Nachrichten aus Dresden vom 24. Januar 1817

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Am 24. Januar gab unser braver Violoncellist, Herr Kammermusikus Dotzauer im Saale der Harmonie ein Konzert, welches die Königl. Kapelle unterstützte. Eine treffliche Ouverture von Andreas Romberg machte die Einleitung und zeigte gleich durch ihre gelehrten Verkettungen, daß dieser Abend dem ernsten deutschen Musikstyl gewidmet sey. In dem darauf folgenden Konzert von Herrn Dotzauer gespielt und komponirt mußte man seine hohe Kunstfertigkeit und seinen geistvollen Vortrag wahrhaft bewundern, doch, mit etwas weniger Wissenschaft und Gelehrsamkeit hätte der treffliche Künstler vielleicht noch sicherer den Weg zu Herz und Phantasie gefunden. Weit mehr zu seinem Vortheil erschien daher der Virtuose in dem reizenden Rondoletto von Bern. Romberg, welches, indem sich die seltenste Kunstfertigkeit glänzend darin entfalten kann, sich doch nie in mathematische Gründlichkeit vertieft. Silberhell und lieblich erklangen hier die hohen Glockentöne des Violoncells, während Windesrauschen und Sturmesflügel über die tiefen Saiten hinzuwehen schien.

Unser trefflicher Pianofortespieler, Herr Klengel, den wir freudig wieder in seiner Heimath begrüßen, erfreute uns durch ein eben so schön vorgetragenes als gedichtetes Konzert, denn wahre Dichtung, kräftig und gediegen, sinnig und reizend zugleich sind seine Kompositionen. Die glänzende Rundung, die seelenvolle Würde seines Spiels beweisen, daß man auch auf dem, nur unter Meisterhand dankbaren Piano, doch nicht der Gauklerkünste bedarf um zu entzücken. Wenn diese blenden und das Urtheil fast bestricken, so kehrt man um so lieber zu der reinen Klarheit eines solchen Spiels zurück. Dem. Gaudin sang zwei Arien mit viel Kraft und Feuer. Herr Dotzauer beschloß das Konzert mit einem sehr brillanten und gefälligen Potpourri von eigner Komposition und bewährte seine ächte Meisterschaft auf einem so schwierigen Instrumente, welches er siegend beherrscht. Mit der ihm ganz eignen Gefälligkeit dirigirte der Herr Konzertmeister Polledro das Orchester auch diesen Abend. Es war die dritte ¦ große musikalische Akademie, die uns in diesem Winter erfreute, und ist einst sinnig und dichterisch die Baukunst versteinerte Musik genannt worden, so könnte man wohl mit Recht die Musik ein unsichtbares Aethergebäude nennen; da hätte uns nun der erste dieser Abende in einen heitern griechischen Tempel geführt, dessen Säulen mit Rosen und Je länger je lieber umwunden waren, den die reinsten Sonnenstrahlen Sinn- und Herzerwärmend durchglühten, der zweite in einen zierlichen morgenländischen Pavillon, mit schimmernden Arabesken und goldnen Inschriften geschmückt, und der dritte in ein kunstvoll gewölbtes, sorgsam verziertes Münster; überall war es uns wohl, denn verklärend erleuchtete die Kunst jedes dieser Gebäude! –

C.

Apparat

Zusammenfassung

Besprechung: Konzert des Cellisten Johann Friedrich Dotzauer am 24. Januar 1817 in der Harmonie in Dresden (als 3. musikalische Akademie des Winters)

Entstehung

spätestens 3. Februar 1817

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 30 (4. Februar 1817), Bl. 2v

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