viel helfen, Er bringt Ihnen den Brief, erzählt Ihnen und bringt uns vielleicht wieder einen mit von Ihnen.      2tens beiligender Brief meiner Lina ist schon vor 3 Tagen geschrieben*, und ich wollte ihn erst mit der Nachricht der Entbindung wegsenden, da aber meine Alte gar kein Ende finden kann, so geht er noch so leer ab, und der nächste Posttag bringts Ihnen wahrscheinlich.      Nun zur Beantwortung Ihrer lieben Briefe.      Noch immer komme ich nicht zu eignen Arbeiten. Eine neue Meße hoffe ich noch diesen Monat zu vollenden. die 1te ist der Mann diese 2t die Frau.      die Funk verschlechtert sich.      den Zungenbändiger habe ich noch nicht. Mieksch war sehr krank, geht aber seit ein paar Tagen wieder aus.

Sie kuriose Köchin: warum haben Sie nicht mehr gefragt? so viel ich weis gebe ich gerne her, allen Menschen, und da doch wohl am liebsten meinen Freunden. von Wollanks höre ich gar nichts, als zuweilen durch die Segnitz daß sie wohl sind.      herzliche Grüße allda und auch meinem lieben Rungenhagen.      Hellwig kömt wegen Krankheit seiner Frau wohl erst zu Ostern nach Berlin*. ich glaube nicht daß er dort Engagement will.      Meine Musik zu Rublaks Stük kann nicht weiter wirken. außer ein paar Liedchen* habe ich nichts gemacht als Ideen Späne aus denen künftig etwas geschnitzt werden soll. H: Schleßinger handelt ich werde aber hart sein und nichts nachlaßen. Silvana sollte bald sein, ich habe sie aber selbst verschoben*, um italienschen Opern Plaz zu machen*.

Nun bringe ich auch noch meinen besten Dank für den schönen Stuhl, der mich sehr überrascht hat. das kann die Koch nicht laßen, und nun adjes liebe gute Freundin, grüßen Sie mir die ganze Akademie bestens, besonders aber Amalien, Gustchen pp und schreiben Sie bald wieder Ihrem alten Freund
Weber

Bitte bitte die Einlage an Schleßinger abzugeben.

Apparat

Zusammenfassung

Caroline-Teil: entschuldigt langes Schweigen, Dank für Kochs Geschenk; über bevorstehende Geburt; über Webers Arbeiten; er hoffe im Herbst nach Berlin zu kommen um von dort weiter zu reisen; über Tod der Harlas, Krankheit der Hellwig u. andere Bekannte; Weber-Teil: empfiehlt den Schauspieler Zwick, der Gastrollen in Berlin geben wird; erwähnt neue Kompositionen; über gemeinsame Bekannte

Incipit

Was werden Sie denken daß wir Ihren lieben

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A e, 24

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.) u. Nachschrift von Weber vom 14. Dezember 1 Bl. (1 b. S.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Virneisel/Hausswald, S.88–89, Nr. 21

Textkonstitution

  • „… “Nachschrift von Carl Maria von Weber:

Einzelstellenerläuterung

  • „… wir Ihren lieben guten Brief“Weber erwähnt zuvor im Tagebuch zweimal einen Brief von Friederike Koch: einen erhielt er am 7. November, einen zweiten am 21. November; somit bleibt fraglich, auf welchen dieser Briefe sich Caroline von Weber hier bezieht.
  • „… für den gar herzigen Stuhl“Der bestickte Stuhlbezug war bereits am 12. Februar 1818 in Dresden eingetroffen; vgl. Tagebuch. Caroline von Weber hatte sich für das Geschenk bereits in der Nachschrift zum Brief ihres Mannes vom 9. März 1818 bedankt.
  • „… ich in die waschmaschiene pakte“Zum Versand der Maschine vgl. die Tagebuchnotiz vom 13. November sowie den Brief an Heinrich Kisting vom 25. Oktober 1818.
  • „… der in Berlin gastrolliren wird“Zwick gastierte am 18. und 19. Dezember 1818 an den Königlichen Schauspielen in Berlin.
  • „… schon vor 3 Tagen geschrieben“Hieraus ergibt sich die Datierung von Caroline von Webers Briefteil mit 11. Dezember.
  • „… erst zu Ostern nach Berlin“Hellwig trat zwischen 26. März und 10. April 1819 an den Königlichen Schauspielen in Berlin an sieben Abenden auf, u. a. als Ferdinand in Kabale und Liebe (2. April) und in der Titelrolle von König Yngurd (8. April).
  • „… wirken. außer ein paar Liedchen“Nach dem letzten Brief an F. Koch sind in Webers Tagebuch lediglich Kompositionsarbeiten an der neuen Messe notiert, aber keine neuen Lieder.
  • „… habe sie aber selbst verschoben“Die Oper, deren Einstudierung in Dresden bereits angelaufen war, kam zu Webers Lebzeiten nicht mehr zur Aufführung.
  • „… italienschen Opern Plaz zu machen“Laut Tagebuchnotiz vom 6. Dezember 1818 wegen der Einstudierung von Camilla.

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