Konzertübersicht der Fastenzeit 1816 in Prag (Teil 2 von 7)
Die zweyte Akademie amΔ 26. März* eröffnete die herrliche, klare, feurigströmende Symphonie aus c dur von Beethoven, die sorgfältig nuancirt und mit Lebendigkeit gegeben wurde. Die von mehrern Seiten in der Ersten ausgesprochene Bemerkung, daß die Bässe etwas zu schwach wären, hatte heute eine stärkere Besetzung derselben zur Folge, möchtenΔ die aufmerksamen Leiter und Direktoren nun noch die letzteΔ Sorgfalt auf das reine Zusammenstimmen, vorzüglich der Blasinstrumente, verwenden. Ref. kennt gar wohl die große Schw[i]erigkeit, mit denen‡ in dieser Hinsicht ein Orchester zu kämpfen hat, wegen tausendartiger technischer, physischer und mechanischer HindernisseΔ. Aber die größte Achtsamkeit darauf kann KunstjüngernΔ nicht eindringlich genug ans Herz gelegt werden.
2) Konzert für die Hoboe von Bahrdt*, trug J. Marschitschek mit Sicherheit und besonders gutem – wenn gleichΔ etwas vielem – Gebrauche des Staccato, vor.
Die Arie Nr 3) aus der Oper Faniska von Cherubini, wirkte, obwohl schön von Mad. Grünbaum gesungen und gut accompagnirt vom Orchester, nicht sehr an dieser Stelle, und behauptete ihre dramatischen Rechte.
4) Adagio und Polonaise von Rhode spielte J. Kalliwoda für sein noch zartes Alter sehrΔ fertig und mit Gefühl.
Von dem Konzert Nr. 5) für den Fagott von Stumpf wurde uns ein Satz entzogen, wahrscheinlich wegen der beschränkten Zeit. A. Gellert zeigte alle Anlagen, ein sehr achtungswerther Fagottist zu werden, durch Ruhe im Vortrage und schönen sichern Ton.
Mozarts Ouverture zur Zauberflöte beschloß im feurigsten Tempo sehr brav ausgeführt diese AkademieΔ, und gewiß verließ jeder Zuhörer voll Zufriedenheit über die schönen Leistungen den Saal, und erfreute sich des herrlichenΔ Gedeihens der vaterländischen Kunstjugend*.
Apparat
Zusammenfassung
Fortsetzung Besprechung der Fastenzeit-Konzerte; zweites Konzert der Schüler des Konservatoriums (26. März); lobt die insgesamt sehr brav ausgeführte musikalische Akademie
Generalvermerk
Entstehung
14., 17. und 18. April 1816 (laut TB)
Überlieferung in 2 Textzeugen
-
1. Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 3, Nr. 113 (22. April 1816), S. 451
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Kaiser (Schriften), S. 75f. (Nr. 80)
-
-
2. Textzeuge: Entwurf: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (VI), Bl. 43a/rQuellenbeschreibung
- über dem Ms Titel: „Fortsezzung.“; Incipit: „Die 2t. Akademie d: 26t. März, eröffnete die herrliche, klare feurigströmende Simphonie“; keine Datierung in A
- auf Bl. 1r von DBl. (Format 33,6x20,1 cm, grünliches Papier, WZ: bekröntes Ornament mit Horn, Gegenmarke: IFOM, Kettlinien ca. 2,4–2,6 cm) von Weber pag. S. 99; Überschrift und ganze Seite quer mit Blei durchgestrichen von fremder Hand
Dazugehörige Textwiedergaben
-
HellS II, S. 175f.
-
MMW III, S. 107
Textkonstitution
-
„denen“sic!
Einzelstellenerläuterung
-
„… zweyte Akademie am 26. März“Vgl. Webers TB-Eintrag.
-
„… für die Hoboe von Bahrdt“Fraglich, welcher der Kopenhagener Oboisten und Komponisten dieses Namens: Christian Samuel Barth (1735–1809) oder dessen Söhne Frederik Philip Carl August Barth (1775–1804) bzw. Christian Frederik Barth.
Lesarten
-
Textzeuge 1: „am“Textzeuge 2: „d:“
-
Textzeuge 1: „möchten“Textzeuge 2: „mögten“
-
Textzeuge 1: „noch die letzte“Textzeuge 2: „auch noch größere“
-
Textzeuge 1: „tausendartiger technischer, physischer und mechanischer Hindernisse“Textzeuge 2: „tausendartig technischen, phisischen und Mechanischen Hindernißen“
-
Textzeuge 1: „Kunstjüngern“Textzeuge 2: „jungen Zöglingen“
-
Textzeuge 1: „gleich“Textzeuge 2: Text nicht vorhanden.
-
Textzeuge 1: „sehr“Textzeuge 2: „recht“
-
Textzeuge 1: „diese Akademie“Textzeuge 2: Text nicht vorhanden.
-
Textzeuge 1: „herrlichen“Textzeuge 2: „schönen“