Carl Maria von Weber an Amadeus Wendt in Leipzig
Dresden, Freitag, 17. Juni 1825
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Kontext
Absolute Chronologie
Vorausgehend
- 1825-06-09: an Lichtenstein
- 1825-06-14: von Baermann
Folgend
- 1825-06-20: an Simrock
- 1825-06-25: von Mosel
Korrespondenzstelle
Vorausgehend
- 1818-11-05: an Wendt
- 1825-06-11: von Wendt
Folgend
Gestern Nachmittag, mein hochverehrter Freund, habe ich Mlle: Peters gehört*. Die Stimme ist keine von denen, die im ersten Augenblik rein durch sich selbst wirken: sie ist etwas belegt, dabey aber angenehm, gleich, und erstrekt sich vom tiefen G bis zum hohen H.
erfreuliche, runde, und nicht gewöhnliche Geläufigkeit ist vorhanden; der Vortrag nicht ohne Gefühl, und die gute Schule, in ruhiger Haltung ohne alles Grimaßiren, – Tragen des Tones, – zwekmäßigem Athemholen pp unverkennbar. Sie sang die lezte Arie aus der Cenerentola, und Variationen über die Cara memoria*.
Wenn nun auch ihr Gesang überhaupt keineswegs mehr Schülerhaft klingt, so ist er doch auch noch nicht zu der Selbstständigkeit gediehen die die Meisterin macht. Dieß kann aber auch nur erlangt werden, durch Selbst Stehen und die eigene Kunst in dem Erlernten bewegen lernen.
Ich wiederhole es, das Beste ist, kommen und hören Sie Selbst, oder veranstalten Sie dem Mädchen ein Concert in Leipzig, wo Sie sie im Verhältniße zum Locale, Orchester und Publikum am besten beurtheilen können. Sie ist übrigens fest musikalisch, und spielt recht ausgezeichnet Klavier.
Nehmen Sie vorlieb mit dem Referat Ihres‡ Referenten und behalten Sie ihn lieb.
In Achtung und Treue
Ihr
Weber.
Dresden d: 17t Juny 1825.
Apparat
Zusammenfassung
teilt ihm sein Urteil über die Musikalität und den Gesang von Ulrike Peters mit; empfiehlt ihm, ein Konzert für sie zu veranstalten, um sich ein Urteil zu bilden
Incipit
„Gestern Nachmittag, mein hochverehrter Freund, habe ich Mlle Peters gehört“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler
Überlieferung
-
Textzeuge: Verbleib unbekannt
Quellenbeschreibung
- 1 Bl., 2 b. S.
Provenienz
- Bassenge, Auktion 106, Autographen (23. Oktober 2015), S. 161 (Nr. 2437) und S. 164 (Abbildung Textseite; ohne Adressenseite)
- Stargardt, Der Autographensammler, N. F. Jg. 7, Nr. 2 (September 1957) [= Nr. 533 der Gesamtfolge], Nr. 466
Textkonstitution
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„Ihres“„einen“ überschrieben mit „Ihres“
Einzelstellenerläuterung
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„… habe ich Mlle: Peters gehört“Möglicherweise enthielt jener Brief Wendts, den Weber laut Tagebuch am 11. Juni erhielt, eine entsprechende Anfrage. In Leipzig suchte man für die folgende Wintersaison offenbar eine neue Konzertsängerin. Ulrike Peters wurde im Winter 1825/26 für 11 Konzerte mit 350 Talern (und 50 Talern Nachtrag wegen längeren Aufenthalts) engagiert; vgl. Alfred Dörffel, Geschichte der Gewandhausconcerte zu Leipzig. Vom 25. November 1781 bis 25. November 1881, Leipzig 1884, S. 48.
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„… Variationen über die Cara memoria“Vermutlich die Variationen von Peter von Winter. Das Thema „O cara memoria“ stammt aus Carafas Oper Adele di Lusignano.