Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Wien, Dienstag, 4. November 1823 (Nr. 21)

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An die Hochwohlgebohrne

Freyfrau, Carolina von Weber

zu

Dresden

Herzliebste Mukkin! hier folgt der Einundzwanzigste und lezte Brief auf dieser Reise; so Gott will.

Meine Ungeduld ist so groß, daß dieser Brief sehr kurz sein wird. Wenn du ihn erbrichst, bin ich dir schon nahe. Ein schönes Angebinde war heute Dein lieber No: 17. und die herrliche Nachricht von der Mäzze Zähnen. wie freu ich mich darauf mich von ihm beißen zu laßen. Samstag war die 4t Vorstellung der Euryanthe die recht gut gieng. Kreuzer dirigirte recht brav. ich saß in einem Logenwinkel, aber es half nichts, ich mußte wieder nach jedem Akt heraus. Diese Ehre bei einem ganz andern Publikum, /: Feiertags :/* ist wirklich auch hier unerhört, und überraschte mich sehr.      Somit kann ich denn Gott nicht genug für diesen Erfolg danken.      der Gedichte kommen auch noch immer mehr, und ich werde dir vorzulesen und zu erzählen genug haben.      Gottlob daß Jentzsch und ein Brief dich doch in etwas beruhigten. der Sonntags Brief wird das seinige dann als Gratulant gethan haben.      das nach Prag kommen wäre recht schön gewesen. wie magst du dich nur an dem dummen Gelde stoßen, hättest dich gewiß über den Jubel der Prager gefreut. Von der Chezy habe ich nichts mehr gesehen, und das ist das Beste. Man zieht gewaltig über ihre Dichtung her, und Sie schreibt Gegenkritiken*. Meinetwegen, sie soll nur mich ungeschoren laßen. Nun, Morgen früh gehts fort, mit jedem Schritt der Mukkin näher. Gestern drohte häßliches Wetter, aber ich glaube ich werde mit schönem aus Wien fahren.      Die guten Wiener      habe doch viel Liebe und Güte hier erlebt.      Heut um 2 Uhr habe ich auch deine und Mäzzes Gesundheit in Gedanken getrunken da ich noch nicht bei Tische war.      Nun mache ich noch die Koffers zu, und gehe in Bett. Benedikt komt nicht mit, sondern bleibt noch einige Tage hier wegen einer Dedication*. desto beßer, so bin ich recht allein und still in meinem neuen herrlichen WagerlT. umgeben von 1000 Paketen von Komißionen.

Gott segne Euch. + + + Puntum! Puntum! Puntum! Ewig Dein
Carl.

Apparat

Zusammenfassung

wartet ungeduldig auf Wiedersehen; über die 4. Aufführung der Euryanthe unter Kreutzer; er hätte sich sehr gefreut, wenn Caroline von Weber nach Prag entgegen gereist wäre; hat von der Chézy nichts gehört und berichtet, dass über ihre Dichtung sehr hergezogen würde; reist am kommenden Morgen ab

Incipit

Herzliebste Mukkin! hier folgt der Einundzwanzigste

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 176

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest u. -loch
    • Zusatz am oberen linken Rand von Bl. 1r von Jähns: „No 21. (1823.)“
    • Blei- und Rötelmarkierungen von Max Maria von Weber

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • MMW II, S. 533 (unkorrekter Auszug)
    • Reisebriefe, S. 67f.

Textkonstitution

  • „… folgt der Einundzwanzigste und lezte“dreifach unterstrichen
  • „… ! Puntum ! Puntum !“dreifach unterstrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… einem ganz andern Publikum, /: Feiertags :/“Allerheiligen.
  • „… her, und Sie schreibt Gegenkritiken“Helmina von Chézy veröffentlichte im November zwei Reaktionen auf Kritik an ihrem Libretto; möglicherweise hatte Weber bereits vorab davon erfahren.
  • „… Tage hier wegen einer Dedication“Benedict widmete sein Rondo brillante op. 5 (erschienen in Wien bei Sauer & Leidesdorf) der Kaiserin Karolina Augusta.

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