Carl Maria von Weber an Wilhelm Heinrichshofen in Magdeburg
Dresden, Montag, 15. Januar 1821

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S. Wohlgebohren

Herrn W: Heinrichshofen

Buchhändler

zu

Magdeburg

Geehrte Zuschrift vom 19t 8b 1820 fand ich hier bei meiner Rükkunft im 9b vor, und längst würde ich der angenehmen Pflicht sie zu beantworten genügt haben, wenn ich nicht zugleich wünschen müßte Ihnen den Erfolg meines Strebens mittheilen zu können.

Auf meine Bitte hatte H: Graf v: Vizthum das Buch der Cantemire, komen laßen. — seitdem hat sich vieles, bedeutendes geändert, wir haben eine andere Direktion* erhalten, und vielleicht sehe ich bald wieder in Nichts versinken, was mein redlicher Eifer seit 4 Jahren mühsam gebaut und erkämpft hatte*. —      H. von Könneritz hatte ohne mein Wißen das Buch der Kantemire zurükgesendet. Nun hat er mich authorisirt die Oper für unsre Bühne zu gewinnen.       Mit diesem Brief geht auch meine Bitte deßhalb an H: Fesca in Carlsruhe ab, der mich selbst auch mit gütigen Worten herzlich erfreut hat.

Möchte ich Ihnen nun auch eben so, bald die Aufführung des schönen Werkes* anzeigen können; aber leider kann da manches noch entgegen stehn. Vor allem haben wir keine Cantemire* — — —

Gerstäkker verliehren wir sehr wahrscheinlich auch wieder* —      Was geschehen kann die Oper bald mit Erfolg auf die Bühne zu bringen, soll gewiß von meiner Seite geschehen.      

Vielleicht bringt | mich der nächste Sommer nach Magdeburg, da ich das Alexisbad zu gebrauchen gedenke*. oder vielleicht zieht Sie Cantemire hieher, wo ich dann mündlich Ihnen wiederholen könnte, wie angenehm es mir war in Ihrem Andenken zu leben, und wie gerne ich mich jederzeit mit aller Achtung nennen werde E. Wohlgebohren ganz ergebener
C. M. von Weber

Apparat

Zusammenfassung

betrifft Fescas Cantemire, die Vitzthum auf Webers Bitte habe kommen lassen, der neue Intendant Könneritz aber ohne sein Wissen zurücksandte; er bittet, die Oper jetzt zu schicken und klagt über die neuen Verhältnisse und den Abgang von Sängern; hofft Cantemire bald besetzen zu können

Incipit

E. Wohlgebohren Geehrte Zuschrift vom 19t 8b 1820 fand ich hier

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats– und Universitätsbibliothek Dresden, Musikabteilung (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. Aut. 1058a

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: DRESDEN | 16. Jan. 21
    • am oberen Rand der Rectoseite von unbekannter Hand (Tinte): „Nr. 3234. Karl Maria von Weber | Kapellmeister in Dresden.“

    Provenienz

    • Faksimile: Stargardt Kat. 659 (1995), Nr. 947 (nur Bl. 1r) S. 337

    Einzelstellenerläuterung

    • „eine andere Direktion“Hans Heinrich von Könneritz wurde nach dem Ausscheiden von Graf Vitzthum von Eckstädt im September 1820 Direktor der Hofkapelle und des Hoftheaters in Dresden.
    • „in Nichts versinken, … und erkämpft hatte“Zur Situation des deutschen Departements der Dresdner Oper vgl. auch die Eintragung im Tagebuch vom 24. Januar 1821.
    • „Aufführung des schönen Werkes“Zu einer Aufführung der Cantemire in Dresden kam es nicht.
    • „keine Cantemire“Bei der Uraufführung am 27. April 1820 in Karlsruhe sang die Sopranistin Katharina Gervais den Hauptpart; dazu und zu weiteren Aufführungen vgl. auch Markus Frei-Hauenschild, Friedrich Ernst Fesca (1789–1826), Studien zu Biographie und Streichquartetten, (Diss.) Göttingen 1998, S. 114–118.
    • „Gerstäkker verliehren wir … wahrscheinlich auch wieder“Der Tenor Friedrich Gerstäcker gab am 25. März 1821 seine letzte Vorstellung in Dresden, vgl. den Nachruf auf Friedrich Gerstäcker in: Dresdner Anzeigen, Nr. 41 (14. April 1821), Sp. 577 und Gerstäckers Abschied und Dank, in: Dresdner Anzeigen, Nr. 43 (16. April 1821), Sp. 610–611. Zunächst hatte er offenbar vorgehabt, nach Wien zu gehen, vgl. Abend-Zeitung, Jg. 5, Nr. 85 (9. April 1821) und Brief von Weber an Schmidt vom 4. März 1821. Dies zerschlug sich aber aufgrund seiner Honorarforderungen (vgl. Brief von Weber an seine Frau vom 6. August 1821), und er nahm dann ein lukratives Angebot des Kasseler Hoftheaters an.
    • „… das Alexisbad zu gebrauchen gedenke“Weber reiste 1821 nicht wie geplant nach Alexisbad.

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