Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Schandau
Dresden, Dienstag, 14. August 1821
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Mein vielgeliebtes Herz!
Deiner armen Männe geht es recht hart. ich bin so g‡eplagt von Fremden, Proben, und Zahnschmerzen, daß ich manchmal ganz ungeduldig werde, und nicht einmal dazu kommen kann mit dir zu plaudern. Vor allem laß dir das wichtigste sagen. Freytags d: 10t nach der Vesper war General Pr: der Elisabeth*, dann war ich mit Lehr und Lindpaintner bei Chiapponi bis 11 Uhr. wie ich nach Hause kam fand ich deinen lieben Brief, wo du durch Gutschmidts, die den andern Morgen wegreißten Antwort haben wolltest. das gieng nicht. die Tante war auch noch nicht da. Zugleich fand ich aber einen Brief von Cassel offizieller Antrag der GeneralDirection mit 2500 rh: sage, Tausend Thaler mehr wie hierT. Die Nacht darauf war nicht die ruhigste für mich. je schärfer ich dem Gedanken in die Augen sehe, Dresden zu verlaßen, je schwerer wird es mir. ich übergab den Brief den anderen Tag stillschweigend H: v. Könneritz*. ich habe Gestern bei ihm gegeßen und bin mit ihm nach Pillnitz gefahren /: wo das Geheimniß war, und Sekretär und Koch. :/ er sprach aber kein Wort davon, und ich war auch eigensinnig genug oder zu delikat nicht anzufangen. Morgen werde ich ihn schriftlich um Antwort bitten*. was sagst du dazu? mein geliebtes Leben? einen solchen Antrag kann man doch nicht so mir nichts dir nichts bei Seite legen. Die Herrschaften waren mir alle ungemein gnädig, und beide Majestäten frugen nach dir sehr theilnehmend. Uebrigens kann ich den Gedanken nicht los werden, daß mich der König nicht mag. ich habe keine bestimten Gründe dazu, aber ein gewißes Gefühl was mir es mit Gewalt behauptet. Schmiedel* erzählte ich es, er übergieng es aber geflißentlich mir darauf zu antworten. wer weiß was der Geheimnißkrämer für Gründe hat. es hat mich aber doch fast geärgert. Nun, wie Gott will, ich werde ja sehen was man hier thun will. Nun zu deinem Brief. deine Unruhe hat sehr Unrecht liebe Mukkin. ich habe wahrhaftig gar keinen Verdruß, weder in einer noch der andern Art, und wenn Gutschmidt mich muffig gefunden hat, so ist das wohl natürlich wenn man ewig Schmerzen leidet, und sich wegen dem Dienst nicht im geringsten schonen kann. Uebrigens befinde ich mich wirklich recht gut. der Husten scheint ganz weg zu sein. deine Kur, meine gute Mukkin kann unmöglich den 22 schon beendigt sein, da du erst 4 Wochen dort bist, und manchen Tag aussezzen mußtest. Hedenus den ich erst vorgestern noch wegen meinem Zahnweh sprach, besteht sehr auf 3‡0 Bädern. laß uns ja wegen ein paar | Tagen der trübseligen Geschiedenheit, nichts‡ vorzuwerfen haben. auch habe ich d: 23 – 24t 25t 26. Kirche viele andere Proben pp ungerechnet. laß uns daher gleich d: 27‡ festsezzen, wo ich es möglich zu machen suche die geliebte Weibe wieder im Triumphe nach Hause zu holen*. An ein paar Tage Aufenthalt ist vor der Hand gar nicht zu denken. es müßte denn die Pohlmann nicht eintreffen*, und ich vielleicht 2 Tage bleiben können.
Wegen Fräulein Hanmann* habe ich mit der Fräulein Biernazka* gesprochen. Sie ist natürlich so freundlich alles gerne zu thun was Sie uns angenehm glaubt, und daher zu keiner bestimmten Antwort zu bewegen. aber ich kann mir wohl denken daß Sie doch nach gerade der Fräulein Hanm: Rükkunft wünscht, und ihre Güte zu mißbrauchen ängstigt mich gewißermaßen. Die Frauen haben ja darin den‡ sichersten Takt. macht es aus. aber da fällt mir ein daß immer einer Streit* des Edelmuthes wird, und da finde ich es in der Ordnung daß du zurükstehest.
Uebrigens mein geliebtes Herz mußt du dich am besten fühlen. ich schlage blos vor was mir dir dienlich und vernünftig überhaupt scheint. kannst und willst du es aber nicht länger aushalten, so bestimme nur wann ich dich holen soll. das ganze wäre wie ich es meyne, 4 Tage Unterschied. denn den 22t kann ich /: wenn nichts in Pillnitz ist :/. H: Müllner ist nach seiner Art immer noch sehr gnädig mit mir verfahren*. hier kommen neue Zeitungen und Bücher. die Tante hat mir heute den Brief geschikt der ihr nach Pillnitz geschrieben wurde, und die Entscheidung mir überlaßen. was kann ich da thun. natürlich nicht Zureden daß Sie länger allein bleibt. Ihr seid ja gar zu sparsam. da lebe ich toller und in Freuden. Tomaschek ist hier*. Therese Sessi. nach Hamburg wollen Sie die Oper haben,* aber stelle dir vor bieten mir 15 #. ist das nicht lumpig? sollen sie auch nicht kriegen.
Nun muß ich schließen. eße beim Grafen Kaunitz*. dann Kirche dann Probe von Aschenbrödel. Gott gebe daß dir das Baad gut bekomme. mein Biliner Waßer thut mir gut. Vor allem erhalte dir nur heiteres Gemüth. aber ich fürchte sehr für dich wenn du nun so ganz allein sein wirst. bedenke nur daß dann die ganze Sache umsonst ist oder kleiner Geizhammel bedenke daß das Geld dann weggeworfen ist. herzliche Grüße an alle. dir 100000000 gute Bußen und + + +, bald sieht dich ja wieder Dein alter Muks.
Apparat
Zusammenfassung
berichtet seiner Frau Caroline von dem Vertrags-Angebot aus Kassel, welches er an Könneritz weitergeleitet habe; weiterhin einige gesundheitliche Beschwerden; schlägt Termine vor, wann er Caroline von der Kur abholen möchte; berichtet weiter, dass aus Hamburg die Anfrage nach dem „Freischütz“ kam
Incipit
„Deiner armen Männe geht es recht hart“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 148Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
- Zusatz am oberen Rand der Rectoseite von Jähns (Tinte): „(1821) No 5.“ [5 mit Blei durchgestrichen und dafür:] 6.
Dazugehörige Textwiedergaben
-
MMW II, S. 334–335 (Auszug)
Themenkommentare
Textkonstitution
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„g“gelöschter Text nicht lesbar
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„3“„2“ überschrieben mit „3“
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„nichts“gelöschter Text nicht lesbar
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„7“„6“ überschrieben mit „7“
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„den“„das“ überschrieben mit „den“
Einzelstellenerläuterung
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„Elisabeth“Die Oper wurde am 11. und 25. August 1821 gegeben, vgl. auch Tagebuch, 10. August 1821.
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„H: v. Könneritz“Zum Besuch bei Hans Heinrich von Könneritz vgl. Tagebuch, 13. August 1821.
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„schriftlich um Antwort bitten“Zur Aussprache mit Könneritz vgl. die Tagebuchnotiz vom 15. August 1821.
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„… es mit Gewalt behauptet. Schmiedel“Vermutlich Kammerdiener Friedrich Schmidl gemeint.
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„… ein daß immer einer Streit“Gemeint wohl Opfer des Edelmuthes.
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„Tomaschek ist hier“Wenzel Tomaschek besuchte Weber am 12. August 1821, vgl. Tagebuch.
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„nach Hamburg wollen … die Oper haben,“Zum Verkauf des Freischütz nach Hamburg vgl. Kommentare in Briefen an Friedrich Ludwig Schmidt vom 8. und 24. Oktober 1821.
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„Grafen Kaunitz“Vgl. Tagebuch, 14. August 1821.