Freitag, 3. Mai 1822
Dresden
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d: 3t Benedikt kam zurük* und brachte mir Briefe
von Hiemer, Peters. Moses Bened: Pezold. um 11 ½ 2 Uhr
SezProbe Dorfbarbier. 1t ZeisT. um 4 Uhr Marschners Kyrie
und Gloria* gehört.
Brief von Bierey erhalten.
zu Hause. Kopfweh.
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Apparat
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Dagmar Beck
- Kommentar
- Dagmar Beck; Frank Ziegler
Überlieferung
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Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (D-B)
Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 1Provenienz
- Umwandlung der Dauerleihgabe in eine Schenkung durch Hans-Jürgen Freiherr von Weber am 15. November 1986
- bis 1986 in Familienbesitz (seit 1956 bereits als Dauerleihgabe in der Berliner Staatsbibliothek)
Themenkommentare
Einzelstellenerläuterung
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„… Benedikt kam zurük“Wegen Webers Reise nach Wien und anschließend vermutlich auch aus Rücksicht auf die Schwangerschaft Caroline von Webers hatte Benedicts Unterricht bei Weber nach dem 8. Februar 1822 pausiert; der Schüler war in dieser Zeit zu seiner Familie nach Stuttgart gereist, wo er am 26. März im Abonnementskonzert der Hofkapelle auftrat; vgl. Weberiana 19, S. 139–142.
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„… Uhr Marschners Kyrie und Gloria“Marschners einzige, um 1821 komponierte Messe gilt als verschollen. Die Aufführung der beiden Messsätze fand im Rahmen der Bewerbung Marschners um das vakante Amt des Kreuzkantors statt. Chr. Th. Weinlig urteilte als Sachverständiger in seinem Pro Memoria vom 14. Mai 1822 (Stadtarchiv Dresden, Bestand 2.1.2 Ratsarchiv, Signatur: B. VII, 48, Bl. 214–216, Zitat nach Bl. 214v), Marschner habe „in seinem Kyrie einen recht braven, im ächten Kirchenstyl geschriebenen und mit mannigfachen Imitationen reich ausgestatteten Satz produzirt. Das Gloria, obwohl nicht arm an musikalischen Schönheiten, schien mir aber doch, - mit Ausnahme des lobenswerthen Mittelsatzes, - ein wenig zu wild für die Kirche, und zeigte keine ganz sichere Haltung; dagegen war die Schlußfuge wieder recht gut - brillant und mit Leichtigkeit - gearbeitet. Die Instrumentirung war zwar größtentheils zweckmäßig, aber doch hier und da nicht ganz der Natur der Instrumente entsprechend; so wie dieß [bei] einem jungen Componisten, bei noch nicht völlig ausreichender Erfahrung, wohl manchmal zu begegnen pflegt.“; vgl. dazu auch Karl Held, Das Kreuzkantorat zu Dresden. Nach archivalischen Quellen bearbeitet, in: Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft, Jg. 10, Heft 3 (Juli 1894), S. 387f. Weber besuchte nur Marschners Probeaufführung, nicht aber jene von dessen Konkurrenten August Blüher (10. Mai) und Friedrich Wilhelm Agthe (12. Mai). In der Ratssitzung vom 30. Mai 1822 einigte man sich auf F. W. Agthe als neuen Kreuzkantor.