Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Hosterwitz
Teplitz, Donnerstag, 8. Juli 1824 (Folge 2, Nr. 1)

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Zweites No: 1.
Guten Abend mein geliebtes Leben.

Habe eine sehr glükliche Fahrt gehabt, und gutes Reisewetter. um 10 Uhr waren wir schon in Gießhübel, wo die HotosT Bier und Brod frühstükten, und der Muks die gute Semmel der Mukkin. um 12 Uhr war ich in Peterswalde. auf der Mauth sehr artig behandelt. wen traf ich zu Mittag auf der Post? den Fürsten Wittgenstein. da sah ich abermals recht wie meine Nerven angegriffen sind. ich, der keine Menschenfurcht kennt, weil er glaubt wie ein ehrlicher Kerl zu handeln, der so viel in seinem Leben mit Großen der Erde verkehrt hat, war ordentlich einen Augenblik alterirt über dieß Zusammentreffen, mit dem mir natürlich die ganze Sp: Geschichte wieder vor die Seele trat*.      ich zog mich natürlich bescheidentlich in ein anderes Zimmer zurük. S: Durchl: veranlaßten kein Gespräch, und so mit gieng diese Zusammenkunft spurlos vorüber.

Mein Mittageßen war trefflich, und du must ja auch da einkehren wenn du mich abholst.      um 6 Uhr kam ich hier an; akkordirte eine Fuhre bis Karlsbad, wo ich Morgen Abend eintreffen soll. aber freilich um 3 Uhr früh schon wieder fort.      dann suchte ich Tiek auf, fand aber nur die Gräfin die ganz munter ist. dann Tiek im Donauweibchen. — Na! — und jezt in Bett.      bin hunde müde, und recht abgespannt, aber übrigens kreuzwohlauf. Muß Dich auch noch recht loben.      warst recht brav heute früh, und suchtest der armen Männe den Abschied zu erleichtern.      Mein Gott was wird mir der Gedanke sauer, daß ich mich amüsiren soll.      da hab ich Euch denn ein paar Kleinigkeiten gekauft. der Mukkin ein Flakkonchen um immer was bei sich zu tragen. der Mäzze große Kegel, und einen Seiltänzer. der Jenny eine kleine Gliederpuppe und Nadelbüchschen.

Tiek grüßt herzlich, und ist recht munter auch.      Morgen abend sind die guten BraunenT wieder bei dir. die sind recht müde geworden, machten aber ihre Sachen nebst Christian recht gut.      Nun gute gute Nacht.      Gott segne Euch + + +.
Seid fröhlich und gesund, und behaltet lieb Euren Euch über alles liebenden treuen Vater
Weber

Apparat

Zusammenfassung

traf auf der Peterswalder Post Fürst Wittgenstein, wodurch er leider an die Spontini-Geschichte erinnert wurde; in Töplitz habe er Tieck gesucht, aber nur die Gräfin gefunden, danach dann Tieck im Donauweibchen getroffen

Incipit

Guten Abend mein geliebtes Leben. Habe eine sehr glükliche

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 179

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (1 b. S. o. Adr.)
    • Bl. 2 bis auf 2 cm Rand abgeschnitten.
    • Zusatz (Tinte) am rechten oberen Rand der Rectoseite von F. W. Jähns: „(Erstes No 1 der Carlsbader = Marienbader Briefe)“
    • Rötelmarkierungen von Max Maria von Weber

    Provenienz

    • Weber-Familiennachlass

    Einzelstellenerläuterung

    • „… wieder vor die Seele trat“Vgl. dazu die vorhergehende Korrespondenz mit Spontini im Vorfeld der Berliner Einstudierung der Euryanthe.

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