Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Schandau
Dresden, Donnerstag, 16. August 1821

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An

Frau von Weber

Hochwohlgebohren

Schandau

Herzlieber Schnukeduzer!

Wie ich gestern Abend aus Aschenbrödel* kam, fand ich deinen RiesenPilz* und danke schön dafür. werde ihn für Geld sehen laßen. auch deßhalb an Lichtenstein schreiben*.      die Lottchen suchte mich schon Vorgestern in der Probe Abends auf. Aus Ihren Reden sehe ich daß die Mukkin von Ungeduld ergriffen sein wird, und mit unruhigem Gemüth eine Kur brauchen, schadet mehr als es nüzt. also muß man die Weibe wieder nach Hause holen.      und zwar den 22t* wenn nicht Tafelmusik in Pillnitz, sonst muß der Kutscher allein kommen. ich hoffe es aber nicht.      diesen Brief soll H: Brunn mitnehmen mit dem die Lott: auch gerne wieder mit will. – ich kann dazu nichts sagen.      du hast ja wieder etwas Krampf gehabt? du arme Weibe, und hast’s  mir nicht gleich geschrieben.      mein Zahnwehe ist heute und gestern etwas manierlicher.      das Große Waßer, ängstiget mich um dich in Schandau. es komt doch wohl nie bis ins Baad?*      Die Gerstäkker hat d: 7t früh ¼ auf 4 Uhr einen Jungen bekommen* . Mutter und Kind sind wohl, und grüßen.

Von Könneritz habe ich noch keine Entscheidung. Gerstäkker schreibt von 300 rh. Pension für dichT*. – Es wäre doch arg wenn man die Sache hier so ganz leicht aufnähme. – Geduld. Ach Gott was will ich froh sein, wenn wir wieder zusammen pabsen können. mit dem dummen Geschreibe ist es gar nichts. man kann nicht ausführlich sein. wird ewig gestört und ist auch zu ungeduldig. Nun, bald ists ja vorbey. jezt muß ich mich anziehen, um ½ 10 Uhr kom[t] der Wagen zur Probe. – muß hart dran jezt – fast lauter Opern.

Gute Mukkin ich muß schließen. muß noch an Nostiz schreiben* wegen dem Geburtstags Gedicht pp also leb hohl. sey heiter und brav. Gott segne dich + + + gieb mir gute Bußen 10000000, und behalte lieb deine alte dich unendlich liebende Männe.

Die herzlichsten Grüße an Alle.

Apparat

Zusammenfassung

Weber will seine Frau bald nach Hause holen; Besserung der Zahnschmerzen; wegen des Kasseler Stellenangebots hat er noch keine Entscheidung von Könneritz

Incipit

Wie ich gestern Abend aus Aschenbrödel kam

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 149

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelspur und -loch
    • Zusatz am oberen Rand der Rectoseite von Jähns (Tinte): „No 6 (1821)“, durchstrichen und mit Blei darunter: „7“

    Einzelstellenerläuterung

    • „Aschenbrödel“Das Stück wurde am 15. August 1821 gegeben, vgl. Tagebuch.
    • „RiesenPilz“Vgl. Tagebuch.
    • „Lichtenstein schreiben“Weber hat Hinrich Lichtenstein bis zu dessen Besuch in Dresden (vgl. Tagebuch, 10. September 1821) keinen Brief geschrieben.
    • „den 22 t“Caroline kehrte bereits am 18. August 1821 aus Schandau zurück, vgl. Tagebuch.
    • „… wohl nie bis ins Baad?“Nachdem die Elbe bereits im März Hochwasser geführt hatte, wiederholte sich dies – untypisch für die Jahreszeit – auch Mitte August. Am 16. August wurde in Dresden ein Höchststand von 7 Ellen 15 Zoll über dem Nullpunkt gemessen; vgl. Mittheilungen des statistischen Vereins für das Königreich Sachsen, 1.–3. Lieferung, Leipzig 1833, S. 17. Schandau war durch die Enge des Elbtales von solchen Ereignissen generell stärker betroffen als die Ortschaften stromabwärts.
    • „Gerstäkker hat d: … einen Jungen bekommen“Friedrich Gerstäcker hatte sich laut Tagebuch am 9. Juli 1821 von Weber verabschiedet, um mit seiner hochschwangeren Frau nach Kassel zu reisen, wo er sein neues Engagement antrat. Die Nachricht von der Geburt seines zweiten Sohnes dürfte der Brief von Gerstäcker enthalten haben, den Weber laut Tagebuch am 14. August 1821 erhielt.
    • „… 300 rh. Pension für dich“In Feiges Brief vom 6. August wurde Weber lediglich eine angemessene Alters-Pension in Aussicht gestellt. Ob die Mitteilung von Gerstäcker bezüglich einer Witwenpension für Caroline von Weber im Falle von Webers Tod lediglich den bisherigen Kasseler Usus wiedergab oder tatsächlich einen quasi halb-offiziellen Nachtrag zum Kasseler Angebot darstellt, bleibt fraglich.
    • „an Nostiz schreiben“Ein Brief an Gottlob Adolph Ernst von Nostiz ist im Tagebuch nicht verzeichnet, hingegen der Gegenbrief, vgl. Tagebuch, 21. August 1821.

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